Chapter 50 - ... for the truth can be awkward

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Von Anfang an wusste ich: Das wird böse enden! Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Jedenfalls für mich. Mikes Mutter hatte zwar etwas verwundert auf die Neuigkeiten reagiert, ritt aber auf dem Thema nicht weiter herum, als wir am Abend das von mir zubereitete Chili con Carne gelöffelt und dabei über Gott und die Welt geplaudert hatten, während im Hintergrund Mikes Lieblingssender dudelte.

is it over now... ? ♪ „Ja, Leute, hier sind sie... Live from Bristol: Kosheen! Mit einem echten Knaller" ♪ ... so tell me how does it feel ♪

Dreh doch mal lauter, hätte ich am liebsten gerufen, denn diesen Song liebte ich. Über die Musikauswahl des nervigen Moderators wunderte ich mich inzwischen schon gar nicht mehr; dennoch fragte ich mich, warum er einen zwölf Jahre alten Song, den kaum ein Schwein kannte, ausgegraben hatte und ihn nicht mal komplett ausspielte. Das war ja schlimmer als bei diesen unsäglichen Charts-Shows, in denen uninteressante „Promis" ihre Weisheiten breit traten und in die Songs hinein quasselten.

I took my shoes off so I wouldn't tread over the clean sheets wrapped around that dirty bed ♪ „Ladies and Gentlemen, merkt Euch das Datum vor: Am 15. Dezember kehren sie zurück auf die Bühne. The Homecoming Gig. In Bristol. Back to the roots!... "

Ja, ist klar! Hier die Werbetrommel rühren für ein Event, das nicht mal hier stattfindet, sondern Tausende von Kilometern entfernt. Geht's eigentlich noch.

„... Und wir sind mittendrin statt nur live dabei – wir senden live aus dem Thekla – und nun endlich der Song in voller Länge – have fun!"

Na endlich – sie spielten"Overkill" ja doch noch. Darauf einen Toast!

Ich leerte mein Glas, das mir gleich darauf nachgefüllt wurde. Zu viel Information und zu viel Wein: Angesichts Marias Schwärmerei für den größten Maler aller Zeiten bekam der Titel „meines" Songs eine ganz neue Bedeutung. Hier hatten wir ihn: den Van-Gogh-Overkill, und er ging weiter, als ich dachte.

„Ach, daher Dein zweiter Vorname", sinnierte ich nach dem ersten Schluck Primitivo. Inzwischen hatte ich nämlich Mikes vollen Namen herausgefunden.

Für einen Moment herrschte am Tisch vollkommene Stille, dann verhallten auch die elektronischen Klänge aus dem Radio. Verblüfft starrte Mariangela mich an, dann brach sie in schallendes Lachen aus. Ihr Heiterkeitsausbruch war ansteckend, auch Mike konnte nicht mehr an sich halten.

Ganz großes Kino, Andrea, jetzt halten sie Dich beide für plemplem – aber schön, dass ich Sie auf andere Gedanken bringen konnte, Mr. Mitchell! Aber noch schöner fände ich es, wenn Ihr mich nicht dumm sterben lassen würdet...

„Ein holländischer Maler als Inspiration für meinen Namen. Der war gut, schnappte Mike nach Luft. „Schade, dass Ihr beide euch bei James nicht auf Theo einigen konntet."

Guter Punkt, und inzwischen hatte sich auch Mariangela wieder beruhigt. „Scusi, Andrea, dafür dass ich lachen musste, aber die Vorstellung war wirklich lustig, aber auch verständlich. Aber die Geschichte ist viel simpler."

Ach was? Jetzt war ich aber gespannt.

„Die Idee hat was, aber so weit geht meine Verehrung dann doch nicht. Vincente war der Name meines Vaters, und nachdem sich Trevor schon bei der Wahl des Namens für unseren ersten Sohn durchgesetzt hat..."

Ich verstand. So gesehen, hätte ich auch darauf bestanden, dass ich beim nächsten Mal den oder die Namen aussuchen durfte.

Von der gelösten Stimmung, in der der Abend geendet hatte, war bei uns nun nicht mehr viel zu spüren: Während wir auf Trevor Mitchell und James warteten, wippte ich nervös mit dem Fuß.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt