Chapter 32 - I'm locked out and it's my fault

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Darauf warst du nicht gefasst: Jenny und Nico.

Nicht dass ich ihnen ihr Glück nicht gönnte, aber irgendwie konnte ich mir die beiden nicht als Paar vorstellen. Auch nicht, wie sie zueinander gefunden hatten. Schon blöd, wenn man nicht von Anfang an dabei ist. Tja, Freunde der Nacht, so ist es, wenn man den Kontakt zu seinen Leuten daheim verliert. Sich ausgesperrt zu fühlen, ist nicht lustig. I'm locked out and it's my fault?

Natürlich ist es nicht Dein Fehler – niemand ist schuld, und selbstverständlich dreht sich die Welt auch ohne Deine Abwesenheit weiter. Und sie dreht sich vor allem nicht um Dich. Dennoch...

Trotzdem fühlte ich mich so alleine wie schon lange nicht mehr. Dabei hatte mich kein Mensch verlassen. Herumzusitzen und Gedanken zu wälzen, die nirgends hinführten, bekam mir gar nicht. Verdammt, Andrea, reiß Dich zusammen und sieh zu, dass Du unter Menschen kommst, und zwar schnell.

Unter Menschen... Nur ein Katzensprung trennte mich von ihnen, und allmählich wurde es Zeit, aufzubrechen, denn wenn ich Brian richtig verstanden hatte, erwarteten uns drei Konzerte in Folge, ganz in der Nähe von Vancouver, bevor es weiterging in Richtung Vancouver Island. Nach dem Norden war jetzt der Süden dran.

Donnerstag, Freitag und Samstag: Und schon wieder war ein Konzert an einem Werktag dabei. Für alle, die am nächsten Morgen früh raus mussten, konnten solche Termine die Hölle sein, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Allerdings konnte einem so ein Konzert mitten in der Woche so viel Auftrieb verleihen, dass man den neuen Morgen mit unerwarteter Energie begann und die gute Laune den ganzen Tag und für den Rest der Woche vorhielt.

Auch das hatte ich bereits erlebt, aber bei Luke, der so wild darauf gewesen war, uns live zu sehen, konnte ich mir das nicht so recht vorstellen. Sich einen Abend lang von Musik beschallen zu lassen, die weit außerhalb seines Radars lag, zeugte schon von besonderer Risikofreudigkeit und ließ mich vermuten, dass er es bei dem einmaligen Experiment belassen würde. Als ich dann auf die restlichen Versprengten unserer Gruppe traf, fand ich Luke ins Gespräch mit Mike vertieft. Die beiden verstanden sich bestens.

„Ich weiß ja nicht, ob Du die hundert Kilometer auf Dich nehmen willst," hörte ich Mike sagen.

Den Anfang hatte ich zwar nicht mitbekommen, aber es konnte nur um den vergangenen Abend gehen. Luke wollte sich doch nicht etwa ein weiteres Konzert antun? Anscheinend wohl doch, vorausgesetzt OxyGen würden ihre Setlist in Richtung Iron Maiden oder AC/DC verschieben. Aber das würden sie schon aus zwei Gründen nicht tun: Brian und der Rest der Band würden die Liste der Songs nicht schon wieder ändern, wo sie jetzt endlich die ideale Kombination gefunden hatten, und für diesen Musikwunsch eines einzelnen Besuchers war Mikes Stimme nicht geeignet.

Ebenso gut hätte man von Bruce Dickinson verlangen können, wie Johnny Cash zu singen. Zum Glück sah Mike das genau so, denn er musste zu seinem und Lukes Bedauern ablehnen.

„Schade", war dessen abschließendes Urteil, „Deine Lady hatte recht: Ihr wart richtig gut, auch wenn's nicht meine Musik ist."

Aber hallo! Das war das letzte, was ich erwartet hätte: Applaus, Applaus, für Deine Worte - die gingen runter wie Öl, und nicht nur mir. Wenn Fans bei Konzerten regelmäßig aus dem Häuschen gerieten, war das wunderbar, und dass es jetzt schon besonders Hartgesottene gab, die ihnen überall hin folgten, ließ erahnen, was passieren würde, wenn sie bei dem richtigen Plattenlabel unterkamen, aber ein solches Kompliment von jemandem zu erhalten, der mit ihrer Art von Musik so gar nichts anfangen konnte, war eine ganz andere Hausnummer.

Nur zu gerne hätte ich mich in das Gespräch eingeklinkt und den Plausch weitergeführt, aber so langsam drängte die Zeit, und wir waren noch nicht reisefertig. Bei mir würde es schnell gehen: Duschen, Kaffeetrinken, meinen Kram in den Rucksack stopfen. Und das Ganze in Rekordzeit. Die Aufgabe, den Abschied zu organisieren, war erneut Mark zugefallen, denn Brian wartete bereits an der neuen Location auf uns. Bäumchen, wechsel Dich: Mark hatte Brian den Impala überlassen, damit der zuerst Danny, Sue und Madlyn am Hotel absetzen und dann gleich darauf Steve abholen konnte.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt