Chapter 48 - Sunset at the top

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„Du hast Dich um alles gekümmert..." wiederholte ich seine Antwort. „... und warum habe ich davon nichts mitgekriegt?"

„Tja", räusperte er sich, „das haben Überraschungen so an sich. Aber ernsthaft: Ich glaube, das Ganze hat angefangen, als ich gesehen habe, wie Du Kellys Maschine bewundert hast. Ich wette, Du wärst selber gerne damit gefahren."

Gut beobachtet, Mr. Mitchell, dachte ich bei dieser Eröffnung. Nun wollte ich auch den Rest hören, denn ich war neugierig, wie weit seine Beobachtungsgabe noch ging. Ich musste nicht lange warten: Ihm war meine Enttäuschung, dass sich Mark und Sue für meinen Vorschlag nicht begeistert hatten, nicht entgangen, und so hatte sein Plan konkrete Formen angenommen.

„So, und jetzt mach die Augen zu. Auf Dich wartet nämlich noch der letzte Teil der Überraschung."

Ach, du Schreck, was kam als nächstes?

„Nicht blinzeln, Süße."

Jetzt mach's nicht so spannend, hibbelte ich mit geschlossenen Augen und hörte Mike hinter mir mit einem Stück Papier knistern.

„So. Jetzt. Augen auf. Et voilà..."

Mein Blick fiel auf zwei ausgedruckte Online-Tickets. Aber wie zum...

„Sorry, dass es heute morgen nicht schneller ging, aber Chris hatte ein Problem mit dem Drucker. Beinahe hätte es nicht geklappt..."

„Tickets für die Space Needle?" stieß ich ungläubig hervor.

„Ja, was dachtest Du denn?" erwiderte er. Ob ich geglaubt hatte, dass er mit mir hierher gefahren war, nur um mir das Panorama zu zeigen? Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was ich glauben sollte.

„Ein Ausflug nach Seattle wird doch erst durch eine Besichtigung der Space Needle perfekt. Außerdem wäre das so, als würdest Du den Aufenthalt im Basislager der Expedition auf den Mount Everest vorziehen."

Da kannte er mich aber schlecht. In meinen Augen war Perfektion ohnehin überbewertet. Und so, wie es Leute gab, denen allein die Trekkingtour zum Everest und dessen Anblick von unten reichte, war ich schon glücklich darüber, dass er mir diese Freude hatte machen wollen.

Der gute Wille zählte, und so hielt sich meine Enttäuschung, dass der romantische Abend zu zweit dann doch anders ablief als von ihm geplant, so ziemlich in Grenzen.

„Schade. Ich hätte Dir so gerne das volle Programm geboten. 360 Sunset At The Top..."

Statt der Weinverkostung mit Häppchen bei Sonnenuntergang im Drehrestaurant saßen wir bei einer Tasse Kaffee an einem Fensterplatz im Café hoch oben im Turm und studierten die Karte mit ihren Burgern, Sandwichs und anderen Snacks. Etwas teuer, der ganze Spaß hier.

Ob sich hier etwas drehte oder nicht, war mir gleich; ich war froh, dass wir überhaupt noch einen Platz ergattert hatten, und dann noch einen so guten. Bestimmt war in der sogenannten Wine Bar auch nicht weniger los. Für ein romantisches Dinner wäre sie in meinen Augen der falsche Ort gewesen wie das Atmos Café.

„Ich finde es ja unheimlich lieb von Dir, dass Du mich gerne zu diesem 'Sunset Wine Experience' einladen wolltest, aber das hier ist Amerika, und da ich noch nicht 21 bin..."

„Ich weiß, aber..."

„Nichts 'aber' – schau mal," deutete ich auf einen Punkt in der Beschreibung des Events, das ihm ursprünglich für unseren gemeinsamen Abend vorgeschwebt war,

Seating is limited and tables are shared... ich glaube, diesen Verlust kann ich verschmerzen." Und den Sonnenuntergang sehe ich mir sowieso lieber draußen an, fügte ich in Gedanken hinzu, wobei 'draußen' relativ war.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt