Chapter 37 - This is what we least expected

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„Uhrenvergleich: Neunzehn dreißig. Das Meeting ist eröffnet."

Nanu, Brian machte es aber wirklich spannend. Und dann war er auch noch so förmlich.

„Der morgige Abend wird Bandgeschichte schreiben", fuhr er fort. „Morgen Abend, Leute, wird es ernst. Könnt Ihr euch noch an Freitagabend erinnern?"

Oh ja, und wie wir das konnten! Diesen Abend würde keiner von uns so schnell vergessen. Die Halle war knallvoll gewesen, das Publikum so gutgelaunt wie noch nie, und die Band hatte sich die Seele aus dem Leib gespielt. Der Song „Freeway", der als Film die Goldene Himbeere verdient hätte, war endgültig aus dem Programm geflogen.

Dafür hatten Danny und Mark eine Extra-Instrumentalsession hingelegt und die Highland Cathedral ausgebaut. Und Lindsay Coopers Fotos hatten ihr übriges getan.

„Also gut. Dass wir spitze waren, fand auch dieser Typ, mit dem ich verabredet war. Brandon Cole ist Talent Scout bei VC Star Records und hat sein Management davon überzeugen können, dass wir der kommende heiße Scheiß sind."

Ach nö, zuerst redet er wie ein Bankmanager, und dann wechselt er in einen Slang, von dem ich dachte, dass er längst out sei. 'VC Star Records' – bei diesem Namen klingelte nichts, bei keinem von uns. Es dauerte nicht lange, bis Brian uns aufklärte.

„VC Star Records sind zwar nur ein relativ kleines Label, aber Leute, hey, das wird der nächste Schritt auf unserem Weg nach oben. Mr. Cole fand uns so gut, dass er sich nochmal ein Bild in einer kleineren Location machen will, und zwar morgen."

Deswegen war es ihm so wichtig gewesen, dass wir so früh wie möglich in Parksville ankamen. Das Konzert morgen Abend würde unsere ganze Konzentration und vollen Einsatz fordern, da ging es gar nicht, dass wir die Nacht zum Tag machten und ausgingen, um bis in die Puppen zu feiern. Mit anderen Worten, die Nachtruhe würde heute früher anbrechen als sonst. Bei Brians letzten Worten grinste Ryan vielsagend vor sich hin.

Warum wusste ich, dass er am Nachmittag längst im Bilde gewesen war? Natürlich war er dabei gewesen, als Brian den wichtigen Anruf auf der Fähre erhalten hatte. Na toll; anstatt Mike und mich sinnlos zuzutexten, hätte er das ruhig erwähnen können. Ach nein, vielleicht doch nicht, denn Brian hatte ihm Stillschweigen verordnet.

Und deswegen hatte er sich im Wagen auch so bedeckt gehalten. So langsam verstand ich, wie er tickte. Bei Stress riskierte er eine große Klappe, und auch nur bestimmten Leuten gegenüber. Zum Glück traute er sich das bei John nicht, aber in Mike und mir hatte er die perfekte Zielscheibe gefunden.

Wohl war mir nicht dabei, denn ich traute ihm immer noch nicht über den Weg, auch wenn er vorgeblich das Interesse an mir verloren hatte. Welche Absichten er auch immer verfolgte, Bradleys Warnung war noch immer präsent.

Pass bloß auf, dass er sich nicht zwischen euch drängt. Noch deutlicher hatte er gar nicht werden müssen. Dazu würde es nun nicht mehr kommen. Mikes Beinahezusammenbruch und die Tatsache, dass auch ich nun die ganze Geschichte kannte, hatte uns nur noch enger zusammengeschweißt.

Never underrate the morning after. Und schon gar nicht Dienstage, die sich zunächst nicht anders anfühlen als andere Tage, jedenfalls nicht, bis man die erste Tasse Kaffee intus hat, die auch dringend notwendig ist, nachdem die Nacht so ungewohnt kurz gewesen ist.

Zum Einstieg hatte uns Brian beim Frühstück noch einmal daran erinnert, wie unglaublich wichtig der heutige Abend sein würde und präsentierte uns eine glorreiche Idee, auf die er hundertprozentig nicht von selbst gekommen war: Ein Duett sollte es sein. Aber hallo – und zwar nicht irgendeins, sondern den seiner Meinung nach besten Song des letzten Jahres: Shallow.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt