♫ ♪ ♫ Desire! ♫ ♪ ♫ schallte es quer über die Bühne.
Wie ich das Talent mancher Leute bewunderte, das passende Lied genau in dem Augenblick aufzulegen, in dem ich mir lieber Stille gewünscht hätte. U2 waren zwar meistens eine gute Wahl, aber bitte nicht gerade jetzt. Gut, dass niemand auf die Idee gekommen war, „Some like it hot" zu spielen. Denn das hätte die Peinlichkeit nur noch länger andauern lassen, was aber anscheind nur mir auffiel. Der Rest war anderweitig beschäftigt. Und Mike... der hatte sich unauffällig verkrümelt und machte sich am Mikrofon zu schaffen, das ich vorhin als erstes verkabelt hatte.
Zeit für mich, meine Pause zu beenden, mit den letzten Kabelbindern die losen Kabel zu sichern und den restlichen Kram einzusammeln, bevor ich mich Dave anschloss, der mit Kevin, Bradley und Leslie ins Gespräch vertieft war. So wie die Männer in die Gegend schauten, war die Stimmung auch schon mal besser gewesen. Von den beiden Roadies war weit und breit nichts zu sehen.
„Was ist denn bei Euch los?" begrüßte ich meine Kollegen. „Wolltet ihr nicht die Lichtanlage testen?" Oder den Sound? Irgendwie lief heute gar nichts nach Plan.
„Frag das mal die Herren Musiker", erwiderte Bradley, mit den Augen rollend. Oder besser nicht. „Die wollten ihre Probe vorverlegen, weil jemand es für eine gute Idee gehalten hat, die Setlist wieder einmal umzuschmeißen."
Wer dieser Jemand wohl war? Aber so, wie er dieses Wörtchen betonte, hatte ich das Gefühl, die Antwort bereits zu kennen.
„Plötzlich sind ihnen die alten Songs nicht mehr gut genug. Jetzt soll mehr von Depeche Mode, U2 und INXS rein." Ich hatte es mir schon gedacht; es aber von einem Dritten zu hören, war eine ganz andere Hausnummer.
„Tolle Wurst", maulte jetzt auch Kevin. „ich wüsste zu gerne, wessen Schnapsidee das nun schon wieder war. Vorher waren die Coverversionen wenigstens noch bunt gemischt, und die Jungs hatten so was wie Abwechslung in ihrem Programm, bis auf den Schmachtfetzen in der Mitte und das schottische Instrumental am Schluss. Und jetzt? - Läuft das Programm auf ein 'Tribute to - für wen auch immer' hinaus."
Tribute to the greatest bands of the eighties or the greatest showmen? Und er hatte keine Ahnung, wem diese Änderung eingefallen war. Da war ich zwar schon bedeutend weiter, aber auf diesen Durchblick hätte ich lieber verzichtet. Mir fiel wieder unsere Fahrt nach dem Essen im Diner ein. 'Geiler Song – so langsam kann ich verstehen, was Du an dieser Band findest.' Gut, dass Ihr nicht dabeigewesen seid, denn dann würdet Ihr wissen, wer diesen musikalischen Fußabdruck hinterlassen hat und dass U2 und Depeche Mode nur Füllmaterial mit Alibifunktion sind. Und dann – wärt Ihr noch angesäuerter als jetzt.
Ihre Aufregung konnte Leslie nicht teilen: „Leute, jetzt beruhigt euch wieder. Mir kann's gleich sein, ob die Jungs Coverversionen von AC/DC, den Simple Minds oder irgendwelchen Pubrockern aus der Wüste Nevada proben..."
Australische Stadionrocker, bitte schön, dachte ich, wenn schon, dann bitte auch richtig.
„... für den Soundcheck spielt das nun wirklich keine Rolle. Umso besser, wenn es nicht zu sehr Kraut und Rüben ist. Dann hab ich's an den Reglern einfacher."
Insgeheim musste ich ihr Recht geben. Und es war ja nun nicht so, dass OxyGen brandneues und noch nie geprobtes Songmaterial ausprobieren wollten. Das ein oder andere Lied hatten sie immer mal zwischen ihren Eigenkompositionen verteilt, aber eben nicht so geballt. Schön, dass ein gewisser Jemand mir damit eine Freude machen wollte... aber ob die Fans das auch so sehen würden? War es dabei in dem erhitzten Wortwechsel zwischen Mark, Danny und John gegangen?
Eine Diskussion, aus der sich Ryan genauso wie Leslie heraushielt; dem einen machte die geplante Änderung anscheinend nichts aus, der anderen kam gar nicht so ungelegen, dass sich ein einheitlicher Stil durch das Programm ziehen würde. Nur eben nicht an diesem Abend, wie Brian unmissverständlich klarstellte. Dennoch konnte es nicht schaden, wenn sie die für kommende Konzerte vorgesehenen Songs jetzt schon mal probten oder beim Soundcheck anspielten.
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Broken Strings
RomanceWork&Travel in Kanada und eine spontan getroffene Entscheidung mit unvorhergesehenen Folgen. Sie war so kurz davor, das Land zu verlassen, doch dann war da dieser eine Abend, der für sie alles veränderte. Eine Begegnung, die ihre Zukunft in neue Ba...