Chapter 14 - In the dark

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Warum hast du das getan?"

Ja, warum eigentlich... Dass Mike verwirrt und aufgebracht hinter mir herlief, konnte ich ihm nicht verübeln. Nicht nur, dass ich am Steuer von Marks Wagen gesessen hatte, als wir vorm Hotel vorgefahren waren; nein, ich hatte versucht, den noch immer erbosten Mark zu besänftigen, indem ich die Schuld auf mich genommen hatte. In meiner Version war ich es gewesen, die unbedingt in dieses Diner gewollt und Mike dazu überredet hatte, sich den Impala zu „leihen".

Ich hätte auch die Klappe halten und die beiden ihren Streit untereinander ausfechten lassen können, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass diese Art von Spannung der Band und ihrem bevorstehenden Auftritt eher nicht so gut bekam. Außerdem konnte es noch schlimmer für mich ohnehin nicht mehr werden. Wenn ich gedacht hatte, dass mein Auftritt Mark beeindrucken würde, hatte ich mich geschnitten. Er war fest entschlossen, dem Sänger, dessen Eskapaden ihm inzwischen gewaltig auf den Zeiger gingen, eine Standpauke zu halten, und glaubte mir kein Wort. Auch nicht, dass ich ihn dazu angestiftet hatte, die Tachonadel bis zum Anschlag hochzujagen.

„Ach, glaub doch, was du willst!" hatte ich zurück gefaucht und war genervt davon gestürzt, nicht ohne die Tür mit Schwung ins Schloss zu knallen.

Wie hatte ich auch nur glauben können, dass mein dämlicher Plan aufgehen würde. So blöd konnte doch niemand sein. Frustriert und erschöpft riss ich meine Zimmertür sperrangelweit auf. Blöde Idioten! Die konnten mich mal kreuzweise! Ich wollte nur noch eins: die ölverschmierten Klamotten ausziehen und Ruß und Schweiß endlich unter der Dusche loswerden. Von wegen, auf Schwarz sah man die Flecken nicht. Alles sah man. Saubere Arbeit hatte ich da geleistet. Für heute war das Maß voll. Sollten sie ihren Scheiß doch alleine machen. Den Buckel konnten sie mir runter rutschen. Alle, und zwar ausnahmslos.

Na toll, jetzt meldeten sich auch noch meine Nackenmuskeln, die sich bei der ungewohnten Schrauberei verhärtet hatten, und funkten eindeutige Signale an mein Hirn: Der stechende Schmerz ließ mich stöhnend gegen die Tür sinken, die mit einem Plopp! ins Schloss fiel. Nur gut, dass mich Leslie in diesem Zustand nicht sah. Ihre Fragen hätte ich jetzt nicht auch noch ertragen. Endlich alleine! Aber die Ruhe währte nicht lange.

„Andie, Süße, bitte mach auf!" Oh no. Jetzt nicht auch noch Mike. Aber so einfach ließ er sich nicht abwimmeln.

„Andie, bitte. Rede mit mir." Aber genau dazu hatte ich nicht die geringste Lust. Seufzend drehte ich mich um. Vielleicht verschwand er ja, wenn ich ihn bat, zu gehen. „Süße, ich..."

Na schön, dann öffnete die Süße ihm halt die Tür und gewährte ihm eine Minute. „Okay, Mike, was willst du?" Freundlichkeit sah anders aus.

„Andrea, Baby. Ich will einfach nur wissen, warum..."

Ach nee, nicht schon wieder die gleiche Leier.

„Wenn hier einer den Anschiss verdient hat, dann ja wohl ich!"

Wie bitte? Entgeistert starrte ich ihn durch die einen Spalt weit geöffnete Tür an, die Hand immer noch am Knauf. Das waren ja ganz neue Töne. Alles hätte ich erwartet, nur nicht, dass er mir gegenüber zugab, von Mark völlig zu Recht zusammengestaucht worden zu sein. Was aber auch im Gegenzug bedeutete, dass meine Aktion völlig für die Katz gewesen war. Kraftlos ließ ich die Arme sinken. Geh bitte, wollte ich sagen, aber ich konnte nicht. Doch ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, noch viel weniger. Dieser kurze Moment der Unachtsamkeit genügte, und er stand im Zimmer. Dann schloss er die Tür und drehte sich zu mir um.

„Warum?"

So, wie er mich ansah, hielt ich es für sinnlos, mich noch länger um eine Antwort herumzudrücken, aber was sollte ich ihm sagen? Dass ich Zwist und Hader zwischen den bisher anscheinend so guten Freunden nicht ertragen konnte? Mir reichte schon der Stress, den ich mit Frank hatte und für den es bis jetzt nur wenige Zeugen gab. Noch mehr Knatsch hinter den Kulissen? Der Tag morgen würde schon anstrengend genug werden, auch ohne miese Stimmung bei den Proben und beim Soundcheck. Wie das Konzert am Abend unter diesen Vorzeichen ablaufen würde, wollte ich mir lieber nicht vorstellen.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt