„So, und wenn Ihr beiden Euch wieder eingekriegt habt, würde ich gerne weiterspielen," versuchte Danny zu schlichten und nahm mir die Gläser ab, mit denen ich vor Mikes Nase herumfuchtelte.
Die Idee an sich war nicht schlecht, aber so langsam entfalteten die beiden Shots bei mir ihre Wirkung. Vorerst aber schob ich meine wackeligen Knie noch auf die Aufregung, in die ich mich nach und nach hineingesteigert hatte. Mein Partner sah das offenbar anders, denn er schob mir seinen Stuhl unter den Hintern und plazierte mich auf der Sitzfläche, keine Minute zu früh.
„Ein Vorschlag zur Güte: Du bleibst besser hier sitzen und trinkst erst mal 'nen Schluck Wasser".
Damit hatte er nicht nur seinen Sitzplatz, sondern auch sein Glas an mich abgetreten. Wie fürsorglich von ihm, dass er beschlossen hatte, eine Pause einzulegen, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten. Weitergespielt hätte ich nämlich auch gerne.
„Und Du, mein Freund", wandte er sich an Mike, während ich das Glas schlückchenweise leerte, „wie wär's, wenn Du nochmal losziehst und 'ne weitere Runde holst? Aber diesmal ohne die harten Sachen."
Den Kommentar, dass wir alle auf eine weitere Nacht in der Ausnüchterungszelle verzichten konnten, sparte er sich klugerweise; je eher sich Mike wieder beruhigte, desto besser, und außerdem musste es nun wirklich nicht sein, dass der Rest um uns herum von dieser Szene auch noch Wind bekam.
Falscher Ansatz, Andrea, falscher Ansatz; dieser Punkt geht leider nicht an Euch, auch wenn sich dank Dannys Intervention die beiden Streithähne wieder halbwegs beruhigt haben.
Hey, Danny Du Glückspilz", tönte es vom Billardtisch zu uns herüber, „gleich habt Ihr gewonnen."
Jetzt nicht auch noch Ryan - was musste der sich denn jetzt auch noch reinhängen! Leise konnten wir ja nun nicht gewesen sein, wenn man am Billardtisch, fünf Meter weiter, unsere Auseinandersetzung mitbekommen hatte. Warum hatte ich nur das dumpfe Gefühl, dass sich hinter dem scheinbar so harmlosen Glückwunsch mehr verbarg? Mittlerweile kannte ich nämlich seine unqualifizierten Bemerkungen, und auf die legte ich nicht den geringsten Wert.
„Mit Andie im Team kannst Du nur gewinnen, und die Verlierer können sich gleich schlafen legen..." Ha ha, sehr witzig! Sein Sarkasmus hatte mir gerade noch gefehlt. „Aber übertreibt es nachher nicht bei Eurer Siegesfeier."
Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Dieses Match würde keiner von uns gewinnen. Niemand würde es mehr sauber beenden, denn wir gerieten von zwei Seiten in die klassische Lose-Lose-Situation. Er kapierte es einfach nicht. Schon einmal hatte er sich mit seiner großen Klappe in die Bredouille gebracht; er musste schon ziemlich masochistisch veranlagt sein, wenn er sich heute eine zweite Abreibung einfangen wollte. Mike hatte diesen verbalen Ausfall nämlich gehört und kam ohne Nachschub an Getränken für uns zurück, dafür aber mit einem finsteren Blick. So finster, dass keiner von uns einschätzen konnte, was als nächstes passieren würde - aber bestimmt nichts gutes.
Damit war ich nicht die Einzige, denn nun war auch Madlyn auf Hundertachtzig. Sie hatte ich bisher als die Freundlichkeit in Person kennengelernt, nun war davon nichts zu spüren. In puncto Angepisstsein konnte sie Mike locker Konkurrenz machen und ging auch sofort auf Ryan los, der damit nicht gerechnet hatte.
„Sag mal, geht's noch? Du tickst wohl nicht mehr sauber."
Ja, liebe Madlyn, nun zeigt er sein wahres Gesicht – nun kannst Du Dir selbst ein Bild von seinem Charakter machen. Gerade noch ein prima Teamkollege, und dann – zack! - mutiert er zum Arschloch. Und zwar dann, wenn sein Vorsprung kleiner wird und es für sein Team nicht gut aussieht.
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Broken Strings
RomanceWork&Travel in Kanada und eine spontan getroffene Entscheidung mit unvorhergesehenen Folgen. Sie war so kurz davor, das Land zu verlassen, doch dann war da dieser eine Abend, der für sie alles veränderte. Eine Begegnung, die ihre Zukunft in neue Ba...