Chapter 27 - Jam Session

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„Es geht nicht darum, wie Du den Tag beendest, sondern wie Du ihn beginnst." Dieses Zitat aus 'Seattle Firefighters – die jungen Helden' hätte mich eigentlich beruhigen sollen, denn an diesem Morgen war Mike wieder ganz der alte.

Dennoch hatte ich immer noch dieses ungute Gefühl, das mich für längere Zeit am Einschlafen gehindert hatte; aber ihn jetzt zu fragen, was ihm gegen den Strich gegangen war, hätte wenig Sinn gehabt, denn er konnte sich nicht mehr an seinen anscheinend alkoholbedingten Stimmungsumschwung nach der Party erinnern. Hatte er sich letzte Nacht einfach aufs Ohr gehauen, ohne mich weiter zu beachten, so war ich an diesem Morgen nun diejenige, die zu weiterführenden Zärtlichkeiten nicht aufgelegt war. Sex um sechs? No way.

Statt dessen huschte ich in das winzige Gästebad, unterzog mich einer Katzenwäsche und durchwühlte meinen Rucksack nach frischen Sachen. Viel Auswahl war mir nach der fehlenden Gelegenheit zum Besuch des Waschsalons nicht geblieben.

Wir sind noch bis übermorgen hier, da müsstest Du das doch locker schaffen, überlegte ich mir, während ich im Geiste den vor mir liegenden Tag durchspielte: zuerst eine schöne Tasse starken Kaffee, bevor Luke, Danny und ich mit dem Verstärker zu seinem Bassisten fahren würden. Danach stand Wäschewaschen auf dem Plan.

„Und auf dem Rückweg könnt Ihr dann auch gleich noch an der Apotheke vorbeifahren", fügte Kelly einen weiteren Punkt meiner Liste hinzu, als sie mir einen großen Becher, dampfend heißen Kaffee vor die Nase stellte.

Da hatte wohl jemand einen gewaltigen Kater! Aber das war ein Irrtum. Gebraucht wurden keine Aspirintabletten oder Alka Seltzer, sondern Halstabletten und die üblichen rezeptfreien Mittel gegen Erkältung. Dass jemand aus ihrem Club eine Grippe ausbrütete, hatte ich gar nicht mitbekommen. Wie sich später zeigen sollte, lag ich aber auch damit gewaltig daneben. Fürs erste war Warten angesagt, und zwar auf Lukes Bandkollegen.

Ich mache drei Kreuze, wenn er endlich auftaucht, seufzte ich und sah meinen Zeitplan bereits in Gefahr. Ein verdächtiges Rumpeln überzeugte mich jedoch vom Gegenteil. 'P & J Gallagher – experts in removals & haulage since 1979': Mit quietschenden Reifen hielt der Transporter auf dem Hof, und ein Kerl wie ein Schrank sprang aus der Fahrerkabine.

„Danny, Andie – das ist Jay," übernahm Luke die Vorstellungsrunde, „Jay, das sind Andie und Danny... und das hier der Verstärker, um den es geht."

Mit langen Vorreden hielt sich Jay gar nicht erst auf – er öffnete den Laster und wuchtete das Gerät auf die Ladefläche, dann konnte es losgehen. Weit hatten wir zum Glück nicht zu fahren.

Das Gallagher'sche Firmengelände lag ein wenig außerhalb, und hier hatte die Garagenband auch ihren Probenraum. Der ideale Ort, um unseren Patienten auf Herz und Nieren zu prüfen. Dass es aber mit einer einfachen Spannungs- und Signalmessung nicht getan sein würde, erkannte ich an Jays vermeintlich harmloser Frage, warum wir das Gerät nicht längst unterwegs getestet hätten.

Dazu sagte ich lieber nichts; es war ja nicht mein persönliches Equipment, und wenn dessen Eigentümer nicht rechtzeitig aus dem Quark kam, konnte ich ihm auch nicht helfen. Aber den Schlamassel ausbaden, in den er sich und mich gleich mit hinein manövriert hatte, obwohl es nicht so weit gekommen wäre, wenn nicht ein anderer...

„Hey, Spitzenidee!" rief Danny. „Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?" Na toll, da passt man für einen Moment mal nicht auf, und schon sind die anderen ein ganzes Stück weiter als ich.

„Huch? Hab ich was verpasst?" bremste ich die Herren aus. „Vielleicht klärt mich mal jemand auf, was ihr vorhabt..." Damit war ich bei Danny und Jay genau an der richtigen Adresse.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt