Chapter 53 - Revenge is not the answer

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Wie war das nochmal mit dem Teufel und dem größten Haufen? Ein Gedanke, der sich mir nicht zum ersten Mal aufdrängte. Diesmal hatte es nicht nur die Problemsicherung erwischt, an der ich bereits zweimal herumgedoktert hatte, sondern auch noch zwei andere – eine davon an einer höhergelegenen Stelle, an die ich nur unter großen Schwierigkeiten herankam.

Das konnte kein Zufall sein. Eine Leiter oder einen Hocker hatte ich hier auch nicht gesehen. Das grenzte ja schon an Sabotage. Als ob irgend jemand da oben sich vorgenommen hatte, meine geplante Aussprache mit Mike schon im Vorfeld zu sabotieren. Fluchend streckte ich mich. Meine Finger berührten gerade so den Knauf aus Porzellan. Sicher würde es auch so gehen, aber in diesen Katakomben hätte ich jetzt doch lieber meinen Deputy bei mir gehabt. Doch ob der noch den Weg zu mir herunter finden würde, stand in den Sternen. Noch ein kleines Stückchen, dann hatte ich es.

Die Musik setzte ein und mit einer kleinen Verzögerung auch die flackernde Beleuchtung im Gang. Na also, geht doch! Und jetzt nichts wie hoch! Vielleicht hatte ich ja nun etwas mehr Glück und fand Mike endlich nach dem dritten Anlauf. Ich knipste die Lampe aus und machte mich zum Gehen bereit, als ich Schritte näherkommen hörte. Typisch: Kaum ist der Markt verlaufen, fällt John ein, dass er Dir eigentlich helfen sollte.

Aber es war nicht John, dem ich in die Arme lief. Sondern Ryan.

„Hey", sagte er, „ich dachte, ich schau mal, wo Du bleibst."

Was für eine Begrüßung. Wo ich die ganze Zeit über steckte, war ja nicht schwer zu erraten. Wo sollte ich auch sonst schon sein! Mehr noch als seine falsche, aufgesetzte Fürsorglichkeit ärgerte mich, dass er so tat, als wüsste er von nichts.

„Schätze, Du darfst jetzt den Rest des Abends den Laden von hier unten aus am Laufen halten."

Ja, reib noch tüchtig Salz in die Wunde, Sherlock! dachte ich, Clever kombiniert, dank Deines genialen Einfalls...

„Ach, echt? Da wäre ich ja nie von selbst drauf gekommen, und ich schätze, Du würdest mir nur allzu gern dabei Gesellschaft leisten", hörte ich mich sagen. Die Extraportion Zickigkeit - mehr Ironie ging nicht.

„Aber ich fürchte, daraus wird nichts. Ich bin erstens nicht zum Spaß und zweitens nicht alleine hier."

Das und die Anspielung auf meinen Partner würden ihm hoffentlich ein Dämpfer sein, aber er dachte gar nicht daran, denn er rückte bedenklich näher.

„So, so, Du fürchtest...."

Au weia, so wie er dieses Verb betonte, schwante mir nichts Gutes. Das hatte ich nun davon, dass ich einfachste Floskeln der Höflichkeit von mir gab. Jetzt erweckte ich auch noch den Eindruck, dass ich es bedauerte, ihn so bald schon wieder verlassen zu müssen, obwohl ich mich gerne noch länger mit ihm unterhalten hätte.

Na, das läuft ja heute wieder super, Andrea, höhnte ich in Gedanken. Das ist doch genau das, was Du zum Abschluss eines gelungenen Tages noch gebraucht hast.

„Aber was das 'nicht alleine hier' angeht – falls Du Mike suchst, der ist verschwunden. Mit Lee. Und so, wie ich ihn kenne, kann das länger dauern." fuhr Ryan fort.

Jeder Schuss ein Treffer, jeder Satz eine Detonation: Für einen Augenblick war ich dankbar, dass er in dem sparsamen Licht meinen entgeisterten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, denn jeder einzelne seiner genüsslich plazierten Sätze ließ vor meinen Augen ein Bild entstehen, das mir ganz und gar nicht gefiel.

Mit Lee. Das kann länger dauern. Am besten verdrängte ich es ganz schnell, bevor es sich endgültig in meinem Kopf einnistete. Doch schon seine nächsten Worte machten dieses Vorhaben zunichte.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt