Chapter 17 - Burning down the house

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„Andie, bitte..."

Sein Betteln zu ignorieren und mich voll und ganz meinem Kaffee zu widmen, fiel mir nicht leicht, aber nach dem vergangenen Abend konnte ich nicht einfach so zur Tagesordnung zurückkehren, als wäre nichts gewesen.

„... es tut mir leid."

Ach ja, Mike Mitchell? Es tut dir leid? Zuerst solltest Du Dich erst mal bei Deinem Kollegen entschuldigen – egal, für was für ein Arschloch Du ihn hältst, der keine Gelegenheit auslässt, sich an Deine Freundin heranzumachen; und, ja, ich habe auch noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, wenn Dich das beruhigt! Doch anstatt ihn damit zu bombardieren, hielt ich mich erst mal zurück und schaltete mit eisiger Stimme auf Sparflamme.

„So. Es tut Dir also leid. Und was, bitte, genau?"

Auf diese rhetorische Frage erwartete ich keine Antwort. „Dass Du Deinen Kollegen zusammenschlagen wolltest, dass Du inzwischen mit allen über Kreuz bist..."

Okay, das war geraten.

„... oder Deine verdammte Eifersucht?"

So, jetzt war die Katze war aus dem Sack. Was er mit dieser Information anfing, überließ ich ihm. Und dazu würde er gleich noch ausreichend Gelegenheit haben, denn Brian kam geradewegs auf uns zu.

„Wusste ich doch, dass ich Dich hier finde! Komm mit - wir müssen reden."

Da ich mich mit vor der Brust verschränkten Armen demonstrativ wegdrehte, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als mich unverrichteter Dinge stehen zu lassen (sofern er nach meiner Reaktion überhaupt noch etwas vorgehabt hatte) und seinem Boss nach drinnen zu folgen. Mit gemischten Gefühlen schaute ich beiden hinterher. Einerseits wünschte ich mir, dass Brian ihm aus denselben Gründen wie meinen ihm ins Gewissen redete, andererseits aber hoffte ich, dass er nochmal mit einem blauen Auge davon kam.

Obwohl er ein blaues Auge bereits hatte, das unzweifelhaft von Ryan stammte. Zu gerne hätte ich jetzt Mäuschen gespielt. Aber wenn man schon vom Teufel spricht... Genau dieser Kandidat tippte mir von hinten auf die Schulter, so dass ich vor Schreck beinahe den Rest meines Kaffees verschüttet hätte. Vive la France, Ryan Miller – einen besseren Zeitpunkt hätten Sie sich nicht aussuchen können. Wenn Dich Dein Boss zur Schnecke macht, kommst Du zur mir gerannt und hoffst auf eine Tüte Mitleid? Aber daraus wird nichts werden, denn ich setze noch einen oben drauf. Es ging doch nichts über einen durchdachten Plan, aber man sollte jederzeit mit dem Showdown rechnen, egal wie früh am Tag.

„Hey, alles okay bei Dir?" holte mich Ryans Stimme wieder in die Wirklichkeit zurück. Als ich mich zu ihm umdrehte, zuckte er mit einer entsprechenden Grimasse zusammen: „Autsch. Das sieht wirklich schlimm aus."

Ja, nicht wahr? Dreimal dürfen Sie raten, wem ich das zu verdanken habe.

„Sorry, Andie, das habe ich wirklich nicht gewollt."

Hinterher tut euch immer alles leid. Hättet Ihr mal vorher Euer Hirn eingeschaltet.

„Entspann Dich," anwortete ich im selben unterkühlten Tonfall wie vorhin bei meinem vorübergehend in Ungnade gefallenen 'Lover', wie Leslie ihn so unfein bezeichnet hatte. „was ist denn schon groß passiert? Ich kann von Glück sagen, dass meine Nase nicht gebrochen ist. Sonst wäre ich jetzt nicht hier, sondern säße in der Notaufnahme, und Euer Zeitplan wäre endgültig im Eimer. Aber ich hatte einen guten Sanitäter und noch bessere Pillen. Also alles bestens."

Bestens war nichts, und das ließ sich auch nur schwer überhören. Aber warum sollte ich aus meinem Herzen eine Mördergrube machen? Von dem klingonischen Sprichwort über die Rache als kalt genossenes Gericht habe ich noch nie etwas gehalten. Mit einer gesunden Portion Ärger ließ sich anderen doch viel besser die Meinung geigen. Das Geheimnis dieser Methode lag darin, sich nicht zu weit fortreißen zu lassen, damit es nicht zu einer Neuauflage des Fight Clubs der letzten Nacht kam.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt