Chapter 21 - Twenty-four seven

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Der Gedanke, die Twenty-four-Seven-Rundumbetreuung für jemanden zu übernehmen, der sein Limit nicht mehr kannte, bereitete mir leichtes Unbehagen. John mochte ich wirklich, aber mir widerstrebte, dass die ganze Verantwortung bei ein, zwei Personen liegen sollte, während die anderen aus der Nummer raus waren. Aber waren sie das wirklich?

Auf den ersten Blick sah es so aus, als hätte Brian uns einen fairen Deal vorgeschlagen: Den Job als Elektriker bist Du jetzt zwar los, bleibst uns aber für weitere sechs Wochen erhalten - als Aushilfsroadie und Bodyguard.

Zwei Jobs gleichzeitig, Andrea, Du Glückspilz! Andere können von so viel Abwechslung während ihres Work-and-Travel-Jahres nur träumen.

Dabei war dieser Deal in Wahrheit alles andere als fair, denn ich sah Johns Bandkollegen mindestens genauso in der Verantwortung, zumal sie einander schon viel länger kannten und auch auf längere Sicht ein Team bleiben würden, wenn ich nicht völlig falsch lag. Ich dagegen...

„Andrea? Ich weiß, so hast Du Dir das Ende Deiner Zeit bei uns nicht vorgestellt..."

Meinst Du mit 'uns' Deine Landsleute im Allgemeinen oder Deine Band im Speziellen?

„... und wahrscheinlich verlange ich viel von Dir..."

Oh ja, wenn Du wüsstest...

„... aber das Ganze klingt wilder, als es tatsächlich ist. Ihr sollt ihn lediglich im Auge behalten."

Ihn im Auge behalten? Ich muss schon sagen, Du hast ja einen sonnigen Humor. Als ob das so einfach wäre.

Innerlich verfluchte ich mich zum x-ten Mal dafür, dass ich meine vorlaute Klappe nicht gehalten hatte und für meinen blöden Spruch mit den Freunden, die aufeinander achtgaben. Aber wenn ich jetzt mit Diskutieren anfing, stand ich wie eine Heuchlerin und der allerletzte Feigling da, der viel redete, wenn der Tag lang war, aber einen Rückzieher machte, wenn es darauf ankam. Für ihn war es beschlossene Sache, dass Mike und ich uns um ihn kümmerten, und mit John hatte er auch schon gesprochen, also war doch alles in Butter. Oder etwa nicht? Nun, wir würden sehen.

Für den Rest des Tages waren die üblichen Sicherheitschecks durch mich und meine Kollegen, Bandproben, Licht- und Soundcheck angesagt, und zum Schluss natürlich das Konzert, bevor einige freie Tage vor uns lagen. Jeder andere wäre froh gewesen über die viele Freizeit, ich aber sah ihnen mit gemischten Gefühlen entgegen. War es wirklich so clever, schon wieder eine Pause zwischen den Auftritten einzulegen, und dann noch drei Tage am Stück, anstatt jeden Abend eine Show abzuliefern? Wenn ich mir aber andererseits überlegte, wie mein Tagesablauf an Konzerttagen aussah, dann musste eine Unterbrechung einfach sein, wenn ich nicht geradewegs in den Burnout rutschen wollte.

Ihn im Auge zu behalten, galt das auch für den Auftritt am Abend? Mir graute schon davor, keine freie Minute mehr für mich zu haben, da tat es nun wirklich nicht Not, dass ich während der Show auf meinem Platz im Backstagebereich wie festgetackert sitzenblieb. Irgendwie hatte es sich eingebürgert, dass ich für meine Kollegen eine Runde alkoholfreies Bier oder andere gekühlte Softdrinks holen ging, denn obwohl wir genügend Wasser mit dabei hatten, war unser Vorrat aus Platzgründen begrenzt. Nicht überall funktionierte die Kühlung, und in solchen Fällen jedes Mal zum Bus zu laufen, wo wir die Flaschen lagerten, entfiel aus Gründen der Bequemlichkeit.

Andrea zum Getränkeholen loszuschicken, ist doch so viel einfacher, nur an ihrem Timing sollte sie noch arbeiten. Ach ja, und wenn wir schon beim Timing sind: In ein paar Wochen wirst Du alle Zeit der Welt haben und tun und lassen können, was dir beliebt.

„So, Andie, wie sieht's aus?" riss mich Dave aus meinen Betrachtungen. „Bradley und die anderen wollen noch auf 'ne Runde Billard ins Checkers".

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt