Chapter 20 - Emergency Room

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„Hey Mitchell", rief Mark, der gerade Kaffee für sich und Tee für seine Liebste holte, quer durch den Raum: „Auch schon wach?"

Mike wirkte noch ziemlich verschlafen, was ihn aber nicht daran hinderte, eine ordentliche Portion Eier mit Speck auf seinen Teller zu häufen.

„Na, da hat aber jemand richtig Hunger. Wohl bekomm's", versuchte er, ihn weiter aufzuziehen. „Oder ist das gar nicht alles für Dich?"

Statt einer Antwort warf Mike ihm mit hochgezogener Augenbraue lediglich einen gelangweilten Blick zu, als wollte er sagen, dass ihm solche lahmen Witze am Allerwertesten vorbeigingen.

„Lass ihn doch", mischte sich Sue ein, die an ihrer Teetasse nippte, „wenn er jetzt noch ein paar Mixed Pickles draufstapelt, hat er das perfekte Katerfrühstück für Johnny."

Natürlich, er spielte Zimmerservice für seinen verkaterten Zimmergenossen. Wie fürsorglich von ihm. Für mich konnte dieser Berg an Essen nicht sein; ich war ja mit frisch nachgeschenktem Kaffee und Brötchen vom Büffett anstatt Würstchen bestens versorgt. Warum war uns das nicht gleich eingefallen?

„Für John? Wieso für John?" In seiner Stimme schwang ein Anflug von Panik mit, als er sich zu uns umdrehte und Sue ungläubig anstarrte, bevor er seine Blicke suchend durch den Raum schweifen ließ. „Ja, ist er denn nicht bei Euch?"

Wie schnell es bei den anderen Klick machte, konnte ich nicht sagen, aber für mich klang das gar nicht gut. Dass John nicht hier war, war schon Anlass genug zur Besorgnis, noch beunruhigender war jedoch, dass niemand von uns wusste, wo er steckte.

„Was heißt 'bei uns'?" ging Mark dazwischen. „Du willst mir jetzt aber nicht ernsthaft sagen, dass er nicht in Eurem Zimmer ist."

Als Mike ihm die Antwort schuldig blieb, erkannte auch er, wie ernst die Lage war. „Shit. Und was jetzt?"

Darauf wusste niemand etwas zu sagen. Wann hatten sie ihn überhaupt zuletzt gesehen? Und vor allem wo? Anscheinend waren sie so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie ihn aus den Augen verloren hatten; klar, er war alt genug und konnte auf sich selbst aufpassen. Zumindest in der Theorie. Bei dieser Sache hatte ich kein gutes Gefühl. Ihm konnte alles mögliche passiert sein. Aber warum starrten mich plötzlich alle so komisch an? Hatte ich etwa schon wieder meine Gedanken nicht im Zaum gehabt und einfach raus gelassen, was mir durch den Kopf gegangen war?

Ach du meine Güte, wenn Blicke töten könnten...

„Sag das nochmal", forderte mich Sue mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen heraus.

Was denn? Stimmte es denn etwa nicht, dass sie ihren angeblich ach so besten Kumpel einfach sich selbst überlassen hatten? Holy Shit, das war jetzt nicht wirklich ihr Ernst, dass ich jetzt plötzlich der Buhmann war? Und mich dafür rund zu machen, dass ich das aussprach, was ich dachte. War ja klar, dass ich, die von nichts eine Ahnung hatte, jetzt die Dreistigkeit besaß, sie und ihren Herzallerliebsten für Johns Verschwinden mitverantwortlich zu machen. Vielleicht auch noch den Rest der Band? Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten, denn nun hatte sich Sue so richtig in Rage geredet.

„Und überhaupt, Miss Oberschlau, wo warst Du denn bitte?"

Dann hielt sie für einen Moment inne, bevor sie fortfuhr.

„Ach natürlich, ist ja klar. Was frage ich eigentlich so blöd. Dir ist wohl Deine Affäre mit unserem Frontmann zu Kopf gestiegen!"

Affäre mit Eurem Frontmann? Natürlich! Jetzt, wo Mike neben mir saß und meine Fäuste in dem Versuch, mich zu beruhigen, in seine Hände genommen hatte, hielt sie mit ihrer Meinung über das, was zwischen uns vorging, nicht hinterm Berg. Von jedem anderen hätte ich so eine Tirade erwartet, aber nicht von ihr. Was wollte sie damit bezwecken? Von sich ablenken und uns ein schlechtes Gewissen machen? Ganz schlechte Idee, denn damit war sie bei mir an die Falsche geraten.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt