Chapter 45 - Sunday, bloody Sunday

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Es endet immer in einer Katastrophe. Die Kopfschmerzen, die ich von der Aftershow-Party hatte, waren mörderisch. Montag war definitiv kein Schontag, nicht nach diesem Wochenende...

... Donnernder Applaus – da wackelt das ganze Haus. Vor allem, wenn zwei Mannschaften auf dem Eis gegeneinander antreten und für zwei unvergessliche Stunden bester Unterhaltung sorgen. Wozu dabei OxyGen gebraucht wurden, war die große Frage, die ich mir stellte, als ich mich mit Hilfe meines Smartphones über den beliebtesten Sport Kanadas schlau machte: „Eishockey ist eine Mannschaftssportart, die mit fünf Feldspielern und einem Torwart auf einer etwa 60 m langen und 30 m breiten Eisfläche gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, das Spielgerät, den Puck, eine kleine Hartgummischeibe, in das gegnerische Tor zu befördern. Die Spielzeit beträgt üblicherweise dreimal 20 Minuten netto. Da bei jeder Spielunterbrechung die Uhr angehalten wird, dauert ein Spiel etwa zwei bis zweieinhalb Stunden."

Ta-Daa! Hätten wir vorher bloß mal an der richtigen Stelle nachgefragt, dann wäre auch dem Langsamsten von uns der Fehler in der Gleichung aufgefallen. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte die Band in den Pausen für Stimmung sorgen sollen – auf dem Papier. Oder in der Theorie. Tatsächlich aber war am Samstag keine Rede mehr davon gewesen, als wir gegen Mittag in Victoria eintrudelten: „Euer Auftritt ist vorverlegt worden, und nach dem Match spielt ihr dann noch drei Songs." Die kürzesten aus dem Repertoire.

Dass es an diesem 26. Oktober nur auf dem Eis heiß hergehen und ich ansonsten während der knapp vier Stunden erbärmlich frieren würde, hätte ich mir vorher auch nicht träumen lassen. Da konnten die Stände mit heißen Getränken auch nicht viel ausrichten, und ich ohrfeigte mich insgeheim für meinen Leichtsinn und die Nonchalance, mit der ich das vermeintlich überflüssige Gepäck bereits zu Beginn des Sommers nach Hause geschickt hatte, meinen Monsterschal mal ausgenommen.

Das kommt davon, wenn man sich den Floh ins Ohr setzt, mit möglichst leichtem Gepäck zu reisen. Bestimmten Leuten aus dem Weg zu gehen, war dagegen nicht ganz so einfach, zum Beispiel eishockeybegeisterten Bandmitgliedern im Wettfieber, die sich einander nun die Scheinchen zuschoben.

„Sieben zu drei für die Grizzlies – tja, Miller, damit ist ja wohl klar, wer die Wette gewonnen hat."

Dem Gesicht des Drummers nach zu urteilen, war der Einsatz nicht gerade klein gewesen. Im Gegensatz zu Mark, dem Dritten im Bunde, nahm er den Verlust der Wette alles andere als sportlich. Oops – Leuten, die so angepisst sind, gehst Du besser aus dem Weg, schwor ich mir und suchte das Weite. Wie gut, dass ich um Sportwetten generell einen großen Bogen machte. Wenigstens darin waren Mike und ich uns einig. Aber wenn man vom Teufel spricht...

Offiziell war das Spiel zwar vorbei, aber da gleich noch ein Konzert auf dem Plan stand, hatte sich die Halle nicht merklich geleert. Mich jetzt durch das Gedränge zu kämpfen, um in den Backstagebereich zu gelangen, hielt ich für keine schlaue Idee. Nach Mikes Retourkutsche („Ach – eifersüchtig? Na, dann weißt Du ja jetzt, wie's mir geht") hatten wir uns zwar relativ schnell wieder vertragen, aber deswegen mussten wir doch nicht rund um die Uhr wie zwei Kletten aneinander kleben.

Warum sollte ich also nicht fürs erste hierbleiben, bis sich die Reihen gelichtet hatten? Die meisten Standbesitzer hatten es ohnehin nicht eilig mit dem Aufräumen und Zusammenpacken. Also konnte ich genauso gut noch etwas trinken. In meinen Schal gewickelt, steuerte ich einen Stand an, der neben Kaffee und Tee auch Irish Coffee im Angebot hatte, und nicht nur Rum- oder Eierpunsch, bei dem es mich schüttelte. Aber zu Irish Coffee sagte ich nicht Nein.

Voller Wonne schloss ich die Augen und ließ die heiße Flüssigkeit langsam die Kehle hinunterrinnen. Das wohlige Gefühl in meinem Magen würde nicht lange anhalten, das wusste ich aus Erfahrung, aber jetzt wollte ich einfach nur den Moment genießen. Entspannt lehnte ich mich auf der Bank an einem der Tische zurück und wickelte den Schal noch etwas enger um mich, um in das Stimmengewirr um mich herum einzutauchen und für eine Weile die Zeit zu vergessen, aber die Weile währte nur kurz.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt