Chapter 18 - Songduell

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Wenn er mir das Telefon nur zu diesem Zweck geschenkt hatte, dann konnte er es gerne wieder zurückhaben. Mich so in Verlegenheit zu bringen. Aber jetzt war das blöde Ding aus, und das würde es auch bleiben. Mich zuzutexten, würde ihm rein gar nichts bringen, außer einer Menge ungelesener Nachrichten im Speicher. Welchen Charakter die hatten, konnte ich mir nach diesem Video sehr gut vorstellen. Was für ein Blödmann (wenn auch ein charmanter Blödmann)! Vielleicht war es doch nicht so clever gewesen, so schnell nachzugeben und bei seinen Flirtspielchen mitzumachen. Ihm einen kleinen Dämpfer zu verpassen, indem ich mich tot stellte, würde ihm bestimmt nicht schaden.

In Frankfurt ist es jetzt neun Stunden später als in Vancouver. Du könntest Jenny anrufen. Du hättest gute Chancen, sie zu erreichen. Komisch, wie schnell man auf das am nächsten Liegende kommt, wenn man nicht durch im Sekundentakt eintrudelnde Zweideutigkeiten abgelenkt wird. Hatte ich mich nicht neulich noch darüber geärgert, dass ich seit dem Diebstahl meiner Sachen noch keine Möglichkeit zum Telefonieren gehabt hatte? Jetzt konnte ich nicht nur Jenny, sondern auch meine Familie jederzeit anrufen und war nicht mehr darauf angewiesen, dass mir jemand sein Handy für einen kurzen Anruf nach Hause lieh; und vorbei war auch die Zeit der Suche nach Münzfernsprechern, die gerade dann nicht verfügbar waren, wenn man sie brauchte.

Weit hatten wir heute nicht zu fahren; trotzdem hatte Dave beschlossen, dass wir bei einem Diner eine Pause einlegten. Nachdem ich mir ein Root Beer bestellt und eine Nische im hinteren Teil des Restaurants gesucht hatte, schaltete ich das Telefon ein und wählte Jennys Nummer, die ich von Hand in mein Notizbuch eingetragen hatte. Zu Hause hatten sie sich darüber lustig gemacht, dass ich ganz oldschoolmäßig noch auf handschriftliche Notizen zurückgriff. Jetzt war ich froh darüber, dass ich mein Adressbuch als Backup ganz unten in meinem Rucksack mit mir herumtrug. Jennys Nummer war die erste, die ich als Kontakt auf dem Handy abspeicherte, bevor ich die „Call"-Taste drückte.

„Beep – beep – beep – ♪♫ ♪♫ ♪♫ Words like violence, break the silence, come crashing in, into my little world ♫ ♪♫ ♪♫ ♪ „Hi, hier ist Jenny. Ich bin momentan nicht da, wo mein Phone ist, aber ich ruf Dich später gerne zurück. Hinterlass doch einfach Deine Nummer nach dem BEEP. Ciao."

Ende der Durchsage.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass sie wahrscheinlich gerade im Fitneßstudio oder bei unserem Lieblingsitaliener war. Na gut, seufzte ich, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es gleich beim ersten Mal geklappt hätte; also hinterließ ich ihr per WhatsApp einen kurzen Gruß und die Information, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte und es mir gut ginge, wo sie und die anderen sich sicherlich schon gefragt hatten, was mir passiert war, weil ich mich so lange nicht mehr gemeldet hatte...

„Erwischt!" Aaaaaaaaaaaaaargh! Wer zum Teufel... Verdammt: musst Du mich so erschrecken?

Hinter mir war wie aus dem Nichts Mike aufgetaucht und musterte mich amüsiert. „Wolltest Du das Teil nicht ausgeschaltet lassen?"

„Das dachte ich auch. Aber dann..."

Eine bessere Antwort fiel mir darauf nicht ein, da mir immer noch das Herz bis zum Hals klopfte, nach diesem Schreck über sein unverhofftes Auftauchen. Aber was musste ich mich auch so an diesen Tisch setzen, dass mein Rücken dem Eingang zugekehrt war.

„... aber dann war die Versuchung doch zu groß." Das war mehr ein Statement als eine Frage. Wenn er sich da mal nicht selbst überschätzte.

„Ha ha. Sehr witzig - welche Versuchung?"

„Herauszufinden, was ich Dir sonst noch so geschrieben habe?" Eingebildet war er ja gar nicht.

„Keine Angst, so neugierig bin ich auf diese Peinlichkeiten dann doch nicht." Genau, Andrea, reib es ihm noch mal so richtig unter die Nase. Hattest Du ihm nicht Revanche geschworen?

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt