Chapter 26 - License to grill

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Luke war ein Schatz. Nicht nur, dass er an dem Zustand des Impala nichts zu meckern hatte, obwohl ich mich als Laie daran zu schaffen gemacht hatte, sondern auch, dass er fast schon beiläufig erwähnte, wie er erst neulich den Verstärker seiner E-Gitarre getestet hatte, was nur bedeuten konnte, dass er über die entsprechende Ausrüstung verfügte. Vielleicht war das die Lösung für unser Problem.

Am meisten aber freute ich mich darüber, dass ich mit meinem Versuch, den Impala wieder in Gang zu bringen, keinen Schaden an dem Auto angerichtet hatte. Mark würde begeistert sein. Vom Meister persönlich die Bestätigung zu erhalten, dass man saubere Arbeit geleistet hat – wer hätte sich da nicht gefreut? Wenn wir jetzt noch den Verstärker retten konnten, dann wäre das die Krönung.

Witzig fand ich in diesem Zusammenhang, dass er selbst mit Freunden in einer Garage Schlagzeug, Bass und Gitarre übte, auch wenn das, was sie spielten, noch weit entfernt von professionell klang, sondern mehr aus Spaß an der Freud geschah und zudem noch stilistisch keinem von uns sonderlich gefiel. Obwohl ich gerne Rockmusik mit Metaleinschlag hörte, konnte ich Speed Metal nicht viel abgewinnen.

Meine Vorlieben lagen eher bei Within Temptation und Lacuna Coil als bei Megadeth und Motörhead. Ja, der Bassist hatte so ein Oszilloskop, er war nur heute den ganzen Tag mit dem Laster unterwegs und hätte spätestens am Abend Zeit. Das war zwar nicht optimal, aber besser als nichts. Während ich mich mit dem Teil an einen besser beleuchteten Platz zurückzog, ließ ich die Herren weiter debattieren. Gerade hatte ich damit begonnen, den Verstärker von seinem Gehäuse zu befreien, da tauchte hinter mir Bradley mit John im Schlepptau auf.

„Ich dachte, schaden kann's nicht", verkündete er und schob John einen Hocker zu, damit der darauf neben mir Platz nehmen und einen Blick in das nun offen vor uns liegende Gerät werfen konnte.

Der OP ist eröffnet, Dr. McIntyre, greifen Sie nun zum Skalpell und tun Sie Ihr Werk.

Irgendwie hatte ich Grey's Anatomy anders in Erinnerung. Dort wartete man nie sehr lange auf das Ergebnis eines in letzter Minute angeordneten CTs, während wir hier nicht sicher waren, wie die Diagnose lauten würde, jedenfalls nicht vor dem Abend.

„Andrea, ich habe echt keine Ahnung, wie ich Euch hier helfen kann..."

Ratlos kratzte John sich am Kopf. Das hätte mir von vornherein klar sein müssen: Ein Instrument mit Hilfe eines Bausatzes nachzubauen – Du hast das Ding nicht selbst erfunden, sondern Lew Termen, und das ist auch schon über hundert Jahre her – war eine Sache, aber einen kaputten Verstärker, der ganz anders aufgebaut war, wieder zum Laufen zu bringen?

„... aber vielleicht hilft es ja, wenn Du die Lötstellen untersuchst und dann die Stellen nachlöstest, die gebrochen sind. Die Buchsen zu reinigen, könnte unter Umständen auch helfen."

Mehr konnte ich tatsächlich nicht tun - außer ihn zu fragen, ob er sich das Ergebnis meiner Reparaturarbeiten noch einmal anschauen würde. So würde er jedenfalls nicht die ganze Zeit untätig herumsitzen. Das hätte ich nämlich genauso gehasst wie er, aber es war auch nicht notwendig, dass er die ganze Zeit bei mir blieb, während ich das Gerät reinigte und die Schwachstellen einer genaueren Inspektion unterzog.

Mir war lieber, wenn mir nicht dauernd jemand auf die Finger schaute, egal wie gut ich mich mit ihm verstand. Gequatsche konnte ich bei extrem fummeligen und kleinteiligen Arbeiten sowieso nicht gebrauchen, also kramte ich meinen mp3-Player hervor und suchte mir die entsprechenden Lieder heraus, die den Puls am wenigsten beschleunigten, denn eine ruhige Hand war das A und O.

Sobald ich fertig war, würde ich mich schon melden. Vorausgesetzt, er wäre dann noch da, denn ich hatte so nebenbei mitbekommen, dass für den Abend ein Barbecue geplant war und irgend jemand Getränke und Grillgut besorgen musste. Seufzend machte ich mich ans Werk. Das hier konnte gut und gerne noch Stunden dauern.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt