Chapter 42 - Should I stay or should I go

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♪♫ ♪ Everything you do for me, everything I do for you... the way you see the world... no one else comes close to you. ♪♫ ♪

SOUNDCHECK IN ZEHN MINUTEN !!!" dröhnte Bradleys Stimme über den Lautsprecher durch den Saal, der eigentlich eher eine mittelgroße Halle war, die hauptsächlich für Sportveranstaltungen genutzt wurde, schließlich war Craigellachie nicht gerade riesig.

Mit der Inventur unserer Ausrüstung beschäftigt, war ich so vertieft in den Song „Everything" auf meinem mp3-Player gewesen, dass mich das Feedback aus den Boxen schmerzhaft zusammenzucken ließ. Seufzend schaltete ich das Gerät aus und verschwand aus dem Backstagebereich, um mir einen Kaffee zu holen. Nun gehörte die Bühne allein dem Team, und für mich war erst einmal eine längere Pause angesagt.

Der Laden auf der anderen Straßenseite hatte neben Burgern und Hähnchenteilen auch sogenannte „Iced Capps" und „Creamy Chills" im Angebot: geeiste Cappucinos in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Vanille, Matcha oder Karamell und eiskalte Milchshakes, einer süßer als der andere. Aber mir stand weder nach einem Kaffee mit Oreos oder einem kreischend pinken Erdbeer-Shake der Sinn – mir war auch so schon kalt genug.

Fröstelnd kuschelte ich mich in meinen überdimensionalen Schal und rieb die eiskalten Finger aneinander. Nichts ging über einen schönen Becher starken, schwarzen Kaffee. Das Fast-Food-Lokal war gut besucht, nur von der Band war niemand weit und breit zu sehen. Und dabei liebten sie diesen Burgerladen wie die meisten ihrer Landsleute. Kein Wunder, hier sahen die Milchshakes wirklich so aus wie auf dem Foto, und hätte „Falling Down" hier gespielt, hätte Michael Douglas mit Sicherheit keinen Tobsuchtsanfall bekommen und in die Luft geballert.

Okay, niemand, den ich kannte, war hier? Auch gut. So konnte ich erst einmal in Ruhe durchschnaufen und die letzten Tage Revue passieren lassen und vor allem das tun, was ich schon vor drei Tagen hätte tun sollen, ich Feigling.

„Sieh es als unbezahltes Praktikum', hatte Brian gesagt, als wir uns am Montag zusammengesetzt hatten. Dass ich keiner bezahlten Arbeit nachgehen durfte, sprach seiner Meinung nach jedoch nicht dagegen, dass ich mich nicht doch hier und da nützlich machte, selbstverständlich auf völlig freiwilliger Basis. Dafür brauchte ich für die Übernachtungen und die Verköstigung nichts zu bezahlen.

Dass wir von Dienstag bis Donnerstag in Craigellachie in keinem Hotel unterkommen würden, sondern bei Johns Familie, hatte er in seine Kalkulation selbstverständlich einfließen lassen, der Sparfuchs! Unbezahltes Praktikum? Genau so fühlte es sich für mich an. Im Prinzip hatte ich auch kein Problem damit, und doch nagte ein Punkt an mir: Jetzt hatten wir schon Mittwoch, und ich hatte es immer noch nicht übers Herz gebracht, zu Hause anzurufen und meinen Leuten mitzuteilen, dass es ein Wiedersehen so bald nicht geben würde.

Und was das Herz anging... „Herz über Kopf" schickte ich an Jenny per WhatsApp. Ich wusste, sie liebte diesen Song und würde wissen wollen, wie es mir ging und wann sie mich am Flughafen abholen sollte.

Eine WhatsApp statt eines Anrufs war ja auch so bequem: Ja, rede Dir ruhig ein, dass Du nur deshalb nicht anrufst, weil zu Hause jetzt schon alle tief und fest schlafen. Du willst ja nur auf Zeit spielen und hoffst, dass sie Deine Botschaft erst in ein paar Stunden liest. Wie heldenhaft.

„Herz über Kopf" war ja auch so viel besser als „Should I stay or should I go" geeignet, um auszudrücken, dass meine Würfel längst gefallen waren.

Stay: Von wegen 'süßes Leben'. Arktische Temperaturen, stundenlanges Herumhängen, ohne wirklich etwas zu tun zu haben, abgesehen von den wenigen Stunden, die mein Liebster und ich für uns haben würden. Ach ja, und die Supernanny zu spielen. Jenny würde stocksauer sein, Nico und alle anderen zu Hause nicht minder fassungslos. Wenn Sie das wollen, drücken Sie auf den roten Knopf!

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt