Jakes Sicht
"Jake! Wo bist du schon wieder!", schrie die wütende Stimme meines Vaters.
Ich hörte schwere Schritte die die Treppe hochpolterten und lief schnell zu meinem Bett bei dem ich mich auf den Bauch legte um mich darunter zu legen. Ich robbte so schnell ich konnte unter das Holzbett und versuchte meine unruhige Atmung zu beruhigen. Die polternden Schritte kamen immer näher und ich versuchte mich unter meinem Bett wenn möglich noch kleiner zu machen, was natürlich nicht funktionierte. Panisch kniff ich meine Augen so fest zusammen wie es ging um dieser grausamen Welt irgendwie zu entfliehen doch spätestens als meine Lider anfingen zu Schmerzen, sah ich ein, dass nichts half.
Die Schritte kamen näher und verweilten für einen kurzen Moment vor der Tür bevor das altbekannte quietschen der Türklinke ertönte. Ích spannte meinen ganzen Körper an und kauerte mich so weit es ging zusammen und versuchte mich in die hinterste Ecke meines Bettes zu verkriechen.
"Warte. Meinst du nicht das es langsam mal genug ist? Er musste doch gestern schon so lange da kannst du ihn doch heute nicht wieder zu jemanden schicken", hörte ich die zarte Stimme meiner Mutter. Während sie sprach, hatte sich die Türklinke mit einem leisen quietschen wieder nach oben bewegt doch ich wusste mein Vater stand noch vor der Tür und war gerade vermutlich sehr sauer.
"Wie kannst du es wagen?! Der Junge hat dann Pause wenn ich es sage hast du das verstanden?!", schrie er und ich zuckte zusammen. Die Tür wurde aufgerissen und das helle Licht des Flurs fiel in mein dunkles Zimmer.
Ich machte mich wenn möglich noch kleiner als ich sowieso schon war und starrte wie gebannt auf die Füße die fast vorsichtig durch das Zimmer liefen. Doch ich wusste es besser. Sie waren nicht vorsichtig. Er versuchte nur meine Geräusche auszumachen um mich zu finden.
Nun trat er vor das Bett und blieb davor stehen. Ich hielt die Luft an. Ich hörte ihn leise und böse lachen. Er ging in die Knie. Er bückte sich immer weiter bis ich in sein böse grinsendes Gesicht sah.
"Deine Verstecke werden immer einfallsloser", sagte er gefährlich ruhig bevor sein Gesicht die pure Wut wiederspiegelte und er mich brutal am Arm packte. Er nahm keine Rücksicht als er mich unter dem Bett hervorzog wobei ich gegen sämtliches Holz knallte.
Als ich vor ihm stand hielt er mich mit seiner rechten Hand an meinem linken Oberarm fest während er mit seiner linken Hand schon Schwung holte.
Schwer atmend fuhr ich in meinem Bett hoch und sah mich hektisch um. Keine Spur von ihm, stellte ich erleichtert fest und ließ mich laut ausatmend wieder zurück in meine Kissen sinken. Ich rieb mir erleichtert über mein Gesicht wobei ich feststellte dass ich total verschwitzt war.
Wie oft hatte ich diese Situation nur durchlebt? Wie oft hatte ich sie wieder und wieder geträumt?
Ich griff nach meinem Handy und stellte nach einem Blick auf das Display fest, dass es 07:00 Uhr morgens war. Eigentlich würde ich erst um 10:00 Uhr aufstehen doch da ich wusste, dass ich nicht mehr schlafen könnte, schwang ich meine Beine über die Bettkannte und spürte zufrieden wie sich der kalte Holzboden sich an meine Füße schmiegte.
Ich öffnete meine Zimmertür und wurde sofort von dem hellen Licht des Flurs geblendet. Ich fühlte mich in meinen Traum zurückversetzt und geriet kurz in Panik bis ich die liebliche Stimme meiner Schwester hörte. Ich schloss meine Augen kurz und atmete tief durch bevor ich mich auf den Weg in die Küche machte.
Meine Schwester saß am Esstisch und lächelte gerade ihre Freundinnen an. Mason saß daneben und bekam seine gewünschte Aufmerksamkeit.
Ich lief an allen vorbei ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen und stellte mich hinter die Küchentheke.
Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein und stüzte meinen Kopf in meine Hände. Ein Stuhl wurde knarrend zurückgeschoben und keine Minute später legte sich eine kalte Hand auf meinen heißen, verschwitzten Rücken.
"Jake?", fragte Shauna leise und vorsichtig. Ich nickte kaum merklich. Sie wusste was los war.
"Du hast es wieder geträumt nicht war?", stellte se die Frage genauso leise wie vorher und fuhr meinen vernarbten Rücken hoch bis ihre Hand in meinem Nacken landete und sie mit ihrem Daumen meine Nackenwirbelsäule nachfuhr.
"Wie wäre es wenn du erst einmal duschen gehst?", forderte sie mich auf woraufhin ich nickte und mich auf den Weg ins Badezimmer machte.
Ally's Sicht
Mein Wecker klingelte und ich fiel fast aus meinem Bett. Neben mir regte sich etwas und im nächsten Moment verstummte der Wecker.
Verwundert öffnete ich meine müden Augen und sah in das Gesicht von Liam.
"Morgen", murmelte ich und kuschelte mich wieder in sein Bett.
"Morgen", nuschelte auch er und rieb sich müde über sein Gesicht.
"Wie gehts dir?", fragte er mich und strich mir über die Wange.
Seufzend zuckte ich mit meinen Schultern und versuchte die Aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
Flashback
"W-W-Was?", fragte ich fassungslos und merkte wie Luke sich hinter mir verspannte.
"Nein", wiederholte Dad und dieses mal konnte man deutlich die verzweiflung in seiner Stimme hören.
"Aber wieso?", fragte Ethan und starrte auf die Tischplatte.
"Ich weiß es nicht", flüsterte Dad leise.
Eine Stille entstand. Jeder hing seinen Gedanken nach.
"Wie lang noch?", zeriss Mark die Stille.
"1 Monat. Weihnachten bist du noch da doch dann musst du gehen", seufzte Dad und sah mich aus schmerzerfüllten Augen an. Wir nickten alle betroffen und liefen langsam in unsere Zimmer.
Kurz bevor ich in mein Zimmer ging hörte ich Liam der mich durch ein leises "Ally" aufhielt.
Ich drehte mich um und sah wie er dort alleine im Flur in seinem Türrahmen stand und mich traurig ansah.
"Bitte schlaf bei mir", flüsterte er woraufhin ich auf ihn zu rannte und ihm schluchzend in seine Arme fiel.
Er drückte mich gest an sich und auch ich merkte wie nasse Tropfen auf meine Kopfhaut fielen. Er weinte.
Wir legten uns zusammen in sein Bett und weinten. Doch wir wussten wir waren füreinander da und würden uns nie wieder alleine lassen.
Nie mehr.
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Allein unter Brüdern
HumorNachdem die 17-jährige Ally nicht mehr mit ihrer Mutter klar kommt, fliegt sie spontan nach Miami zu ihrem Vater und ihren acht Brüdern die sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hat. Wie wird das Verhältnis zu ihr und ihren Brüdern sein und wir...