Kapitel 22.

9.3K 309 22
                                    

"Wow!", platze es mir heraus, als Em und ich unser Zimmer betraten.
Es war einfach unglaublich! Der Flur im Hotelzimmer war breit und lang und wies zwei Türen auf. Wenn man weiter ging kam ein mega großes Wohnzimmer mit einer weißen, großen Ledercouch, einem kleinen Glastisch, einem Flachbildfernseher mit bestimmt guter Qualität und ein paar Regalen. Außerdem wurde der Raum von einer Seite voll Terrassentüren beleuchtet.
"O Gott wir haben einen Balkon!", quitschte Emely und rannte begeistert hinaus. Ich hüpfte ihr nach, am liebsten würde ich hier für immer bleiben!
Kühle Luft umströmte mich, als ich austrat. Der Balkon hatte ein Dach und ging um die Ecke.
Ein großer Holztisch mit vier Sesseln stand am Ende des Balkons und man hatte einen guten Blick auf die schneebedeckten Berge.
"Es ist unglaublich", murmelte ich.
Emely nickte zu meinen Worten, ebenso erstaunt wie ich.
"Aber komm! Es wird kalt! Lass uns unsre Schlafzimmer anschauen!"
Ich tapste ihr nach hinein wieder ins warme und schloss die Balkontür.
Wie würden wohl unsere Schlafzimmer ausschauen?
Eine Holztreppe führte hinauf in den zweiten Stock. Die war mir vorhin gar nicht aufgefallen.
"Ähm, Em, bist du dir sicher das hier nur wir zwei wohnen? Ich mein, schau dir doch nur mal an wie groß das hier ist!"
"Ja, unglaublich nicht? Und ja klar wohnen nur wir zwei hier!", sagte sie und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
Das hier musste ein vermögen gekostet haben! Ich mein, Ischgel war sowie so so teuer und dann auch noch so ein mega schönes Hotel auszusuchen, dazu hatte Familie Bauer bestimmt viel gespart. Wenn sie auch noch für mich bezaht haben.

Ich lief Emely hinterher in den Obergeschos und folgte ihr in eines der Zimmern. Der obere Flur hatte genau drei Türen.
"Ach du scheiße!" Wir befanden uns in einem Wintergarten. Überall standen verschiedenste Pflanzen, eine Hengematte war von einem Eck zum andern gespannt worden und in der mitte des Raumes waren ein Holztisch und Stühle angebracht worden. Das Glasdach und die Glaswände brachten einen fantastischen Blick auf das umliegende Gebirge und dem Schianlagen von Ischgel. Die man natürlich nicht zu gänze sah, weil es ja so riesig war.
"Einfach unglaublich", hauchte Emely.

Oben hatten wir noch ein Klo und unser gemeinsames Schlafzimmer das normal aussah. Wenigstens da fühlte ich mich noch ein wenig zuhause. Obwohl, ich war es ja gewohnt in noble Hotels zu fahren, aber da meine Eltern nichts vom Schifahren hielten, waren wir fast nie irgendwo hingefahren zum schifahren. Immer nur ans Meer oder in die Termen.
Ja, meine Eltern sind eben nicht die sportlichsten, was ich also auch von ihnen geerbt hatte. Das einzige sportliche was ich gut konnte war schifahren. In allem anderen war ich eine totale Niete.

Plötzlich klopfte jemand an unserer Tür, genau dann, wo Em und ich es uns auf der gemütlichen Ledercouch bequem gemacht hatten.
"Wer geht?", fragte sie mich.
"Keiner."
"Aber wir können den jenigen doch nicht draußen stehen lassen!"
"Stimmt", seufzte ich und schaute zur Tür, wo nochmal geklopft wurde.
"Wer ist?", schrie ich. Man kann nie vorsichtig genug sein, außerdem brachte es mir zehn Sekunden mehr hier zu sitzen.
"Ryan", kam es von draußen. Omg! Jetzt mach ich freiwillig auf.
"Und sie sprintet zur Tür." Hörte ich noch Emely murmeln, bevor ich die Tür lächelnd aufriss und ihn mit einem hoffentlich verführerischen 'Hi' begrüßte.
"Hey! Ich wollte bloß Fragen ob ihr mit kommt zum Schifahren. Ich wollte nämlich gerade gehen."c fragte er mich. Okay, eigentlich uns.
"Klar", antwortete ich aufgeregt. Eigentlich hatte ich gerade null Bock Schi zufahren, aber wenn ich dann bei ihn sein kann, warum nicht?
Em hatte es wohl mitgehört denn sie trat plötzlich neben mich.
"Nö ich nicht. Habe gerade keine Lust dazu. Außerdem ist eh schon Nachmittag."
"Gut. Dann wart ich mal auf dich, Tess.", sagte er zu mir und verschwand wieder.
Ich schmiss noch immer lächelnd die Tür zu und hopste ins Bad, das gleich neben der Tür war.
Emely ging mir nach und beobachtete mich grinsend, während ich mich zum schiefahren fertig machte.
"Was ist?", lachte ich und drückte die Klingel hinunter. Hoffentlich hatte ich nicht alzu lange gebraucht.
"Nichts", zwitscherte sie und schubste mich freundschaftlch aus dem Zimmer.
"Viel Spaß dann euch beiden!", trällerte sie und schmiss die Tür zu.
Grinsend schüttelte ich den Kopf und marschierte den Gang entlang, die Treppe hinunter und zum Hoteleingang. Der Eingang war mit roten Plüsch Sofas und dazu bunten Polster, Tischen und Bars geschmückt und eingerichtet worden und die Wände waren rot, weiß gestrichen worden. Gläserne, große Lampenschirme hangen von der Decke und beleuchteten den Raum, wenn mal kein Licht durch die großen, Deckenhohen Fenster strahlte.

Ryan saß auf einen der Sofas und blätterte gerade ein Sportmagazin durch. Er sah so süß aus wenn er so konzentriert da saß. Der Drang auf ihn zu springen und seine Wangen zu kneifen und meine Nase in seinen braunen, dichten, wunderschönen Haare zu stecken wurde immer größer.
"Hey", sagte ich stattdessen, um mich abzulenken.
Ry schaute hoch und lächelte mich an. Ich kam mir ein wenig blöd vor, wie ich da so unentschlossen da stand mit meinem Ultra peinlichen Schianzug, während er hier so lässig hockte mit seinem fantastischen Schianzug der ihm mega gut stand! Im Gegensatz zu mir! Ich sah einfach nur unsexy und blöd aus.
"Hi", begrüßte er mich und stand auf. Seine Schijacke hatte er mitlerweile ausgezogen. Hatte ich wirklich so lange gebraucht?
"Wollen wir?"
"Ähm, ja, ja klar!" Wir gingen raus aus dem Hotel in einen kleinen Raum daneben. Wo unsere Schi, Snowboards, Stecken und Schuhe verstaut wurden. Im Moment befanden sich nicht alzu viele Leute in dem Raum, was ich verstehen konnte, denn entweder waren sie schon längst auf der Piste oder im Zimmer, weil sie gerade erst angekommen sind.
Wir zogen unsere Schuhe an und nahmen unsere Sachen.
Ich hatte gar nicht gewusst das Ryan ein Snowboarder war. Mit dem Ding an den Füßen war er gleich noch mal eine Spur hübscher. Und ich so daneben.. Mit meinen überhaupt nocht anliegenden Schianzug, weil ich einfach zu dünn dafür war, und meinen fetten Schischuhen.
Ich kam mir gerade wie ein hässliches Entlein vor.

Wir reihten uns in einer entlos langen Schlange eines Vierersessellofts an. Neben uns so welche alten Knacker, die kaum noch gerade auf ihren Schi stehen konnten. Mal ehrlich! Wenn ich hunterd Jahre alt war, würde ich nicht mehr Schifahren gehen.
"Bist du bereit?", fragte Ry grinsend, als wir uns gegen die Klappen bresten, kurz bevor es aufging und wir auf ein Laufband befördert wurden, wo uns ein Sessellift abholte.
"Klar!", lachte ich zurück.
Dann gingen die Klappen auch schon auf und im nächsten Augenblick saßen wir auf einem bequemen Sitz, der uns hinauf führte.
Die Sonne schien und wärmte mein Gesicht. Es tat gut, dass Gesicht in den Sonnenstrahlen spiegeln zu lassen.
Vögel flogen eilig hin und her, auf der Suche nach einem Platz wo es warm war.
Man hörte das lachen und fahren der Schifahrer auf den naheliegenden Pisten.
Die beschneiten Berge lächelten uns alle mit ihrer besten Seite an und im unbefahrenen Schnee sah man Fußabdrücke von Tieren.
Es war hier einfach atemberaubend schön.

Ich hatte leider nicht gewusst das Ryan ein so guter Snowboarder ist. Ich war immer nur in meiner Version gut. Das hieß langsam und genütlich mit großen Bögen. Außerdem machte er mich so nervös wenn er mir dabei zusah, wie ich eine Piste beweltigte, dass ich nur wegen diesem Blick heute fünfmal hingefallen war. Innerhalb von zwei Stunden! Mein neuer Rekord!
Aber wenigstens hatten wir etwas zum Lachen und mussten beide nicht an Jasper denken.

Heute wusste ich noch nicht, dass der Urlaub nicht nur mega lustig und freudige Überraschungen verbarg, sondern leider auch nicht ganz so gute Momente. Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre ich zwei Tage früher nach hause gefahren.
Oder gar zuhause geblieben.

My best friends brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt