Kapitel 39.

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"M-m-ma-marc?!" Fragend und mit Tränen überströmten Gesicht schaute ich in ein mir völlig bekanntes Gesicht. Eines, dass ich gern aus meinen Gedächnis löschen würde.
Marc Corners Gesicht! Dieser Miesebeter, welche meine beste Freundin -oder sollte ich eher sagen, Exbeste Freundin?! - verarscht hatte! Nein, der JEDE erdenkliche Person verascht! Jede, die zu doof dafür ist, zu checken, welcher Horst er war.

Er lächelte mich freundlich an. Komisch, ich glaubte, Trauer in seinen Augen lesen zu können. Aber, warum? Ne, bestimmt bildete ich es mir nur ein.

"W-was machst d-du d-de-denn hier?", stotterte ich, während ich mich allmählich wieder in Griff bekam und meine Tränen weg wischte.

"Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen", gestand er peinlich berührt. Mich?! Hier?! Wieso hier?!

"Hier?! Findet man eine aufgelöste Person nicht zu Hause. Und, wieso hier? Warum nicht in Isch...." Doch bevor ich weiter sprechen konnte, fiel es mir wieder ein. Facebook. Er hatte es bestimmt auch gelesen. Sowie Ryan. Na ganz toll! Besser ging's ja nicht!

"Na ja, ich habe das mit Emely und dir gehört. Und, ähm....das mit Ryan auch", das letzte flüsterde er nur noch.

"Von wem?!"

"Tja, ich habe so meine Quellen."

"Sag!"

"Egal. Aber anscheined sind wir doch nicht so unterschiedlich, 'ne", meinte er lässig und zwinkerte mir grinsend zu. Was erlaubte sich der Kotzbrocken eigentlich?! Ich war völlig anders wie er! Besser! Schlauer! Netter! Hilfsbereiter! Und defintiv verarschte ich keinen! Oder? Nein! Das mit Ryan, war was anderes. Ich hatte ihn nicht verarscht....ich hatte....ach keine Ahnung! Keine Ahnung was ich hatte!

"Du....du Einhörner....nein! Gorilla pupsendes Etwas und ich ausgesprochen liebenswertes, wir sind, komplett unterschiedlich! Hörst du!"

"Ja, Tess, ich glaube, jeder hat dich gehört.", flüsterde er mir zu. Geschockt drehte ich mich einmal im Kreis. Oh Mann! Jeder Mensch, in unserer Nähe, schaute uns, beziehungsweise mich, geschockt an.
Wut kroch in mir hoch. Wut, auf jeden und alles!

"Was?!", brüllte ich die Leute an, die mich noch immer beugten, als wäre ich ein Einhorn das sprechen konnte.
"Habt ihr noch nie einen Gorilla pupsen sehen?!"
Die Menge murmelte etwas, bevor sie sich wieder abwendete. Ich schätzte Mal, es waren Beleidigungen?

Marc zog mich am Ärmel weiter und und fing dann wieder an zu reden:
"Schau mal, ich habe Emely verarscht. Du Ryan. Sozusagen das perfekte Double."

"Sag, hast du sie noch alle?! Ach ja, hatte völlig vergessen das du gar kein Gehirn hast!", fauchte ich ihn an. Was erlaubte sich der Kerl eigentlich?!

"Och, erst kürzlich hat ein Arzt bewießen, dass ich ein Gehirn besitze. Zwar kein wirklich großes, aber, er hat eins gefunden."
Dieser Nerd! Bringt mich noch total auf die Palme!

"Haha. Ich lach mich Tot! Der Witz des Jahrhunderts!"

"Ich hab noch 'nen auf Lager! Tess, wie heißt du im Vornamen?"

"O Gott, wie witzig! Hör auf, sonst sterbe ich noch vor Bauchschmerzen! Ach übrigens, Gott hat mir letztens zugeflüstert, dass er scheißen war, wie er dich erschaffen hat!", konterte ich sauer. Dieses Ferkel sollte sich bloß verziehen!

"Oh cool! Hat er mir aber anders erzählt...." Er wollte gerade wieder einen Witz schmeißen, aber ich kam ihm zuvor:
"Warum bist du hier?!"
Marc schaute mich kurz perplex an, bevor er sich wieder fasste und mich anlächelte.

"Ich hatte gedacht, du bräuchstest jemanden, der dir hilft, deine Ach so Gute Freundin Emely zurück zu bekommen."

"Ja, da hast du richtig geraten, aber jemanden, der auch zu gebrauchen ist. Ich hoffe, du kannst mir jemanden vorschlagen?" Ich lächelte ihn Zuckersüß an.

"Ja, da hätte ich wen. Er ist perfekt dafür", sagte Marc.

"Und der wäre?"
Marc deutete mit dem Zeigefinger auf sich.
"Ich!"

"Ach ja, klar!", lachte ich. Er wollte ernstahft sich...?! Nein! Ich hatte es ja schon vermutet, aber...ernsthaft?!

Ich wollte mich an ihm vorbei drängen und nach Hause gehen, als ich eine schrille Stimme vernahm, die meinen Namen rief.
Karo! Die hatte mir gerade noch gefehlt.

"Tess! Wo willst du denn so plötzlich hin? Wir hatten doch mega Spaß!" Ich ballte meine Hände zu Fäuste, fletschte meine Zähne, nur um gleich darauf ein gefaktes Lächeln auf mein Gesicht zu pinseln und mich umzudrehen. Karo stand auser Atem vor mir. Sie war mir ernsthaft hinter her gerannt?! Und jetzt erst angekommen?!

"Mir geht's nicht so gut", log ich.

"Aber warum hast du das Tischtuch hinunter gerissen? Bist du gestolpert?"
Gestolpert? Als ob ich so stolpere!

"Äh, ja, gestolpert", verwirrt schüttelte ich den Kopf.
"Und jetzt muss ich los, also tschüss", verabschiedete ich mich, bevor ich davon stapfte.

Doch anstatt, es wie Karo zu machen und stehen zu bleiben, lief mir Marc wie mein persönliches Schoßhündchen hinter her.

"Tess! Bitte! Ich will dir doch nur helfen.", jammerte er. Er wollte, allerernstes mir helfen?! HELFEN? Ne, dieses Wort kannte er doch gar nicht!

"Weißt du, wie du mir helfen würdest?"
Er schüttelte den Kopf.
"Wenn du jetzt verschwindest und nie wieder kommst!"

Seufzend senkte er den Kopf.

"Bitte. Ich weiß, dass du jemanden brauchst. Du brauchst einen Plan, und das geht besser, zu zweit", versuchte er es erneut.
Doch ich schüttelte abermals den Kopf.

"Genau, und deswegen, werde ich mir auch jemanden suchen."

"Bitte! Ich will alles wieder gut machen! Bitte ich will dir helfen! Lass mich dir helfen. Bitte." Aptrupt blieb ich stehen. Er wollte alles wieder gut machen.
Traurig schaute ich ihn an.

"Manches, das kann man nicht wieder gut machen. Manches das bleibt für immer", flüsterde ich und spürte, wie Tränen in mir hochkrochen. Doch ich unterdrückte sie. Wollte nicht schon wieder weinen.

Marc hielt mir einen kleinen Zettel hin. Auch seine Augen wurden feucht.

"Hier, meine Nummer. Wenn du dir es anders überlegen solltest", murmelte er nur noch, bevor er davon trabte und mich, verwirrt, verletzt, sauer, zurück ließ.

Ich betrachtete den kleinen Zettel. Darauf prangte in roter Schrift eine Nummer. Zögerlich steckte ich sie mir in die Hosentasche und marschierte ebenfalls davon.

~~~

Ich lag gelangweilt auf meinem Bett und ließ schon seit Ewigkeiten den Zettel in meinen Fingern gleiten. Die Musik lief laut so nebenbei. Es lief gerade Back Home von Fritz Kalkbrenner.
Und dieser Remix konnte mich auch nicht erheitern oder meine Gedanken verdrängen.

Seufzend schaute ich mir zum hundertsten Mal die Nummer genau an. Jede einzelne Ziffer.
0...6...6...4... Wie interessant so welche Zahlen sein können. Und wie viel Sorgen sie einen bereiten können.
Soll ich ihn anrufen? Soll ich ihn um Hilfe bitten? Soll ich mit ihm gemeinsam einen Plan aushecken, wie Em mir verzeihen könnte? Oder nicht? Ich bin doch viel besser ohne ihn dran, oder? Selbst ist die Frau! Aber....aber, er hat es mir ja angeboten und außerdem brauch ich ihn doch! Irgendwie.

Ich schnappte mir unsicher mein Handy und tippte die Nummer ein. Jetzt brauche ich nur mehr auf anrufen drücken....nein! Ich sollte das alleine machen! Oder? Ach, Mist! Ich habe keinen blassen Schimmer.
Mein Daumen kam immer näher dem Telefon zeichen. Nur noch raufdrücken.... Und dann hörte ich es piepen.

My best friends brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt