7.der Brief

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Auf der Rückfahrt hörte ich wie sie sich flüsternd unterhielten. 

,,Wir hätten dieses Risiko nicht eingehen sollen..." fing mein Vater an. 

,,Du hast Recht. Aber wie konnten wir wissen das jemand durch seine Stimme sterben kann?" stimmte meine Mutter zu und blickte zu mir hinter.

Schnell schloss ich meine Augen und stellte mich schlafend.

,,Eben... bis jetzt ist noch niemand zu schaden gekommen. Nur Gegenstände hat er kaputt gemacht..." fährt mein Vater fort.

,,Psssst! Nicht so laut! Er könnte uns hören." zischt meine Mutter.

Aber ich hatte alles mitgehört und obwohl ich erst 6 Jahre alt war, verstand ich.

Ab diesem Tag sprach ich so gut wie kein Wort mehr und erleichterte meinen Eltern somit ihr Leben um einiges. Wie oft sich mein Vater bei mir bedankte das ich endlich eingesehen hätte das meine Stimme gefährlich, schlecht und unnormal ist.  Das ich nicht normal bin. 

Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen.

Eine Zeit lang hatte ich sogar Angst zu lächeln oder zu lachen. Aber seit diesem Tag passierte nichts mehr. Kein einziges Missgeschick. 

Einmal habe ich meine Mutter gefragt warum meine Stimme so gefährlich ist aber sie lachte mich nur an und meinte das meine Stimme wunderschön sei und sie auch nicht mehr wüsste. 

Sie hatte sich zu mir herunter gekniet und meine Wange gestreichelt. 

Sie hatte gelächelt. Aber ihr lächeln war eiskalt. Es erreichte ihre Augen nicht. Wie eine Statur hockte sie vor mir. Eingefroren, unbewegt. 

Ihr leerer Blick war auf mich gerichtet. Das Licht dahinter war schon längst verschwunden. Doch dann formte sich eine einzelne Träne und kurz flackerte etwas hinter ihren Augen auf. Die Träne lief ihr still die Wange herunter. Sie hob ihre Hand und strich sie zur Seite. Dann erlosch das Flackern endgültig.  

Danach habe ich aufgehört zu fragen. 

Früher hab ich meine Mutter nie verstanden. Heute ist das anders. Ich war ihr einziges Kind und ich hatte sie enttäuscht. 

Und es tat unheimlich weh zu wissen das meine Eltern nicht mit meinem Fluch umgehen konnten. Das sie nicht mit mir umgehen konnten und lieber untertauchten und mich alleine ließen. 

So oft sie mir auch geschworen haben das sie mich lieben... dennoch haben sie mich verlassen. Ich habe alles in Frage gestellt und die Worte  "Ich liebe dich" hatten keine Bedeutung mehr für mich. Zu oft hatte man mir diese Worte als Lüge aufgetischt. 

Und so einfach hatte ich das geglaubt... 

Mein Leben war also recht langweilig und einseitig.

Bis vor einem halben Jahr. Da sind meine Eltern plötzlich verschwunden. 

Von einem Tag auf den anderen war ich allein.

Ich bin eines Morgens ganz normal aufgewacht und runter in die Küche gegangen um zu frühstücken. Das warme Sonnenlicht der gerade Aufgehenden Sonne schien durch die großen Glasscheiben. Ich ging zum Tisch.

Aber auf meinem Teller lag nicht wie gewohnt eine Rote Stoffserviette sondern ein brauner Briefumschlag. 

Ohne Bedenken öffnete ich ihn und neben einem Testament in dem stand das mir ausnahmslos alles vererbt wird, fand ich einen Brief von meinen Eltern an mich. 

Mit zitternden Fingern fing ich an zu lesen:

Guten Morgen Jimin, 

Wir mussten untertauchen.

Vielleicht kommen wir nicht zurück.

Pass auf dich auf dich auf. Du bist etwas besonderes.

Wir lieben dich

Mama & Papa

Das wars.

Die Schrift war krakelig und sah aus als wär sie in großer Eile auf das Papier gekritzelt worden. 

Eine dicke Träne trat aus meinem Auge und fiel auf den Teller wo sie zerschellte. Wie kleine Diamanten glänzten die Spritzer in der Morgensonne. 

Es hätte schön aussehen können. Tat es aber nicht...

So fühlt es sich also an verlassen zu werden... es tut höllisch weh. Egal wie unwichtig ich meinen Eltern war. Es schmerzt einfach nur. 

Seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört.

Flashback Ende.

,,Willst du Fisch?" fragt mich Jin und reißt mich somit aus meinen Gedanken.


Hey

Hoffe es gefällt euch... mehr hab ich heute nicht zu sagen.

Bye




Angel without wingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt