16 • Breakfast

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Seit langem war ich an einem Morgen nicht mehr vor meinem Wecker wach geworden. Doch nun hatte er noch nicht einmal geklingelt, als ich meine Augen öffnete. Gähnend blickte ich zur anderen Bettseite und bemerkte, dass Carlos noch schlief. Ich konnte nicht anders, als ihn einen Moment zu beobachten und zu lächeln. Er sah mit seinen verwuschelten Haaren ziemlich süß aus, wenn er schlief.

Ich griff nach meinem Handy, welches wieder auf dem Nachttisch lag und stellte zunächst alle Wecker aus. Carlos sah so friedlich und unschuldig aus, dass ich nicht wollte, dass ein schriller lauter Ton ihn aus seinem Träumen riss. Zum einen war ich ohnehin wach und würde ihn auf eine angenehmere Art wecken, sobald wir uns fertig machen müssten. Zum anderen ergab sich für mich nun endlich die Möglichkeit, Carlos mit einem kleinen Frühstück eine Freude zu machen. In den letzten Tagen war er derjenige gewesen, der sich an den Herd gestellt und Pfannkuchen oder Porridge gemacht hatte. Dass ich jetzt vor ihm wach war, musste ich ausnutzen und konnte ihm nach allem, was er für mich zubereitet hatte, etwas zurückgeben. Auch wenn ich wenig Ahnung vom Kochen hatte, würde ich schon irgendwas hinkriegen und die Küche nicht abfackeln.

Somit stand ich auf, darauf bedacht Carlos nicht zu wecken, und lief mit meinem Handy in der Hand in die Küche. Nachdem ich meine Social Media Seiten gecheckt und auf einige Nachrichten geantwortet hatte, suchte ich online nach ein paar Frühstücksideen, die einfach zu machen waren und zu denen Lebensmittel passten, die ich im Kühlschrank fand. Nach einiger Zeit entschied ich mich klassisch für Spiegeleier und Bacon. In den Tipps, die ich gelesen hatte, wurde beschrieben, wie einfach es sei, Bacon und Spiegeleier zu braten, sodass ich es mir selbst zutraute. Während ich das Toastbrot in den Toaster steckte, holte ich eine Pfanne hervor. Zuerst entschied ich mich die Eier und danach den Bacon zu braten. Somit schlug ich zwei Eier in die Pfanne, in der ich zuvor etwas Öl gegeben hatte, und wartete ein paar Minuten, bis das Eiweiß fest wurde. Als ich der Meinung war, dass die Eier in der Pfanne genauso aussahen wie die Spiegeleier auf den Bildern, nahm ich mir einen Pfannenwender und legte sie behutsam auf einem Teller, damit das Eigelb nicht direkt auslief. Nachdem ich zwei weitere Spiegeleier gebraten und auf einen zweiten Teller gemacht hatte, war nun der Bacon dran. Allerdings ließ der sich genauso einfach anbraten, sodass ich nach einigen Minuten die Bacon Streifen stolz auf beide Teller verteilen konnte.

,,Wow, ich hätte nie gedacht, dass ich dich freiwillig am Herd erlebe", ertönte auf einmal die Stimme mit dem unverwechselbaren spanischen Akzent im Raum. Erschrocken hielt ich inne und blickte zur Küchentür, in der Carlos lehnte und mich interessiert musterte.

Ich seufzte schwer, ehe ich den letzten Bacon Streifen auf einen Teller legte und die Pfanne auf eine Herdplatte abstellte, die ausgeschaltet war:,,Du hast die Überraschung zerstört. Ich wollte dir das Essen ans Bett bringen."

,,Glaub mir, ich bin trotzdem überrascht", lachte Carlos und stellte sich zu mir. Prüfend betrachtete er die Spiegeleier und den Bacon:,,Hast du etwas angestellt?"

Empört schnaubte ich und schüttelte den Kopf:,,Wieso muss ich denn... ich wollte dir eine Freude machen und ein guter Freund sein. Das will ich wirklich."

,,Ist alles in Ordnung?", fragte Carlos misstrauisch nach und schien bemerkt zu haben, dass meine Stimme zum Ende hin leiser und dünner wurde.

,,Ja, ich...", setzte ich an und wollte mir etwas einfallen lassen, um nicht bereits am Morgen eine ernste und anspannte Stimmung zu verbreiten. Allerdings wollte ich Carlos nicht anlügen und wusste, dass er ohnehin nicht lockerlassen würde. ,,Ich will dich nur nicht enttäuschen."

,,Wieso solltest du mich enttäuschen?", wollte er irritiert wissen.

,,Weil ich keine Ahnung von Beziehungen habe. Um ehrlich zu sein, war ich noch nie in einer richtigen Beziehung und habe keine Erfahrung damit. Weder hatte ich irgendwelche Dates noch mit jemanden geschlafen. Ich... ich bin so verdammt unerfahren, dabei will ich dich glücklich machen und für dich der perfekte Freund sein, den du verdienst", gab ich bedrückt zu und senkte meinen Blick. Mir war bewusst, dass Carlos im Vergleich zu mir deutlich mehr Erfahrung hatte. Lange war er mit Romee zusammen gewesen und hatte vor ihr auch schon zwei, drei Freundinnen, von denen er mir einzelne Geschichten erzählt hatte. Ich wollte für ihn genauso gut, wenn nicht sogar besser sein, auch wenn keine Vorstellungen davon hatte, was ich dafür tun musste.

,,Oh Lando, erst einmal gibt es weder einen perfekten Freund noch eine perfekte Beziehung. Es gibt keine Anleitung dafür oder irgendwelche Kriterien, die man erfüllen muss", merkte Carlos sanft an und legte seine Hand behutsam an meine Wange. Vorsichtig hob er meinen Kopf an und fuhrfort:,,Zum anderen ist es unwichtig, wie viel Erfahrung du hast. Die letzten Tage, die wir zusammen verbracht haben, waren wundervoll, obwohl wir beide nur unserer Arbeit nachgegangen sind und den Abend zusammen auf der Couch verbracht haben. Neben dir einzuschlafen, aufzuwachen, in deiner Nähe zu sein, dich um mich zu haben, ist das, was ich brauche. Du machst mich schon längst glücklich, so glücklich, wie es keiner zuvor geschafft hat."

,,Ehrlich?", hakte ich zögerlich nach und musste zugeben, dass ich mich durch seine Worte entspannte und sie mir viel bedeuteten.

,,Ehrlich. Außerdem fühle ich mich geehrt, wenn ich der erste bin, den du so nah an dich heranlässt und vertraust. Ich verspreche dir, dass ich dich niemals zu irgendwas drängen werde und wir es langsam angehen lassen, sodass du Stück für Stück Erfahrung und Sicherheit gewinnst, okay?", lächelte er und strich mir über die Wange.

,,Okay", stimmte ich zu und erwiderte sein Lächeln leicht. Zwar hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn Carlos denken würde, dass mit Romee alles leichter und besser war und er wieder zu ihr zurückgehen würde. Doch Carlos hatte mir diese Angst mit seinen Worten genommen und es beruhigte mich zu wissen, dass er Geduld und Verständnis hatte. Zufrieden zog Carlos mich zu sich und verband unsere Lippen zu einem Kuss, den ich allzu gern erwiderte. Ich liebte das Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren.

Nach einiger Zeit löste sich Carlos wieder und nahm seine Hand von meiner Wange, ehe er sich zu den Tellern drehte, auf denen immer noch das Frühstück lag:,,Ich erwarte von dir auch nicht, dass du mir jeden Tag Frühstück ans Bett bringst. Sei einfach du selbst, Querido."

Verstehend nickte ich und blickte den Spanier neugierig an:,,Was heißt Querido eigentlich?"

,,Finde es heraus", entgegnete er mit einem schelmischen Grinsen, wobei er ganz genau wusste, dass meine Spanischkenntnisse nach soy lago aufhörten und dieser Satz nicht einmal Sinn ergab.

,,Wieso sagst du es mir nicht direkt?", erkundigte ich mich. Da ich das Wort nur in den Übersetzer eingeben könnte und es nicht unwahrscheinlich war, dass entweder ich das Wort falsch schrieb oder die Übersetzung nicht der eigentlichen Definition entsprach.

,,Weil das viel zu einfach wäre", erklärte er, was ich mich mit einem skeptischen Blick quittierte:,,Ah ja, Babe."

,,Babe? Sehr einfallsreich", vermerkte Carlos schmunzelnd.

Ich verdrehte leicht die Augen, doch konnte mir ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen:,,Ich kann dich auch sugar oder honey pie nennen, wenn dir das besser gefällt."

,,Bleib lieber beim Babe", winkte er ab, bevor er sich zu den Tellern drehte, ,,dann testen wir mal, ob dein Frühstück gelungen ist."

Zustimmend nickte ich und ließ seine Hand los. Während Carlos mit den Tellern zum Esstisch lief, nahm ich das Toastbrot und Besteck. Anschließend folgte ich ihm ins Wohnzimmer und setzte mich gegenüber von Carlos. Mittlerweile war es fast Routine geworden. Zuvor hatte ich kaum am Esstisch gegessen und bevorzugte die Couch, da ich von dort aus Netflix auf dem Fernseher gucken konnte, während ich mein Müsli oder bestelltes Essen aß. Doch seitdem Carlos bei mir bei mir schlief, bereiteten wir etwas zu essen vor und aßen zusammen am Tisch, morgens sowie abends.

Ich reichte Carlos das Besteck und legte ihm einen Toast auf den Teller, was er dankend entgegennahm. Gespannt betrachtete ich ihn dabei, wie er begann zu essen und sich die erste Gabel in den Mund schob. ,,Wie ist es?", fragte ich nach, da ich aus Carlos Blick weder herauslesen konnte, ob mir die Eier schlecht oder gut gelungen waren.

,,Es fehlen vielleicht etwas Pfeffer und Salz, aber ansonsten hast du einen guten Job gemacht", gestand Carlos, was ich mit einem Lächeln quittierte. Das einzige, was ich wollte, war ihm eine Freude zu machen, was ich wohl geschafft hatte.

The way I love you [Lando Norris x Carlos Sainz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt