Spielberg, 28. Juni 2019
Alles in einem konnte man sagen, dass Frankreich ein ziemlich gutes Wochenende war. Während Carlos das Rennen auf P6 beendet hatte, hatte ich nach langer Zeit endlich mal wieder Punkte geholt und fuhr als P9 durchs Ziel. Das, was zwischen Max, Carlos und mir gestanden hatte, konnten wir erfolgreich aus dem Weg räumen, sodass es sich nun so anfühlte, als würden wir uns so gut verstehen wie nie zuvor.
In Österreich war es sonnig und wolkenfrei. Alle Zeichen deuteten auf ein entspanntes und produktives Freies Training. Nachdem wir am Morgen das 1. Freie Training absolviert hatte, war nun das 2. Freie Training dran. Ich saß bereits in meinem Auto und wartete darauf, dass die Mechaniker alles eingestellt hatten und Will mir Beischeid gab, dass ich rausfahren konnte. Da ich noch warten musste, sah ich mir die Dinge auf den Bildschirmen an, die Jon mir aufs Auto gestellt hatte. Auf dem einem waren meine Rundenzeiten im Vergleich zu denen der anderen Fahrer aus dem 1. Training zu sehen. Der zweite Bildschirm zeigte die Fernsehbilder vom Freien Training und welcher Fahrer sich zurzeit in welchem Sektor befand. Beispielsweise konnte ich dadurch sehen, wo sich Carlos befand, den das Team schon rausgeschickt hatte und der nun am Ende des 1. Sektors war.
Die Fernsehbilder waren gerade bei Lewis, bis links oben auf einmal Gelb im 2. Sektor eingeblendet wurde und die Kamera wechselte. Nun wurde ein orangenes Auto mit blauen Elementen und der Nummer 55 gezeigt, was in der Bande steckte. Teile des Autos lagen im Kies daneben. Erschrocken betrachtete ich das Bild. In mir machte sich blanke Panik breit, nachdem ich realisiert hatte, dass es wirklich Carlos war, der dort in der Bande steckte und mit 280 km/h dort hineingerast sein musste.
Sofort drückte ich den gelben Button auf meinem Lenkrad, der für Funksprüche diente, und erkundigte mich hektisch:,,Was ist mit Carlos? Geht es ihm gut?"
,,Wir können noch nichts sagen. Es muss irgendwas mit dem Bremsen sein. Allerdings meinte er im Teamradio, dass er soweit okay ist und steigt nun aus", antwortete mir Will, was mich ein wenig aufatmen ließ:,,Gott sei Dank."
Wie mein Renningenieur sagte, konnte man sehen, dass Carlos sein Lenkrad abnahm, um auszusteigen. Anschließend befestigte er es wieder am Auto, ehe er seinen Helm abnahm. Mitarbeiter der Strecke waren gerade bei ihm sowie ein Auto, was ihm vermutlich ins Medical Center bringen würde. Auch wenn es mich einerseits beruhigte, zu sehen, dass Carlos alleine aus dem Auto aussteigen und mit dem Mitarbeitern reden konnte, blieb der Kloß in meinem Hals. Zu gern wäre ich derjenige, der nun bei ihm war, ihn zum Medical Center begleiten und sich um ihn kümmern würde. Auch wenn es zunächst nicht so aussah, konnte er sich immer noch verletzt haben.
Außerdem kannte ich Carlos mittlerweile so gut, dass ich mir vorstellen konnte, wie aufgelöst er war und wie groß sein Schock sein musste, doch er würde sich bemühen, das vor allen zu verstecken, sowie er es immer tat. Es fiel ihm schwer Gefühle gegenüber anderen zu zugeben, vor allem wenn er dachte, dass diese Gefühle Schwäche zeigten. Dabei sollte er sich nicht zurücknehmen. Er war mit 280 km/h auf eine Bande zugefahren, ohne etwas tun zu können, und mit voller Geschwindigkeit hereingekracht. Mehr als verständlich war es, dass er schockiert war. Ich wollte aussteigen und zu ihm gehen, um ihm in eine feste Umarmung zu ziehen und ihm das klarzumachen. Allerdings konnte ich es nicht. Auch wenn das 2. Training durch Carlos Unfall pausiert war, würde es noch 1 1/2 Stunden weitergehen, sobald sein Auto abgeschleppt wurde. Danach müsste ich Will und Jarv Feedback zum Auto geben und mit ihnen den Plan für morgen besprechen. Dazu würde Patrick kommen, der mich schon heute Morgen darüber informiert hatte, dass ich heute ein Interview mit einem österreichischen TV-Sender hatte, für das gestern keine Zeit mehr blieb. Stunden würden vergehen, bis ich endlich frei hatte und zu Carlos können würde.
,,Lando? Hast du mich verstanden?", riss mich Wills Stimme aus den Gedanken.
Irritiert schüttelte ich den Kopf und hatte nicht mitgekriegt, dass mein Ingenieur wohl die ganze Zeit mit mir gesprochen hatte. Ich drückte wieder den gelben Button und seufzte:,,Uhm, tut mir leid. Was hast du gesagt?"
,,Wir wollen nun dein zweites Trainingsprogramm starten. Du müsstest 15 Runden am Stück fahren. Jetzt, wo Carlos ausfällt, brauchen wir dich umso mehr", wiederholte er seine Worte.
,,Kein Problem, ich bin bereit", gab ich zurück und versuchte meine Sorge um Carlos beiseite zu schieben, was einfacher gesagt war, als getan.
,,Gut, ich gebe dir Bescheid, wenn du fahren kannst", informierte mich Will, ehe es wieder still wurde.
Zwar hatte ich versucht mich gut aufs Freie Training zu konzentrieren sowie auf das spätere Briefing mit meinen Ingenieuren und das Interview, doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu Carlos ab. Dass ich jede fünf Minuten auf mein Handy starrte und hoffte, endlich eine Nachricht von ihm zu bekommen, in der stand, dass es ihm gut ging und er nicht mehr im Medical Center war, half bei der Konzentration nicht. Nachrichten oder Anrufe von Carlos blieben aus. Auch Patrick fragte ich immer wieder, ob er etwas wusste, doch von ihm bekam ich nur die Antwort ,,Tut mir leid, Lando. Ich bin für dich verantwortlich nicht für Carlos. Ich weiß nichts.", die mit jedem Mal genervter wirkte. Verübeln konnte ich es ihm nicht, da mir nach dem ersten Mal schon bewusst war, dass Patrick meine weiteren Nachfragen auch nicht beantworten konnte.
Doch die Sorge um Carlos und die Ungewissheit war größer als mein Verstand. Ich wollte endlich zu ihm und mich selbst vergewissern, dass er okay war. Umso glücklicher war ich, als das Interview mit dem TV-Sender vorbei war und wir uns auf den Weg zu unserem Motorhome machten. Für den restlichen Tag hatte ich endlich frei. Ich betrat nach meinem PR-Assistenten unseren Motorhome und machte mich direkt auf den Weg zu den Treppen, die nach oben zu unseren Zimmern führten, bis ich Carlos sah, der an der Getränkebar stand. Eine riesige Last fiel von mir ab und Erleichterung machte sich breit. Er musste nicht im Medical Center bleiben.
Ohne weiter darüber nachzudenken, änderte ich meinen Weg und lief zu ihm. Als er mich sah, lächelte er leicht und setzte an, um etwas zu sagen, doch ich fiel ihm um den Hals und zog ihn in eine feste Umarmung:,,Jeez, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht."
,,Es ist alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert", erklärte Carlos sanft und strich mir über den Rücken. Seine Worte zu hören und ihn in meinen Armen zu haben, beruhigte mich und gab mir Sicherheit. Zum ersten Mal dachte ich daran, was gewesen wäre, wenn Carlos Unfall schlimmer ausgegangen wäre. Wenn ich seine Nähe nicht mehr spüren konnte, wenn er nun nicht im Motorhome wäre, wenn er im Medical Center bleiben müsste, wenn er nicht selbständig aus dem Auto ausgestiegen wäre oder einen Funkspruch, dass er okay war, abgegeben hätte. Diese Gedanken ließen mein Herz verkrampfen.
,,Mir geht es gut, Lando, ehrlich", fügte der Spanier hinzu und hatte vermutlich gemerkt, dass ich unsere Umarmung verfestigt hatte.
,,Es ist schön zu sehen, dass ihr euch so sehr umeinander sorgt. Ihr habt eine tolle Freundschaft", ertönte auf einmal eine andere Stimme neben uns. Überrascht ließ ich von Carlos ab und blickte zu Thomas, seinem Renningenieur. Ich hatte vollkommen ausgeblendet, dass viele Mitarbeiter des Teams ebenfalls im Motorhome waren, auch wenn die meisten beschäftigt waren.
,,Ich muss noch etwas mit Andreas besprechen und lasse euch Mal alleine. Wir sehen uns morgen. Ruh dich aus, Carlos. Es war trotz allem ein harter Stoß", vermerkte Thomas.
,,Werde ich", versprach Carlos, bevor sein Ingenieur sich verabschiedete und ging.
,,Tut mir leid. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht einmal gesehen, dass er neben dir stand. Ich habe nur dich gesehen und... wollte zu dir", murmelte ich entschuldigend, da ich weder Carlos Gespräche unterbrechen noch ihn in eine unangenehme Lage bringen wollte.
,,Ist schon okay, Querido", entgegnete er behutsam und musterte mich prüfend, ,,geht es dir gut?"
,,Du bist mit 280 km/h in die Bande gefahren und fragst, ob es mir gutgeht?" hakte ich schmunzelnd nach.
,,Du siehst erschöpft aus", bemerkte Carlos, was ich mit einem leichten Nicken quittierte:,,Bin ich auch. Es war ein langer Tag. Allerdings bin ich vor allem froh, dass dir nichts passiert ist. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn es anders wäre."
,,Denk darüber nicht nach, Querido", entgegnete er und lächelte aufmunternd, ,,lass uns unsere Sachen holen und ins Hotel fahren. Dort haben wir unsere Ruhe."
,,Klingt gut" stimmte ich zu, ehe Carlos und ich uns zusammen auf den Weg in unsere Zimmer machten.
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The way I love you [Lando Norris x Carlos Sainz]
FanfictionAnd I always will love you Through every storm I've never loved somebody The way I love you - yaeow ,,Ich bin Carlos, ab nächster Saison dein Teamkollege." ,,Ich weiß", hauchte ich abwesend. Noch nie zuvor ist mir aufgefallen, dass die Augen eines...