Monaco, 23. Mai 2019
,,Seit wann ist es donnerstags so voll im Paddock?" fragte ich entsetzt und lief durch die Kontrollen, ehe ich meinen Paddock Pass wieder in die Hosentasche steckte.
,,Das ist wohl Monaco", seufzte George. Zusammen liefen wir an den ungewöhnlich vielen Journalisten, Besuchern und Mitarbeiter der Teams vorbei. Monte Carlo war wohl das prachtvollste und prestigereichste Rennen in der Saison. Scheinende Sonne, glamouröse Yachten im Hafen und das glitzernde Mittelmeer, allein schon das Ambiente versprach ein unvergessliches Wochenende. Dazu kam, dass Monaco ein weiteres Straßenrennen war. Während wir fuhren, standen alle Anwohner auf dem Balkon und verfolgten das Rennen. Dennoch war es auch das anstrengendste Wochenende. Gerade weil Monte Carlo das bekannteste Rennen war, waren die Besucherzahlen hoch. Stars aus aller Welt flogen hierher und die Media Termine doppelten sich.
,,Ich glaube nicht, dass wir uns vor der Fahrerparade am Sonntag nochmal sehen werden", gab ich schmunzelnd zu.
,,Wir sehen uns auf der Strecke", entgegnete George zwinkernd, ehe wir uns verabschiedeten, da wir mittlerweile an seinem Motorhome angekommen waren. Alex hatte Interviewtermine außerhalb Strecke, weshalb er nicht mit uns zum Paddock gelaufen ist.
Während ich zum McLaren Motorhome lief, hing ich meinen Gedanken nach. In den letzten zwei Wochen hatten wir drei uns oft getroffen, waren trainieren oder haben einen entspannten Abend unter Freunden verbracht. Es tat gut, Alex und George um mich zu haben und zu wissen, dass sie immer für mich da waren. Sie brachten mich zum Lachen und schafften es, dass ich nicht einmal an Carlos und Romee denken musste, wenn wir unterwegs waren. Hatte ich mich nicht mit Alex und George getroffen, war ich im Gym und wurde von Jon gequält, verbrachte Zeit im MTC oder mit Streams. Indem ich immer etwas zu tun hatte, musste ich weniger an meinen Teamkollegen denken, der soweit ich es mitbekommen hatte, in Spanien geblieben war. Immerhin bin ich ihm im MTC nicht einmal begegnet. Stören tat mich das nicht. Zwar konnte ich mittlerweile mit den Gedanken, dass Carlos eine Freundin hatte, besser umgehen, doch auf seine Anwesenheit konnte ich trotzdem verzichten. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass er vergeben war, aber meine Nähe gesucht und mich fast geküsst hatte.
Nach einiger Zeit, bog ich rechts ab und betrat unseren Motorhome. Ich warf ein lautes ,,Hallo!" in dem Raum, um alle zu begrüßen. Als ich meinen Blick schweifen ließ, blieb ich bei Carlos hängen, der gegenüber von seinem Renningenieur an einem Tisch saß. Neben ihm saß Romee. Als wäre der Barcelona Grand Prix nicht schon genug gewesen, musste er sie auch noch mit nach Monaco nehmen. Ich musste ein weiteres Wochenende mit Carlos und seiner Freundin ertragen, die andauernd aufeinanderhängen und die Finger nicht voneinander lassen würden. Großartig.
Carlos sah ebenfalls zu mir und blickte mich entschuldigend an, während Romees Lippen ein Lächeln zierten und sie mir zu winkte. Ich hätte jetzt schon kotzen können. Leicht hob ich meine Hand, ehe ich mich abwandte und nach oben in mein Zimmer lief. Dort würde ich wohl wieder meine freie Zeit am Wochenende verbringen, um den beiden aus dem Weg zu gehen. Ich ließ meine Zimmertür hinter mir zu verfallen und atmete tief durch. Carlos und Romee waren es nicht wert, dass ich mich von ihnen aus der Bahn werfen ließ. Das Rennen und meine Leistung waren das einzige, auf das ich mich konzentrieren musste.
Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und suchte nach dem Kontakt von Patrick. Unten im Aufenthaltsraum hatte ich ihn nicht gesehen. Somit wollte ich ihn anrufen und fragen, ob er schon an der Strecke war und wir uns woanders treffen würden. Noch bevor ich ihn anrufen konnte, klopfte es an meiner Zimmertür. Das müsste er sein. ,,Ja?"
Die Tür öffnete sich, doch anstatt meines PR-Assistenten betrat Carlos vorsichtig mein Zimmer:,,Hey."
,,Was willst du hier?", fuhr ich ihn kühl an. Mein Herz verkrampfte sich und schon jetzt fiel mir das Atmen schwer. Ich war definitiv noch nicht bereit, mit Carlos in Ruhe zu reden.
,,Freut mich auch dich zu sehen", murmelte der Spanier und schloss die Tür hinter sich, ,,wie geht es dir?"
,,Ich dachte, dass wir nicht über persönliche Dinge reden. Immerhin sind wir Teamkollegen. Autos und Rennen sind unsere einzigen Themen", gab ich Carlos Worte vom Wochenende in Barcelona wieder und verschränkte meine Arme vor der Brust.
,,Das hätte ich nicht sagen sollen. Tut mir leid, aber ich musste irgendeine Erklärung dafür finden, dass...", setzte Carlos an, doch stoppte.
,,Dafür, dass ich nichts von deiner verdammten Freundin wusste?", beendete ich seinen Satz und spürte, wie die Wut in mir hochkam, ,,und welche Lüge kriege ich? Du hast sie erst eine Woche vor dem GP kennengelernt oder du wolltest es mir sagen, aber hast auf den passenden Moment gewartet?"
,,Ich wollte es dir beim Essen sagen, aber Romee ist mir zuvor gekommen", vermerkte Carlos.
,,Du hättest es mir schon viel früher sagen müssen, bevor ich nach Barcelona geflogen bin, bevor wir uns Baku fast geküsst hätten, bevor wir uns von Woche zu Woche immer nähergekommen sind! Du hättest von Anfang an ehrlich sein sollen", warf ich ihm verletzt vor.
,,Das wollte ich, ehrlich, aber... ich hätte nie erwartet, dass wir uns einmal so nahstehen würden. Wir hatten immer gesagt, dass wir Freunde sind", gestand Carlos und schluckte schwer. Er schien genauso aufgewühlt und von seinen Gefühlen irritiert, wie ich es war.
,,Selbst Freunde sind ehrlich zueinander", bemerkte ich nun ruhiger.
,,Es tut mir leid. Ich hätte dir von Romee erzählen sollen." Carlos Stimme war fest und ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Worte so meinte, wie er sie sagte.
Ich hielt einen Moment inne und schüttelte dennoch leicht den Kopf:,,Das ist das einzige, was dir leidtut?"
,,Was meinst du?", wollte Carlos unsicher wissen.
,,Du machst mir Frühstück, wir halten Händchen, küssen uns fast, du suchst meine Nähe genau wie ich deine... ich gehe davon aus, dass Romee von alle dem nichts weiß?"
,,Nein, tut sie nicht und wird sie auch nicht", stellte Carlos ernst klar, ,,genau genommen, gibt es auch nichts, was sie muss."
,,Also meinst du nicht, dass sie ein Recht darauf hat, zu erfahren, dass ihr Freund die Nähe von jemand anderen aufsucht, wenn sie nicht da ist?", hakte ich monoton nach. Vielleicht war Carlos ihr nie soweit fremdgegangen, dass wir uns beispielsweise geküsst hatten, doch weit entfernt waren wir davon nicht gewesen.
,,Das spielt keine Rolle. Es würde sie nur verletzen, was ich nicht will", machte er deutlich
,,Mich zu verletzen, fiel dir leicht", entgegnete ich und senkte meinen Blick. Nicht einmal schien Carlos darüber nachgedacht zu haben, wie es mir nach dem Ganzen hin und her ging. Nicht einmal schien es ihn interessiert zu haben.
,,Lando...", seufzte er, doch ich fiel ihm ins Wort:,,Um eines klarzustellen, Carlos, alles, was jemals zwischen uns war, ist beendet. Du bist mit Romee zusammen und da sie dir so viel bedeutet, wünsche ich euch viel Spaß miteinander. Ich bin raus."
George hatte recht. Ich war nicht sein Spielzeug und durfte nicht zulassen, dass er mir weiter wehtun konnte. Carlos wollte Romee nicht verletzen und weiterhin mit ihr zusammen sein, was ich akzeptieren musste. Ich lief an Carlos vorbei und wollte mein Zimmer verlassen, doch bevor ich die Türklinke herunterdrücken konnte, hielt mich der Spanier am Handgelenk zurück:,,Lando, warte. Du kannst mich nicht wieder zwei Wochen meiden."
,,Du kannst es mir nicht übel nehmen, wenn ich es tue", murrte ich und löste mich aus seinem Griff, ,,wir sehen uns im Briefing, als Teamkollegen."
Damit öffnete ich die Tür und ließ Carlos stehen. Die Lando-Rufe ignorierte ich und lief stattdessen wieder runter in den Aufenthaltsraum. Auf dem Weg zum Ausgang traf ich auf Patrick:,,Ah Lando, schön dass du schon da bist. Alles in Ordnung?"
,,Alles bestens", antwortete ich und zwang mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Es war nicht alles in Ordnung. Innerlich hatte ich das Gefühl Carlos nach alle dem komplett verloren zu haben. Nun spielte es keine Rolle mehr, dass wir uns von Anfang an gut verstanden hatten oder auf einer Wellenlänge waren. Das schien vorbei zu sein, was etwas war, was ich nie gewollt hatte. Allerdings konnte ich nicht so tun, als würde ich Carlos nur als einen Freund sehen und meine Gefühle zurückstellen. Das tat ich einfach nicht.
,,Gut, dann lass uns loslegen", stimmte er zu und zusammen verließen wir das Motorhome.
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The way I love you [Lando Norris x Carlos Sainz]
FanficAnd I always will love you Through every storm I've never loved somebody The way I love you - yaeow ,,Ich bin Carlos, ab nächster Saison dein Teamkollege." ,,Ich weiß", hauchte ich abwesend. Noch nie zuvor ist mir aufgefallen, dass die Augen eines...