38 • A broken heart

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Wenn ich das Gefühl hatte, in ein tiefes Loch gefallen zu sein, gesellten sich Alex und George dazu und halfen mir wieder heraus. Ich konnte zu ihnen kommen, wenn ich verloren war, sie waren immer für mich da. So auch, als ich am Abend nach dem Qualifying vor Georges Zimmertür stand. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Alex auch zu uns kam und wir uns auf das große Doppelbett im Zimmer setzten. Lange redeten wir über Carlos und Romee sowie Lewis Worte. Es tat gut jemanden die ganze Wahrheit und mein Gefühlschaos zu erzählen, nicht nur jemanden, sondern meinen besten Freunden, die mir immer den Rücken gestärkt hatten, wenn es zwischen Carlos und mir drunter und drüber ging.

Alex und ich blieben die ganze Nacht in Georges Zimmer und schliefen gemeinsam in dem Doppelbett. Wir hatten dasselbe getan, als George mit Taylor Schluss gemacht hatte oder Alex Familie dabei war durch ständige Streitereien zu zerbrechen. Immer wenn es einem von uns nicht gutging, dachten die anderen beiden nicht einmal daran ihn alleine zulassen.

Durch die Tatsache, dass ich meine besten Freunde neben mir hatte, fühlte ich mich weniger alleine und war ruhiger. Allerdings hielten die Gedanken an Carlos mich trotzdem lange wach. Mittlerweile konnte ich zwar an ihn denken, ohne in Tränen auszubrechen, aber das lag daran, dass ich seinetwegen schon so viel geweint hatte, dass ich mich leer fühlte und nicht mehr konnte.
Irgendwann war ich doch eingeschlafen und hatte somit ein paar Stunden Schlaf vor dem Rennen. Geweckt wurde ich von George, der mich beorderte, mich fertig zu machen, damit wir frühstücken und zur Strecke konnten. Ich kam seiner Aufforderung nach und aß unter den strengen Blicken von ihm und Alex wenigstens eine kleine Schale Müsli.

An der Strecke brachten sie mich zum Motorhome, in dem meine Ingenieure bereits auf mich warteten, um die Strategien für das Rennen noch einmal durchzugehen. Carlos hatte ich vor dem Rennen zwei, dreimal gesehen, was der Fahrerparade und dem Fakt geschuldet war, dass wir immer noch im selben Team fuhren und uns eine Box teilten. Es war schmerzhaft ihn zu sehen, aber ich versuchte mich, auf mich selbst zu konzentrieren, auf McLaren und mein Rennen, wie Lewis sagte und Alex und George zugestimmt hatten.

Das funktionierte, einigermaßen. Ich beendete, dass Rennen von P16 auf P11. Dadurch dass Carlos wegen Motorproblemen sein Auto wieder abstellen musste, bedeutete das keine Punkte fürs Team, was bei all der harten Arbeit in den letzten Tagen ziemlich schade war. Patrick brachte mich nach dem Rennen wieder zu meinen Interviews, danach ins Motorhome. Mit meinen Ingenieuren besprach ich den Verlauf des Rennens und was wir bei dem Grand Prix in Singapur in zwei Wochen unbedingt verändern sollten. Anschließend ging ich in mein Fahrerzimmer, um meinen Rucksack zu packen und auf George und Alex zu warten, die mich abholen wollten.

Mit meinem gepackten Rucksack neben mir saß ich auf meiner Couch und wartete darauf, dass meine besten Freunde mir schrieben, dass sie unten stehen würden. Meine Zeit vertrieb ich mir mit einem Spiel auf dem Handy. Social Media mied ich, da ich keine Beiträge von oder über Carlos sehen wollte. Dafür war es definitiv noch zu früh.

Nach einigen Minuten klopfte es an meiner Zimmertür. Noch bevor ich etwas sagen konnte, öffnete sie sich und Max steckte seinen Kopf durch die Tür:,,Hey, darf ich reinkommen?"

,,Ja, ja klar", stammelte ich überrascht von seinem Besuch und stand vom Sofa auf. Mein Handy schob ich in die Hosentasche. Zwar hatte ich lange nichts mehr mit Max unternommen, doch wir hatten aus unserem Streit in Frankreich gelernt und seitdem fast durchgehend miteinander geschrieben.

,,Carlos hat mir erzählt, was zwischen euch passiert ist", merkte Max zögerlich an, so ehrlich und direkt wie er war, redete er nicht über das drumherum, was er wollte. Jedoch verwunderten mich seine Worte schon. Carlos hatte ihm damals immerhin auch nicht erzählt, dass wir zusammen waren, doch mit unserer Trennung ging er wiederum direkt zu Max? Ich legte den Kopf schief und fragte irritiert nach:,,Er hat mit dir geredet?"

,,Zuerst stand er vor meiner Tür, weil er trainieren wollte. Wir sind zusammen in das Fitnessstudio des Hotels gegangen und haben etwa eine Stunde trainiert, bis wir am Boxsack üben wollten. Carlos war die ganze Zeit schon neben der Spur. Er hatte viel Energie und dementsprechend auf den Boxsack eingeschlagen. Als ich gesagt habe, dass er weicher schlagen soll, da ich den Sack ansonsten nicht mehr festhalten konnte, hat er mich nicht gehört. Ich musste ihn quasi anschreien, damit er aufhörte", erzählte Max und machte eine kurze Pause. Sein Blick war voller Sorge:,,Danach ist er eingebrochen und hat mir erzählt, was los ist. Ich habe ihn noch nie so fertig gesehen."

,,Er ist fertig? Hast du eine Ahnung, wie es mir mit dem Gefühl geht von dem Menschen, den man liebt, monatelang belogen worden zu sein und eine falsche Welt vorgespielt zu bekommen? Weißt du, wie blöd ich mich fühle, ihm blind vertraut und nicht bemerkt zu haben, dass er noch mit seiner Freundin zusammen war, während wir die letzten Monate zusammen verbracht haben?", wollte ich verletzt wissen. Ich konnte darauf verzichten, Mitleid Carlos zu haben. Wäre er ehrlich zu mir gewesen oder hätte sein Wort gehalten, sähe die Situation nun anders aus. Er hatte alles kaputtgemacht.

,,Ich kann verstehen, dass du verletzt und gekränkt bist. Carlos Aktion war einfach nur beschissen und das weiß er", merkte Max an.

,,Beschissen trifft es nicht mal annähernd! Er hat mich von Anfang an belogen!", merkte ich fassungslos an.

,,Er hat dich angelogen, was Romee betrifft, aber seine Gefühle für dich waren und sind immer noch echt, Lando. Carlos liebt dich", stellte der Niederländer klar.

Ich schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust, als mir nun langsam bewusstwurde, was Max hier wollte:,,Was soll das hier werden?"

,,Was meinst du?", erkundigte er sich, was mich die Augen verdrehen ließ:,,Hat Carlos dich geschickt, um mich zu überzeugen, ihm zu verzeihen und eine weitere seiner Lügen zu glauben?"

,,Gott, nein! Carlos weiß nicht mal, dass ich überhaupt hierherkommen wollte", versicherte Max schnell.

,,Wieso erzählst du mir dann das alles?", hakte ich aufgewühlt nach.

,,Weil ich denke, dass du Carlos echten Gefühle für dich und all die letzten Monate, in denen ihr beide zusammen wart, nicht vergessen solltest. Ich habe euch beide noch nie so glücklich gesehen", entgegnete er. Es war als würde Max mit seinen Worten Salz in eine meiner Wunden streuen. Seine Worte und die damit verbundenen Erinnerungen taten weh. Ich war glücklich mit Carlos gewesen. Er war der erste Mensch, den ich so nah an mich heranlassen konnte und wirklich liebte. Jedoch überwogen in diesem Moment der Herzschmerz und das zerbrochene Vertrauen durch seine Lügen.

Schwer schluckte ich und schüttelte leicht den Kopf:,,Du hast damals nicht verstanden, weshalb ich dir das, was zwischen Carlos und mir lief, verschwiegen hatte. Das ist genau der Grund dafür. Jetzt kennst du Carlos Seite der Geschichte und seine Gefühle, nun stehst du hinter ihm und willst ihm unbedingt helfen, alles wieder in Ordnung zu bringen, doch vergisst, wie es mir dabei geht."

,,Lando, ich stehe nicht...", setzte Max an, doch ich fiel ihm ins Wort. Mehr Erinnerungen an Carlos hielt ich nicht aus:,,Das letzte, was ich gerade brauche, ist ein Freund, der mich daran erinnert, wie glücklich ich mit dem Menschen war, der mir das Herz gebrochen hat, Max. Wenn du das nicht verstehst, solltest du zurück zu Carlos gehen. Vielleicht warst du ohnehin schon immer mehr sein Freund als meiner."

Ich nahm meinen Rucksack und lief an Max vorbei, raus aus meinem Zimmer und auf dem Weg zum Ausgang unseres Motorhomes. Dass ich neben Carlos an diesem Wochenende auch noch Max verloren hatte, versuchte ich zu verdrängen. Ich hatte schon viel zu viele Tränen vergossen. Manchmal musste man eben die Menschen zurücklassen, die einen zurückhielten, wie Lewis es gemacht hatte.

Vor dem Motorhome angekommen, wollte ich mein Handy wieder rausholen, um Alex und George anzurufen und nachzufragen, wo sie waren, doch das brauchte ich nicht mehr. Sie kamen geradewegs auf mich zu. Als hätte Alex meine Gedanken gelesen, lächelte er:,,Hey Lando, wir wollten dir gerade schreiben."

,,Wie geht es dir?", erkundigte sich gleichdarauf George fürsorglich, was ich mit einem Schulterzucken quittierte:,,Keine Ahnung, ich will einfach nur ins Hotel und mich hinlegen."

,,Okay, dann fahren wir zurück und verbringen den Abend mit Pizza und Filmen auf Georges Zimmer", bestimmte Alex und legte mir freundschaftlich einen Arm um die Schulter, ehe wir zum Ausgang des Paddocks liefen. Genau das war es, was ich jetzt am meisten brauchte.

The way I love you [Lando Norris x Carlos Sainz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt