Guildford, 15. Juli 2019
Zwei, drei weitere Male fuhr ich mir durch die Haare, bis ich es schließlich aufgab. Egal wie sehr ich versuchte meine Haare zu richten, meine kurzen Locken würden machen, was sie wollten. Somit stellte ich das Haargel wieder weg und ging zum Schlafzimmer, um nachzusehen, wie weit Carlos war. Der Spanier stand vor dem großen Spiegel neben meinen Kleiderschrank und band sich eine schwarze Krawatte. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und lief langsam zu ihm:,,Wow, du hast dich wirklich schick gemacht."
,,Zu viel?", fragte er schwer seufzend nach und drehte sich zu mir.
,,Ein wenig", stimmte ich zu und löste seine Krawatte wieder, ehe ich sie auf mein Bett schmiss, ,,lass die weg. Wir fahren zu meinen Eltern und nicht zu einem Geschäftsessen in einem fünf Sterne Luxushotel."
,,Ich will nur einen guten Eindruck machen", gestand Carlos nervös, was selten der Fall. Normalerweise war ich immer derjenige, der aufgeregt war und von ihm beruhigt wurde.
,,Glaub mir, du musst meine Mum nur einmal anlächeln, dann hat sie dich ins Herz geschlossen und sobald du meinem Dad erzählst, dass du ein Tennis Fan bist, wird er genauso begeistert von dir sein", versicherte ich ihm und strich ihm sanft über die Wange.
,,Dann kann wohl nichts schiefgehen, mh?", lächelte der Spanier leicht, was ich mit einem Nicken quittierte:,,Es wird nichts schiefgehen, wenn du einfach du selbst bist."
Wir versanken in einen kurzen Kuss, bevor wir uns lösten und auf den Weg zu meinem Auto machten. Als ich meinen Eltern zu einem Essen nach dem Grand Prix in Silverstone eingeladen hatte, hatte meine Mum darauf bestanden, dass wir nicht in einem Restaurant aßen, sondern einen Abend in meinem alten Elternhaus verbrachten. Sie wollte einen ruhigen Abend genießen und war der Meinung, dass wir das zu Hause besser könnten als in einem vollen Restaurant.
Damit, dass ich Carlos mitbringen wollte, hatten meine Eltern kein Problem. Im Gegenteil, sie waren begeistert davon und hätten nichts dagegen gehabt, wenn ich Alex und George ebenfalls mitgebracht hätte. Immerhin kannten meine Eltern die beiden, seitdem sie 14 Jahre alt waren. Allerdings konnte ich die beiden geradeso aus der Sache raushalten. Ansonsten würden heute Abend nicht Carlos und ich mit meinen Eltern essen, sondern Carlos, Alex und George sowie ihre Eltern und ich. Das einzige Gesprächsthema unserer Eltern wären dann unsere peinlichen Kindheitsgeschichten und die Erinnerungen von unserem Beginn im Motorsport, was nicht ansatzweise meinen ursprünglichen Wunsch, ein Kennenlernen zwischen Carlos und meinen Eltern, entsprechen würde.
Nach knapp zwei Stunden waren wir am Haus meiner Eltern angekommen. Meinen McLaren parkte ich am Straßenrand, bevor Carlos und ich den kleinen Weg zur Veranda des Hauses entlanggingen und klingelten. Keine drei Sekunden später öffnete uns mein Dad die Tür, von dem wir herzlich empfangen und ins Wohnzimmer gesteuert wurden. Wenig später kam auch meine Mum hinzu, die sich zunächst um das Essen in der Küche gekümmert hat.
Nachdem wir eine Weile auf der Couch verbracht hatten, wechselten wir im Laufe des Abends zum Esstisch und aßen die selbstgemachte Lasagne meiner Mum, die ich schon als Kind geliebt hatte. Die Stimmung war gut und entspannt. Als wir erst über die letzten Tage in Silverstone und über das gestrige Rennen gesprochen hatten, welches Carlos auf P6 und ich auf P11 beenden konnte, fanden meine Eltern schnell Interesse an Carlos und seiner Karriere. Obwohl ich befürchtet hatte, dass meine Eltern ihn ausquetschten oder ihm mit ihrer Fragerei zu nahtraten, schien es dem Spanier nichts auszumachen. Mit jeder weiteren Geschichte, die er erzählte, wirkte er gelassener und von seiner vorherigen Nervosität war nichts mehr zu spüren, was ich lächelnd beobachtete.
,,Lando, würdest du mir helfen die Teller rauszubringen und das Dessert zu holen?", bat mich meine Mum, als wir alle mit dem Essen fertig waren.
,,Natürlich", erwiderte ich und nahm die Teller von Carlos und meinem Dad entgegen, ehe ich meiner Mum in die Küche folgte, die die Schale mit der restlichen Lasagne in der Hand hatte.
,,Danke, Sweety. Räum sie in den Geschirrspüler", ordnete meine Mum an und stellte die Schale auf einer Arbeitsfläche ab. Anschließend suchte sie vier kleine Teller raus und lief zum Kühlschrank. Ich hingegen kam ihrem Wunsch nach und öffnete den Geschirrspüler, in dem ich das Besteck und die Teller einordnete.
,,Du und Carlos versteht euch sehr gut, nicht wahr?", ertönte nach einem kurzen Moment der Stille wieder die Stimme meiner Mutter, womit sich ein weiteres Lächeln an diesem Abend auf meine Lippen schlich.
,,Ja, wir arbeiten gut zusammen und sind in den letzten Monaten enger zusammengewachsen. Was hältst du von ihm?", fragte ich nach.
,,Er macht einen sympathischen und humorvollen Eindruck, dazu sein spanischer Akzent und die Muskeln. Ich kann verstehen, wie du dich in ihn verliebt hast", gab sie zurück. Mir lief nach ihren Worten ein Schauer über den Rücken und mein Lächeln verschwand. Ich stellte den letzten Teller in Geschirrspüler, bevor ich mich schluckend zu meiner Mum drehte, die mich wissend ansah:,,Wie lange geht das zwischen euch schon?"
,,Mum, wir sind nicht... ich bin nicht...", setzte ich zu einer Antwort an, doch wusste nicht, was ich eigentlich sagen wollte. Ich hatte das Gefühl mich verteidigen und erklären zu müssen, aber wollte dabei nicht lügen oder etwas leugnen.
,,Sweety, du musst keine Angst haben oder dich vor mir rechtfertigen. Ich sehe die Blicke, die ihr euch zu werft und das Lächeln, was auf deine Lippen kommt, wenn Carlos auch nur ein Wort sagt. Du hast ihn gerne, richtig?", hakte meine Mum sanft nach, was mich innerlich ein wenig beruhigte. Ich seufzte und wandte meinen Blick zum Boden:,,Ja, sehr."
,,Oh Lando", lächelte sie und lief zu mir, um mich in eine feste Umarmung zu ziehen, ,,ich freue mich für dich."
,,Danke", murmelte ich erleichtert. Als wir uns wieder lösten, hörte man aus dem Wohnzimmer, Carlos und meinen Dad lachen, was wir schmunzelnd hinnahmen.
,,Dein Dad scheint ihn auch zu mögen. Ich will, dass du weißt, dass wir dich immer lieben und unterstützen werden, egal mit wem du zusammen bist. Solange du glücklich bist, sind wir es auch", versicherte sie mir und wurde zum Schluss ernster, was ich mit einem dankbaren Nicken und einer weiteren Umarmung quittierte.
Da meine Mum wissen wollte, wie alles zwischen Carlos und mir angefangen hatte, blieben wir noch einen Moment in der Küche und ich erzählte ihr fast alles von Baku bis Kanada. Ein paar Dinge oder Personen, besser gesagt eine Person, ließ ich dabei aus. Sie hatte Carlos erst kennengelernt und ich wollte nicht, dass er durch einen Fehler in ein falsches Licht gerückt wurde. Ohnehin war es etwas, zwischen Carlos und mir gewesen, was wir geklärt und abgeschlossen hatten. Meine Mum brauchte sich darüber keine Sorgen zu machen.
Letztendlich machten wir uns mit vier Tellern Tiramisu wieder auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. Mein Dad und Carlos waren sichtlich in ein amüsantes Gespräch vertieft, was sie unterbrachen, als sie uns bemerkten. Nach dem Dessert blieben Carlos und ich ein paar weitere Stunden bei meinen Eltern, bis wir gegen 23 Uhr wieder in meinem McLaren saßen und nach Hause fuhren. Ich warf einen kurzen seitlichen Blick zu Carlos, der sich müde gegen die Fensterscheibe gelehnt hatte. Grinsend konzentrierte ich mich wieder auf die Straße und legte meine Hand auf seinen Oberschenkel:,,Meine Eltern haben dich ziemlich geschafft, huh?"
,,Ein bisschen", gab der Spanier ehrlich zurück und schob seine Hand in meine, ,,aber es war ein schöner und unterhaltsamer Abend."
,,Ich habe dir gesagt, dass du dir keine Gedanken machen musst. Zwar weiß ich nicht, was mein Dad denkt, da ihr euch durchgehend unterhalten habt, aber bei meiner Mum hast du einen positiven Eindruck hinterlassen und ich soll dir ausrichten, dass du immer herzlich willkommen bist", merkte ich lächelnd an.
,,Meinetwegen können wir das gerne wiederholen. Mit deinem Dad kann man sich eben gut unterhalten", stellte Carlos klar und spielte mit unseren Fingern, ,,gehen wir direkt schlafen, wenn wir bei dir angekommen sind?"
,,Wenn wir zu Hause sind ist es fast 1 Uhr. Wolltest du noch eine Party schmeißen, oder wozu die Nachfrage?", schmunzelte ich.
,,Es hätte sein können, dass du noch eine Serie weiterschauen wolltest. Allerdings ist es vermutlich besser, wenn wir direkt schlafen gehen. Ansonsten kommst du morgen früh nicht aus dem Bett", erklärte sich Carlos.
,,Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst", bemerkte ich bei seiner Anspielung, wobei es vermutlich nicht darauf ankam, ob wir um 1 oder 2 Uhr schlafengehen würden, Probleme um 8 Uhr aufzustehen und ins MTC zufahren, würde ich trotzdem haben.
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The way I love you [Lando Norris x Carlos Sainz]
FanfictionAnd I always will love you Through every storm I've never loved somebody The way I love you - yaeow ,,Ich bin Carlos, ab nächster Saison dein Teamkollege." ,,Ich weiß", hauchte ich abwesend. Noch nie zuvor ist mir aufgefallen, dass die Augen eines...