PoV Levi
Ein wenig unbeholfen stolperte ich in Erwins Auto. Ich durfte das Krankenhaus früher verlassen als geplant und wollte Eren damit überraschen. Hatte Erwin angerufen, wollte ihn damit auch auf den neuesten Stand bringen. „Ey pass auf.", sagte er und stützte mich, half mir dabei in den Wagen einzusteigen.Ich kam mir so nutzlos vor. Und jetzt waren es nur Schmerzmittel, die mich zum Taumeln brachten. Ich wollte gar nicht wissen, wie sich das ändern würde, wenn die Chemo in zwei Wochen losgehen würde.
Der Arzt meinte, dass ich nach 8 Therapien durch sein sollte. Dass der Krebs ab da zurück gehen sollte. Bis dahin sollte ich Medikamente nehmen und meinen Körper an die kommende Umstellung somit gewöhnen. Ob das wirklich etwas brachte, das bezweifelte ich. Wenn man Krebs mit Tabletten und einer Hormonumstellung heilen könnte, wäre niemand so panisch. Und ich hatte meine Sorgen nicht.
Erwin schlug die Tür des Autos zu und setzte sich auf die Fahrerseite, schnallte sich an. Ich tat es ihm gleich. Er zog die Tür seiner Seite zu und sah mich kurz an. „Willst du ihm Essen mitbringen? So wie ein Date? Ich denke, dass ihr die Zweisamkeit wirklich gut gebrauchen könnt." Ich nickte nur.
Erwin war zwar kein wirklicher Romantiker, doch er konnte Menschen schnell lesen und durchschauen. Dass Eren auf kitschige Dates stand, wusste er seit ihrer ersten Begegnung. Bevor Eren und ich überhaupt zusammengekommen waren. Und auch über mich konnte der 22-jährige Dinge erzählen, die ich selber nie für wahr gehalten hatte oder niemandem sonst erzählt hatte.
Erwin startete den Motor des schwarzen Wagens und fuhr vom Krankenhausparkplatz runter. Ich lehnte mich in den gemütlichen Sitz, schloss die Augen für einen kurzen Moment.
Ich stand extrem unter Stress. Ich war froh, dass die Medikamente mich beruhigten und man mir den Stress nicht ansehen konnte, doch ich wusste, dass er da war. Ich wusste, dass er – sobald die Schmerzmittel nicht mehr wirkten – ausbrechen würde und ich durchdrehen würde. Und das wollte ich gerne vermeiden. Ich wollte das mir nicht antun, Erwin und Eren jedoch auch nicht. Die beiden hatten eh schon genug mit mir zu kämpfen. Auch schon vor der Diagnose war ich teilweise sehr anstrengend.
Das wusste ich. Mit meinen Stimmungsschwankungen und meiner – teilweise – tagelang anhaltender schlechter Laune, war ich eine Zumutung. Jetzt auch noch Krebs. Jetzt konnte man mich vielleicht nicht mal alleine lassen, weil ich sonst nichts auf die Reihe kriegen würde.
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An der Wohnung bedankte ich mich bei Erwin, dass er meine Tasche und das Essen raufgetragen hatte und klopfte an der Tür. Der Blonde verschwand wieder, klopfte mir vorher noch aufmunternd auf die Schulter.
Eren öffnete die Tür und sah mich überrascht an. „Überraschung.", sagte ich und schmunzelte leicht. Er antwortete mir nicht, sondern zog mich einfach in seine Arme, hielt mich fest und drückte mich an sich. Und so sehr ich seine Nähe auch genoss, ich musste ihn von mir wegdrücken. „Sorry, aber das tut noch weh, wenn man draufkommt.", sagte ich und deutete auf meine Brust. „Oh ja! Entschuldigung.", er beugte sich kurz zu mir runter, drückte mir seine Lippen auf die Wange und schob mich dann in die Wohnung.
„Du hast Essen mitgebracht?", fragte er dann überrascht und schlug die Tür hinter sich zu, nachdem er sich Tasche und Tüte geschnappt hatte. „Ja. Und ich muss noch was vorbereiten.", erklärte ich und nahm die Tüte an mich, zog mir im Flur noch schnell die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer, schloss die Tür hinter mir.
„Du darfst nicht gucken!", rief ich noch, ehe ich mich daran machte das Wohnzimmer ein wenig "romantisch" herzurichten.
Ich nahm einige Teelichter und zündete sie an, stellte sie in die vorgesehen Gläser, ließ das Rollo runter und zog die Vorhänge zu, breitete die große Decke vor dem Sofa aus und stellte das Essen auf den Tisch. Es war nur irgendwas vom Pizzadienst, doch ich wollte es Eren ein bisschen angenehmer machen.
Ich wollte einen Moment den Krebs vergessen und einfach ein wenig kitschig mit meinem Freund in unserer Wohnung sein. Keine deprimierenden Gespräche, keine Zukunftspläne, die vielleicht nicht mehr eintreffen würden.
Ich drückte mich durch die Tür, schloss sie danach direkt wieder und sah Eren erwartungsvoll an. Er stand im Flur vorm Wohnzimmer. „Geh ins Bad! Ich bin noch nicht fertig." – „Jaja.", lachte er und wuschelte mir durch die Haare.
Kaum hatte er die Tür hinter sich zugezogen, ging ich ins Schlafzimmer, nahm unsere Bettdecke und Kissen und beförderte alles auf die Couch. Der Arzt sagte ich solle nicht schwer heben, doch ziehen durfte ich. Und da die Wohnung immer sehr sauber war, konnte ich die Wäsche einfach über den Boden ziehen.
Dann holte ich noch schnell Cola und zwei Gläser aus der Küche, bereitete alles auf dem Tisch vor und startete den Fernseher.
„Jetzt darfst du kommen!", rief ich und hörte sogleich, wie sich die Badezimmertür öffnete. Ich setzte mich auf die Decke auf dem Fußboden und sah zu Eren rauf, welcher mit großen Augen das Wohnzimmer betrat, sich zu mir setzte und seinen Kopf zu mir drehte.
„Du sollst dich nicht überanstrengen.", raunte er leise und streichelte mir über die Wange. „Das tue ich nicht. Glaubst du das hat so lange gedauert, weil ich mich angestrengt habe?" Er lachte nur leise und beugte sich zu mir, schloss derweil seine Augen und nur eine Sekunde später spürte ich die weichen vollen Lippen des Brünetten auf meinen. Seufzend erwiderte ich denn Kuss, tastete blind nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger, als ich sie endlich gefunden hatte.
Er hielt mich fest. Eine Hand an meiner Wange, die andere hielt die meine.
Erens Lippen bewegten sich fordernder und unbewusst ging ich darauf ein. Ließ zu, dass seine Zunge die meine traf und auch, dass er mir leicht in die Lippe biss. Ich gab mich ihm hin. Genoss einfach nur, dass er da war.
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Chemistry [Ereri/Riren]
FanfictionEigentlich sollte dieses Jahr schön werden. Die neue Wohnung, die Arbeit und die Schule. Alles passte. Endlich würden wir wieder ein wenig Zeit für uns haben. Es war perfekt. Bis zu diesem einen Satz. „Ich kann nicht atmen!"