Kapitel 38

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PoV Levi
Gelangweilt saß ich im kleinen Warteraum des Arztes. Meine Behandlung hatte bereits angefangen, ich musste nun jedoch kurz auf ein aktuelles Blutbild warten. Als Eren und ich heute Vormittag angekommen waren, musste ich bereits eins abgeben. Sie sagten, sie würden mir heute Abend dann die Ergebnisse mitteilen und mich über die Behandlungsweise hier aufklären. Es kam mir alles eher vor wie eine Jugendherberge für Kranke, als wie ein Krankenhaus.

Es war aber eigentlich gut so. Krankenhäuser vermittelten schnell den Eindruck, dass etwas dramatisch und schlimm wäre, dieser Kurort hier wirkte eher entspannend und freundlich. Nicht so hektisch, wie ich es aus Krankenhäusern gewohnt war.

„Levi Ackerman.", sagte der Arzt laut und ich stand auf, taumelte leicht wegen meines Kreislaufes, ließ mir jedoch nichts anmerken und ging zum Arztzimmer, wo der grauhaarige Mann mich freundlich begrüßte und mir deutete mich auf die Liege zu setzen.

Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes, lag eine Krankenakte, eine Lesebrille und ein Kugelschreiber. Der ältere Mann kam auf einem Drehstuhl zu mir gerollt und reichte mir zur Begrüßung die Hand. „Mein Name ist Müller.", sagte er und ich erwiderte den starken Händedruck. „Ich war so frei und habe mir Ihre Akte schonmal angeschaut. Haben Sie gerade irgendwelche Beschwerden?" – „Ich hab seit ein paar Stunden Kreislaufprobleme.", erklärte ich und er nickte.

„Waren Sie schon an der Luft?" – „Ja, mein Freund und ich sind ein bisschen spazieren gegangen, als wir hier angekommen sind."

„Dann ist das völlig in Ordnung. Die Luftumstellung und die plötzliche Bewegung kann den Körper kurzzeitig ein bisschen überlasten. So verrückt das auch klingen mag, gehen Sie vielleicht nochmal spazieren, oder machen sie leichten Sport. Durch die Bewegung wird der Kreislauf wieder richtig angetrieben und kann sich an die Luft gewöhnen. Und viel trinken.", sagte er. Ich nickte nur stumm.

„Dann kommen wir mal zu Ihrer Behandlung", begann er und räusperte sich leicht. „solange Sie hier sind, haben Sie drei Mal täglich eine Visite und alle zwei Tage einen Arztbesuch. Die genauen Uhrzeiten können wir gleich schon besprechen. Ab Morgen beginnt für Sie – und wenn Ihre Begleitung mitmachen will, auch für ihn – Atemübungen in Form von Yoga. Der Körper soll ein wenig in Bewegung kommen und die Atmung soll durch die ruhigen Bewegungen trainiert werden. Für Ihren Freund würde das Training ein bisschen härter aussehen, als für Sie, aber ich denke, dass er damit gut klarkommen würde."

Ich hörte ihm aufmerksam zu, wollte kein Wort verpassen. Immerhin ging es hier wortwörtlich um mein Leben. Wenn ich beim Yoga nichts lernen würde, könnte ich beim nächsten Hustenanfall einfach mal umkippen. Und auch, wenn ich nicht wirklich daran glaubte, dass es etwas bringen würde – wie sollte man durchs Atmen meine Lunge wieder hinkriegen? Das tat ich schon mein Leben lang und hab trotzdem Krebs bekommen – schwor ich mir es zu versuchen und das durchzuziehen. Denn nur weil mein Glaube an Besserung gestorben war, hieß es nicht, dass ich Erens Glauben zerstören musste.

Ich tat das hier für ihn, nicht weil ich an eine tatsächliche Besserung glaubte.

„In zwei Tagen kommt dann noch eine Stunde Strandgang mit der Gruppe dazu und in vier Tagen werden wir – sofern Ihre Werte dann besser sind – die Stufe ein bisschen erhöhen und Sie mehr fordern. Die Lunge soll ja schließlich auch ein bisschen mehr arbeiten.", sagte er und lachte bei seinem letzten Satz ein wenig aufmunternd.

Ich nickte wieder nur. Ich hatte nichts zu sagen.

Nachdem er noch meinen Blutdruck maß und ich ein Formular über Allergien und eine Datenschutzerklärung ausgefüllt und unterschrieben hatte, durfte ich wieder gehen.

Der Weg zum Fahrstuhl war glücklicherweise nicht weit und auch die Fahrt dauerte nicht lange. So zog ich die Schlüsselkarte durch den Schlitz an der Tür und mit einem lauten Piepen sprang diese auf, ich trat in unser Zimmer, schloss die Tür hinter mir und seufzte erschöpft.

„Levi!", rief Eren plötzlich überrascht und fiel vom Bett. Ein wenig verwirrt sah ich ihn an, ging auf ihn zu und musterte ihn. Sein Kopf war knallrot, seine Jeans war auf dem Boden und das lange Shirt, das er trug, bedeckte seinen in Boxershorts verpackten Schritt. In seiner linken Hand hielt er sein Handy, die Recht stemmte er aufs Bett. Er sah extrem angespannt aus und irritiert hob ich eine Augenbraue.

„Was hat der Arzt gesa-"

„Zeig mir dein Handy.", unterbrach ich ihn harsch und Eren stoppte, sah auf das graue Gerät in seiner Hand und hielt es mir dann hin. Neugierig nahm ich es mir und entsperrte es schnell. Er hatte seit 5 Jahren den Pin nicht mehr geändert. 2512, mein Geburtstag.

Kaum war der Sperrbildschirm verschwunden, sah ich den Grund, warum Eren ohne Hose und völlig angespannt dasaß. Die dunkelgraue Seite mit dem gelben Logo in der Ecke war mir nur allzu gut bekannt. Immerhin hatte ich ihn schon öfter mal dabei "erwischt", oder eher gestört.

„Seit wann stehst du denn auf sowas?", fragte ich und las mir den Titel durch.

My Neighbours Poolboy likes to suck

„Jean hat mir das geschickt- ich wollte es gerade wieder wegpacken.", versuchte er sich rauszureden doch wissend sah ich ihn an. Immerhin hatte er schon 12 Minuten vom Video geschaut. Ich sperrte sein Handy wieder, legte es auf den kleinen Nachtschrank neben dem Bett und ließ mich nach vorne auf seinen Schoß fallen. Die Knie links und rechts neben seinen Oberschenkeln, die Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt.

Was hatte der Arzt gesagt? Ich solle mich ein bisschen bewegen?

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt