Kapitel 33

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PoV Eren
Während Levi vor sich hindöste, unterhielten Erwin und ich uns. Eigentlich sprachen wir nicht oft miteinander. Aber es war doch mal angenehm mit jemandem reden zu können, dessen Angst Levi zu verlieren, mindestens genauso groß war, wie meine.

„Wie kann sowas eigentlich passieren? Wie kann man einen so wichtigen Wert einfach übersehen?!", er regte sich genauso auf wie ich. Vielleicht sogar noch mehr. Und ich konnte es verstehen. Ein Krankenhaus konnte dieses Verhalten nicht dulden. Und eine einfache Entschuldigung machte nicht gut, dass Levi im Moment quasi in Lebensgefahr schwebte.

„Absoluter Ruhezustand, was soll das überhaupt heißen?!", fauchte Erwin aufgebracht. Ich zuckte mit den Schultern und sah zu meiner Linken. Levi lag neben mir, hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Ich ließ meine Finger über seine warmen Wangen fahren und seufzte leise auf.

„Das ist alles so anstrengend.", murmelte ich geistesabwesend. „Er ist dir dankbar, dass du dich so aufopferst.", sprach Erwin dann und ich richtete meinen Blick auf den blonden Riesen, der an unserer Kommode gelehnt saß und mich müde anlächelte. „Ich weiß.", murmelte ich nur.

Levi sprach selten aus was er eigentlich dachte. Umso besser war es, dass wir uns ohne Worte verstanden. Dass er anhänglicher wurde und öfter meine Nähe suchte, das war seine Art und Weise seine Dankbarkeit auszusprechen.

„Eren?" - „Mh?", machte ich und sah den Blonden an.

„Wie läuft das eigentlich mit Sex?", fragte er mich und ein wenig überrascht hob ich die Augenbrauen. „Vor ein paar Wochen hat er mir einen runtergeholt. Aber ich traue mich ehrlich gesagt gar nicht was Richtiges zu versuchen." Erwin nickte interessiert. „Warum?"

Ich lachte leise auf: „Weil ich ihn nicht schon wieder ins Krankenhaus bringen will. Du weißt was seinen ersten Anfall ausgelöst hat. Und in dem Zustand, in dem er jetzt ist- ich will einfach nichts falsch machen. Deshalb mache ich lieber gar nichts."

Erwin nickte verstehend. Schien ein wenig nachzudenken. Ich ließ ihn mit seinen Gedanken alleine. Beschäftigte mich lieber mit meinen eigenen. Ich wollte Levi nicht verletzen. Und ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass es ihm schlecht geht. Und vor allem wollte ich ihn zu nichts drängen. Levi hielt es lange ohne Sex aus. Zwischen mir und seinem ersten Mal hatte er eine fast zweijährige Pause gehabt. Er hatte sicherlich kein Problem damit die Monate, die der Krebs - oder eher die Chemo - in Anspruch nahm ohne Sex auszuhalten. Mir ging es da anders. Aber ich wollte ihn keinesfalls überreden oder gar nötigen. Ich würde erst wieder etwas versuchen, wenn ich sicher war, dass ich ihn nicht gefährden könnte. Dass er nicht nochmal ins Krankenhaus müsse.

-

Es dauerte ein paar Stunden, bis Levi aufgewacht war. Erwin hatte ich inzwischen auf die Couch geschickt, wo auch dieser ein wenig Schlaf fand. Ich saß im Schlafzimmer neben Levi und machte meine Hausarbeiten. Hatte meinem Klassenlehrer eine E-Mail geschrieben, dass ich am Montag meinen Freund ins Krankenhaus begleiten müsste und deshalb nicht zur Schule kommen könnte.

Gerade schrieb ich die letzte Antwort zur Aufgabe fertig, da legte sich eine Hand auf meine und hielt mich vom Tippen ab. Ich sah zur Seite. Levi lächelte müde und richtete sich langsam auf.

Schnell klappte ich meinen Laptop zu, stützte den Kleineren und erntete ein belustigtes Schnauben. „Ich bin keine 80, Eren. Ich kann mich alleine hinsetzen." - „Ich bin auch kein Altenpfleger, sondern dein Freund, also lass mich machen." Er gab nach und ich setzte ihn richtig hin, streichelte ihm über die Glatze und drückte ihm einen Kuss auf den kahlen Kopf.

Gerade wollte ich meinen Kopf von ihm weggenehmen, da hielt Levi mich plötzlich an den Haaren an Ort und Stelle. „Nicht aufhören.", murmelte er leise und lehnte sich leicht gegen mich. Lockerte seinen Griff an meinem Haaransatz und seufzte leise auf, ehe er weitersprach: „Das macht die Glatze erträglicher."

Ich schmunzelte leicht, drückte ihm noch einen Kuss auf den Kopf. Und noch einen und noch einen. Ich machte solange weiter, bis ich dachte, dass es keine ungeküsste Stelle mehr geben würde. Dann löste ich mich vom Kleineren und streichelte ihm über die geröteten Wangen. „Wie geht es dir?", fragte ich und er zuckte mit den Schultern.

„Hab das Gefühl, dass ich noch taumeliger bin als sonst, aber es geht." Ich nickte. Ich hatte mich entschlossen Levi noch nichts von seinem Wert zu sagen. Es sollte sich nicht unnötig aufregen. „Ist Erwin noch hier?", fragte er dann und ich nickte. „Er schläft."

„Dann weck ihn auf. Ich will Essen bestellen." Ich nickte schmunzelnd, gab Levi noch einen Kuss auf den Kopf, ehe ich das Schlafzimmer verließ und den blonden Riesen auf der Couch weckte.

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt