PoV Eren
Seitdem Levi seine Diagnose erhalten hatte war knapp ein Monat vergangen. Seit er die Operation hatte etwa zwei Wochen.In diesen zwei Wochen war einiges passiert. Wir waren öfter im Krankenhaus gewesen für eine Nachuntersuchung der Fäden in Levis Brust. Levi musste von nun an zweimal wöchentlich zur Blutabnahme. Er sagte, dass seine Arme davon zwar nicht wehtaten, doch ich sah die Pflaster, die sich nur so häuften. Auch, wenn die Chemotherapie erst in zwei Tagen starten würde, machte ich mir schon jetzt große Sorgen.
Levi spielte seine Angst herunter. Er versuchte es jedenfalls. Doch ich kannte ihn und wusste, wie ich ihn durch ihn hindurchsehen konnte und ihn lesen konnte. Und ich sah, dass Levi Angst hatte.
Er aß nicht richtig, war immer nur in Gedanken. Er schlief schlechter und suchte viel öfter meine Nähe. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, doch es war ungewohnt und ein Anzeichen dafür, dass es ihm wirklich nicht gut damit ging.
Gerade stand ich im Türrahmen der Küche und sah ihn leicht lächelnd an. Er hatte Kopfhörer in den Ohren, stand am Herd und tanzte leicht zu der Musik mit. In der Pfanne, die er mit einer Hand festhielt, während er mit der anderen den Pfannenwender bediente, brutzelte Fleisch. Der Ofen war ebenfalls an und zwei weitere Töpfe standen auf dem Herd.
Plötzlich drehte Levi sich um und erblickte mich, zog sich einen Ohrhörer raus und legte den Kopf schief. „Wie lange stehst du da schon?" – „Eine Weile.", grinste ich und stieß mich vom Türrahmen ab, ging auf Levi zu und sah ihm über die Schulter. „Was kochst du da?", fragte ich und legte meine Hand an seine Hüfte. „Eh- Nudelauflauf.", er löste sich aus meinem Griff und ging zum Küchenschrank, hockte sich hin und holte die Auflaufform heraus.
Ich ließ ihn einfach machen. Er solle es genießen.
Natürlich hatte auch ich mich über Chemotherapien und Lungenkrebs informiert. Und Erfahrungsberichte von den Patienten liefen wie folgt ab: erst fühlten sie nichts schlimmes, nach der zweiten oder dritten Chemo begann der Haarausfall, langsam, aber sicher wurden sie schwächer und ab der sechsten fiel es einigen unheimlich schwer aufzustehen. Alles wurde mit der Zeit schwerer und dauerte länger. Essen kochen war meistens nicht mehr möglich, da man nicht mehr so lange stehen konnte.
Doch was erwartete man? Immerhin wird monatelang Chemie in den Körper gepumpt.
Natürlich hätte das Auswirkungen. Und nicht die, die in Marvelcomics oder ähnlichem beschrieben wurde. Bedauerlicherweise würde Levi nicht zu einem Superhelden in engen Hosen mutieren.
Zu meinem Nachteil. Ich hätte das gerne gesehen.
Levi kippte das Nudelwasser aus dem Kochtopf ab, packte die Nudeln in die Auflaufform und legte das fertig gebratene Fleisch hinein. Dann nahm er den kleineren Topf, kippte Soße drüber und ging dann zum Kühlschrank. Ich lehnte mich an den Küchentisch und sah ihm zu. Wie er den Käse in die Auflaufform streute und dabei noch immer seine Hüften zur Musik bewegte.
Kaum war die gläserne Form im vorgeheizten Ofen, stellte ich mich hinter Levi, der gerade dabei war den Herd zu putzen, legte meine Hände um seinen Torso und meinen Kopf auf seine Schulter, bewegte meine Hüfte zu seinem Rhythmus und genoss unsere Zweisamkeit. Ich konnte leise die Musik aus seinem Kopfhörer hören summte mit.
Levi seufzte leise und lehnte sich mehr an mich, warf den Putzlappen in die Spüle und legte seine Hände auf meine, hielt mich fest. „Ich hab Angst, Eren.", murmelte er leise. „Ich weiß.", es brachte nichts ihm zu sagen, dass seine Angst unberechtigt war. Nicht, wenn ich dieselbe Angst hegte, wie er.
„Wenn ich Haarausfall kriege und anfängst Witze über meine Glatze zu machen, kastriere ich dich.", murrte er dann plötzlich. Ich lachte leise auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Jetzt kann ich gar nicht anders, als mir dich mit Glatze vorzustellen. Oh, dann bist du wirklich wie Meister Proper!", lachte ich und löste mich von ihm. Sah zu ihm runter und lächelte sanft.
„Was habe ich gerade gesagt?", gespielt empört verschränkte der Kleinere die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab. Ich antwortete ihm nicht, sondern drückte ihm nur einen Kuss auf die Haare.
Wir hatten darüber schonmal geredet, Levi wollte ein Kopftuch tragen. Nicht nur für sich, sondern auch, weil er mir diesen "grauenhaften Anblick" ersparen wollte.
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Chemistry [Ereri/Riren]
FanfictionEigentlich sollte dieses Jahr schön werden. Die neue Wohnung, die Arbeit und die Schule. Alles passte. Endlich würden wir wieder ein wenig Zeit für uns haben. Es war perfekt. Bis zu diesem einen Satz. „Ich kann nicht atmen!"