Kapitel 42

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PoV Levi
Als ich aufwachte lag Eren nicht mehr neben mir. Draußen war es immer noch hell und gerade, als ich mich aufgesetzt hatte, meldete sich mein Magen. Vor der Chemo sollte man nichts essen. Es würde die Chemo effektiver machen. Ich hatte gelesen, dass es auch gut wäre zwei Tage vorher nichts zu essen, doch das hielt ich nicht aus. Eine Nebenwirkung meiner Medikamente war zum Beispiel der erhöhte Hunger. Doch ich nahm mir immer vor mit nüchternem Magen zur Therapie aufzutauchen.

Ich stieg langsam aus dem Bett, spürte mal wieder, dass mein Kreislauf noch ein bisschen brauchte und blieb erstmal ein wenig schwankend stehen. Hielt mich vorsichtshalber am Bett und an der Wand fest und wartete kurz, bis ich die ersten Schritte wagte und dann doch ohne Probleme das Zimmer verlassen konnte.

Im Flur hörte ich Geräusche aus dem Wohnzimmer. „Junge, der hat mich schon wieder gekillt.", schimpfte Eren und ich lugte ins Wohnzimmer. Eren saß auf dem Fußboden, hatte sein Headset auf und einen Controller in der Hand, spielte Super Mario und sah konzentriert auf den Bildschirm.

„Ich würde ja gerne, aber dann wecke ich Levi.", sagte er. Wahrscheinlich unterhielt er sich im Discord mit Armin oder einem anderen Freund. Ich lehnte mich an den hölzernen Türrahmen und sah mir das Schauspiel an. Immer wieder wurde Eren bei dem Versuch das Level abzuschließen von verschiedenen Gegnern angegriffen.

Und immer wieder gewannen die Gegner. Es ließ mich ein wenig schmunzeln und schlussendlich – es war einfach nicht mehr mit anzusehen, wie er sich sein genervtes Rumgeschreie unterdrücken musste – stieß ich mich vom Holz ab, kam auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter. Vor Schreck zuckte der Brünette stark zusammen und setzte dann sein Headset ab. Ich lachte kurz über seine Reaktion und setzte mich neben ihn.

„Mit wem spielt du?" – „Armin und Jean." Ich nickte und hielt die Hand auf. Er verstand, was ich von ihm wollte und reichte mir den Controller.

„Das schaffts du eh nicht Levi, ich geh da ständig drauf."

Eren griff sich sein Headset, setzte es sich halb auf, hörte seinen Freunden weiter zu, wie sie ihn auslachten und wartete darauf, dass jemand ihn jemand aus der Blase befreien würde, die durch die Gegend schwebte. Jedoch mit dem Unterschied, dass ich diesmal für ihn spielte.

Und wie es kommen musste, schaffte ich das Level beim ersten Versuch, hörte Armin und Jean aus Erens Headset laut jubeln und drückte meinem Freund dann wieder den Controller in die Hand.

„Hast du auch Hunger?", fragte ich ihn dann und musste mir ein Lachen verkneifen, als ich sah, dass er seinen Mund noch immer offenstehen hatte und auf den Fernseher starrte. „Ich hab schon gegessen. Hab dir was übriggelassen.", murmelte er dann und senkte ein wenig eingeschüchtert den Kopf.

Ich schmunzelte nur, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand dann in die Küche, wo ich mir das warm machte, was Eren mir vom Nudelauflauf gelassen hatte.

-

„Geht es dir eigentlich so weit gut?", fragte Eren und sah zu mir runter. Ich nickte, schluckte eine Tablette und stellte das orangene Döschen wieder in den Medizinschrank und griff, ebenso wie der Brünette, nach der Zahnbürste und begann mir die Zähne zu putzen. „Ich hab Dienstag wieder 'nen Termin beim Psychologen.", sagte ich mit vollem Mund und spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken. „Ich dachte danach könnten wir Essen gehen oder so.", erklärte ich schielte zu Eren rüber.

Ob er es wieder vergessen hatte? Vermutlich schon. „Essen? Wieso willst du Essen gehen?", ja er hatte es vergessen. Doch das war mir egal. Es war ja nichts Neues und viel draus machen tat ich mir aus dem Tag eh nicht. „Ich weiß nicht, ich dachte nur es würde ein schöner Tag sein. So einen Tag, den es nur einmal im Jahr gibt. Seit fast sechs Jahren.", wie immer musste ich Anspielung auf unseren Jahrestag machen. Denn wie immer hatte er ihn vergessen.

„Hä?", wow ich war mit einem Idioten zusammen. Seit sechs Jahren war ich mit einem Idioten zusammen. „Lass uns einfach Essen gehen. Du weißt schon, ein Date.", ich spülte meinen Mund aus, stellte die Zahnbürste wieder in den Becher und lehnte mich dann an die Heizung neben dem Waschbecken.

„Hab ich irgendwas verpasst? Geht es dir wirklich gut?", Eren lachte nervös und kratzte sich am Hinterkopf. „Denk ein bisschen drüber nach, vielleicht kommst du vor Dienstag ja noch drauf."

Verwirrt nickte der Brünette. 

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt