Kapitel 40

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PoV Eren
Die nächsten Tage verliefen wie geplant. Wir gingen zu Levis Terminen und Stunden, er ging dreimal täglich zur Visite und im Laufe der Tage besserten sich seine Werte. Sein Arzt hatte es als kleines Wunder bezeichnet, dass diese Therapien bei Levi anschlugen, denn sonst würde man einen niedrigen FEV Wert anders therapieren. Durch Levis Krebserkrankungen konnte die übliche Methode aber nicht gut angewendet werden.

Und auch als wir wieder zuhause waren und unserem Alltag nachgingen, wie zuvor, verlief es gut. Levi machte Übungen, die sie im in der Kur gezeigt hatten, wenn er leichte Atemprobleme hatte. Ich unterstützte ihn, wo ich konnte. Lüftete mehr, sorgte aber gleichzeitig dafür, dass er nicht im Zug saß und sich nicht erkältete. Denn so dämlich es auch klang, eine Erkältung könnte Levis Tod bedeuten. Nur ein Husten zu viel oder eine schlechte Schlafposition bei einer verstopften Nase. Wir passten auf. Stellen seine Ernährung wieder ein bisschen um, damit wir uns sicher sein konnten, dass seine Werte in Ordnung bleiben würden. Er nahm die Tabletten weiterhin. Die orangenen Pillendöschen im Medizinschrank über dem Waschbecken wurden mal mehr mal weniger.

Und so verging die Zeit.

Wir suchten uns jeder einen Therapieplatz. Levis wurde von der Krankenkasse übernommen, ich musste mir ein Rezept vom Arzt holen.

Die Psychologen waren nett. Levi fühlte sich direkt wohl bei dem kauzigen Mann und auch ich war zufrieden.

Eigentlich war es gut so, wie es war. Wir hatten es wohl endlich hingekriegt einen Rhythmus zu finden, mit dem wir beide zufrieden waren und der uns beide nicht überforderte oder stresste. Es war wirklich gut so. Auch in der Schule konnte ich mich besser konzentrieren, denn ich wusste, dass Levi Hilfe bekam, wenn er sie brauchte. Natürlich würde ich ihm auch sofort zur Hilfe kommen, doch falls das mal nicht möglich war, so wandte er sich inzwischen auch an andere. Erwin, Hanji, sein Therapeut.

„Kommst du Essen?", hörte ich es und sah von meinem Notizbuch auf. Ich hatte mir überlegt meine Erfahrungen mit Levis Krankheit aufzuschreiben, meine Gedanken einfach fließen zu lassen. Und es schien zu wirken. Ich war nicht mehr so verkrampft und konnte offen mit Levi über den Krebs reden, ohne, dass ich ein schlechtes Gefühl dabei kam. Der Krebs gehörte halt nun zu unserem Leben dazu. Wir konnten es nicht so schnell wieder ändern, deshalb mussten wir es wohl einfach akzeptieren.

„Ja!", rief ich und stand vom Bett auf. Schon im Flur stieg mir der Duft von Levis selbstgemachter Pizza in die Nase. Niemand – wirklich niemand – machte einen Pizzateig, wie Levi. Ich liebte es, wenn er sich mal wieder ein wenig in der Küche ausprobieren wollte. Immerhin kam dabei viel Gutes für mich bei rum!

Ich ging in die Küche, wo Levi gerade zwei Teller mit seiner selbstgemachten Pizza bereitgestellt hatte. Ich stellte mich hinter ihn, schlang meine Arme um ihn und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge, schaukelte uns ein bisschen hin und her und hörte ich leise kichern. „Was machst du da, so werd ich noch seekrank.", schmunzelte der Kleinere und ich stoppte, ließ ihn jedoch nicht los. Stattdessen nahm ich meinen Kopf von seiner Halsbeuge und sah mir seinen Hinterkopf an. Seine Haare begannen schon wieder zu wachsen. Es waren ganz leichte Stoppeln, wie bei einem 1mm Haarschnitt. Doch sie waren da. Das war gut. Es verlieh ihm mehr Selbstvertrauen und so trug er in der Wohnung kein Tuch oder eine Mütze mehr.

„Ich wird die Glatze vermissen.", seufzte ich und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. „Wenn du sie so magst, mach dir deine eigene. Ich will sie lieber wieder loswerden."

„Jaja.", ich rollte spielerisch mit den Augen, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und setzte mich dann an den Esstisch, er tat es mir nach und gemeinsam fingen wir an zu essen.

„Welche Chemo ist das morgen?", fragte ich und biss von meiner Pizza ab. „Die sechste.", sagte Levi und sah mich ein wenig besorgt an. „Es wird alles gut werden.", lächelte ich. „Die werden nicht nochmal so einen Fehler machen. Doktor Becker achtet ja besonders drauf.", fuhr ich fort und legte meine Hand auf seine. Levi nickte leicht lächelnd und begann dann meinen Daumen mit seinem zu streicheln. Vermutlich eher unbewusst, doch ich ließ ihn machen. Wenn er das brauchte, um runter zu kommen, dann sollte er das tun. Und so saßen wir da, hielten Händchen und aßen unsere Pizza.

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt