Kapitel 37

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PoV Eren
Nach Levis zweiter Visite wurden wir zum Essen gebeten. Gemeinsam verließen wir also den Fahrstuhl und gingen zu dem Raum, den die freundliche Krankenschwester uns genannt hatte. Die Tür stand auf und bereits jetzt konnte man den Geruch von Spaghetti wahrnehmen.

Ich ließ Levi den Vortritt und sah ihm dann beim Hinterhergehen auf den Hintern. Das tat ich eigentlich immer, wenn ich hinter ihm ging. Es war ja auch immerhin eine schöne Aussicht.

Doch ich musste meinen Blick leider abwenden, denn sonst wäre ich sicherlich noch irgendwo gegen gelaufen. Und diese Peinlichkeit wollte ich Levi ersparen. Schließlich waren wir in diesem Raum nicht alleine.

Es sah ein bisschen aus, wie die Cafeteria einer Schule. Es gab einen langen Tresen, wo die Leute sich anstellten. Dann nahmen sie sich ein Tablett und gingen in der Reihe weiter nach vorn. Hinter dem Tresen standen eine junge Frau und ein älterer Mann, die das Essen ausgaben. Der Mann schien jedoch zu kochen.

Levi und ich stellten uns in die Schlange und ich sah mich um.

Der Raum war nicht überfüllt, es waren aber trotzdem einige Leute hier. Die meisten trugen – wie Levi – ein Kopftuch oder eine Mütze. Manche älteren Menschen saßen im Rollstuhl oder auf einem elektrischen Rollator. Und dann gab es noch die, die aussahen wie ich. Besorgt. Sie alle saßen oder standen neben einer offensichtlich behandelten Person. Sie waren genau wie ich, Begleiter, die das hier erleichtern sollen.

Levi drückte mir ein Tablett in die Hand und wir rutschten in der kurzen Schlange auf.

Kaum waren die drei Leute vor uns bedient worden, erhielten auch wir unsere Teller mit Spaghetti. „Vegetarisch, oder normal?", fragte die junge Frau. „Normal.", sagten wir zeitgleicht und sie kippte sorgsam Soße auf die Nudeln, ehe sie uns die Teller gab und Levis Patientennummer in der Kasse notierte.

Wir suchten uns einen Platz in der Ecke und begannen zu Essen.

Levi hielt unter dem Tisch wieder meine Hand. Es beruhigte mich etwas. Er wusste, dass ich solche Essensäle eigentlich nicht mochte. Dass ich auch nicht gerne in Restaurants ging, da ich immer Angst hatte mich dort zu blamieren. Wenn mir zuhause Soße am Mund hängen blieb oder ich kleckerte, wie ein Kleinkind, dann war das zwar nicht gerade schön, doch es war mir nicht so unangenehm. Levi kannte meine Tollpatschigkeit. „Entspann' dich Eren. Die schauen dich nicht an.", murmelte er leise und aß unbekümmert weiter.

Ich drückte seine Hand kurz ein wenig fester, ehe ich sie losließ und lieber mit beiden Händen aß, damit die Wahrscheinlichkeit mich zu blamieren geringer war. Levi behielt seine Hand auf meinem Oberschenkel und streichelte beruhigend darüber.

-

Nach dem Essen musste Levi erneut zu einem Arzt und einen Tagesbericht abgeben. Wie es ihm ging, wie die Reise für ihn war und sowas. „Du kannst schonmal aufs Zimmer. Ich komme nach.", sagte er und drückte mir schnell einen Kuss auf, ehe er mir durch die Haare wuschelte und dann in dem Gang mit den Arztzimmern verschwand.

In diesem Haus war alles genau ausgeschildert. Es gab verschiedene Korridore für verschiedene Anlässe. Die Zimmer, die mit Rollstuhl und E-Rollator zu bewohnen waren, lagen im Erdgeschoss. Die Ärzte, die alle mit einem Fahrstuhl zu erreichen waren, waren im ersten Stock, der Essenssaal war auf der Etage der Ärzte und die restlichen Zimmer waren auf zweiter und dritter Etage verteilt. Hier und da gab es noch eine Toilette oder einen Infoschalter, doch an sich war alles genau aufgeteilt.

Ich ging also nun alleine zum Fahrstuhl, wartete, bis sich die silberne Tür öffnete und drückte dann den Knopf für die 2.

Und als ich im Zimmer angekommen war, war mir mit einem Mal so langweilig, dass ich mich auf das große Bett warf und die Zeit an meinem Handy zu überbrücken versuchte. Jedoch mit dem Hindernis, dass meine Freunde – besonders Jean – ziemliche Idioten waren und meine Gedanken durch irgendwelche Videos durcheinanderbrachten.

"Das hilft bestimmt, um schnell wieder gesund zu werden", hatte das Pferdegesicht geschrieben. Wenn Jean mir Videos schickte, waren es entweder Irgendwelche Tiere, die lustige Dinge taten, oder Pornos.

Und bedauerlicherweise wurde meine Hoffnung auf dumme Tiervideos zerstört, als ich auf den Link klickte und mir direkt zwei halbnackte Männer ins Auge sprangen. 

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt