Kapitel 13

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PoV Eren
Unruhig sah ich dabei zu, wie die lange Nadel in Levis Haut eindrang. Er zuckte nicht mal. Er saß nur da und sah zur Seite. Er hasste Nadeln. Und Blutabnehmen. Jetzt musste er da jede Woche ran.

Der Arzt zog die Spritze und das dunkle Blut Levis füllte sie.

Bevor Levi in die Chemo dürfte, musste ein aktuelles Blutbild untersucht werden. Levi durfte Zuhause noch kurz etwas kleines Frühstücken, dann sind wir hergefahren. Sofern das Blutbild in Ordnung sein sollte, dürfte Levi an den Chemobaum. Eine Stange, an der vier verschiedene Beutel hingen, die in Levis Arm führen sollten.

Levis Arzt hatte von einem Port gesprochen, den man auf Schulterhöhe einpflanzen würde. So müsste Levi nicht immer Kanüle in die Arme bekommen, so würden seine Arme nicht vernarben.

Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner und sah auf. Der Arzt war bereits aus dem Raum rausgegangen und Levi streichelte sanft über die Haut meines Handrückens. Wann hatte ich angefangen zu zittern? „Eren das wird schon.", murmelte der Schwarzhaarige leise und sah mich aufmunternd an. „Er hat doch gesagt, dass das erste Mal schnell gehen würde." Ich nickte nur apathisch.

Schon seit Levi seine Diagnose bekommen hatte, schwirrten mir immer dieselben Gedanken durch den Kopf. Hätte ich irgendwas tun können? Hätte mir nichts auffallen können? Warum war ich so nutzlos?

Gerade der letzte Gedanke steckte fest. Ich bekam ihn einfach nicht mehr los und irgendwie wurde er auch immer größer.

Armin hatte zwar Recht gehabt – immerhin konnte ich nichts tun, ich war kein Arzt – doch zu sehen, dass ich wirklich absolut gar nichts tun konnte, tat weh. Ich wollte Levi helfen, wollte, dass er sich besser fühlte und nun? Nun konnte ich gar nichts.
Ich konnte nur hier sitzen und warten. Warten, dass jemand anderes etwas tat.

-

Etwa zwanzig Minuten später öffnete sich die Tür des Zimmers, in dem Levi geparkt wurde, und der Arzt kam hinein. „Sind Sie bereit?", fragte er dann und Levi nickte, ließ meine Hand los und stand aus seinem Stuhl auf. Ich tat es ihm gleich und gemeinsam folgten wir dem Arzt.

„Ihr Blutbild sah sehr gut aus. Sie essen nicht viel Junk-Food oder?", fragte der Brünette und Levi verneinte. Er war nicht so der Typ für sowas. Ich schon eher.

Nach einer kurzen Strecke kamen wir in einen großen offenen Raum. Einige Menschen saßen auf Stühlen, neben ihnen Stangen mit Beuteln. Einige von ihnen lasen ein Buch, zwei andere spielten auf ihrem Handy. Levi wurde zu seinem Platz gebracht, er sollte sich hinsetzen.

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Seit einer Stunde saßen wir nun hier, es durften bereits schon andere Patienten gehen. Die Beutel an Levis Baum waren fast leer und ich konnte deutlich sehen, dass er müde wurde.

Eine Krankenschwester war zwischendurch rumgekommen und hatte alle gefragt, ob es ihnen gut gehen würde. Levi hatte dies immer bejaht. Doch wirklich glauben konnte ich ihm das nicht. Er sah fertig aus. Einfach sehr müde und erschöpft. Aber wahrscheinlich lag es daran, dass der Körper mit Chemie vollgepumpt wurde, an die er natürlich nicht gewöhnt war.

Ich hoffte nur, dass wir bald nach Hause könnten.

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt