Kapitel 43

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PoV Levi
Am Dienstag rückte ich das Kopftuch richtig, sah nochmal in den Spiegel und drehte mich dann zu Eren, der sich seine Schuhe band. Wir hatten beschlossen in ein Burger Restaurant zu gehen, das wir vor ein paar Monaten entdeckt hatten. Es war natürlich nicht der romantischte Ort für den Jahrestag, doch es war gut so.

Wir mochten es beide hier, also warum sollte ich mich beschweren wollen?

„Bist du soweit?", fragte ich und der Brünette nickte, drückte mir einen Kuss auf den Kopf und hielt mir dann die Tür auf.

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Im Restaurant wurden wir zu unserem Tisch gebracht und setzten uns hin. „Was ist denn heute für ein Tag?", fragte Eren dann und ich rollte mit den Augen. „Du hattest wirklich lange genug Zeit darüber nachzudenken. Ich werd's dir nicht sagen.", erklärte ich und sah in die Karte.

„Ach komm schon Levi, lass mich nicht dastehen, wie ein Idiot." – „Dann mach dich nicht selber zum Idioten und streng dein Hirn ein bisschen an."

Es dauerte nicht lange, bis eine Kellnerin unsere Bestellung aufnahm und wir uns nun ohne Karten in den Händen gegenübersaßen. Und ich konnte Eren ansehen, dass er wirklich angestrengt darüber nachdachte, was das heute für ein Tag wäre. Natürlich könnte ich es ihm einfach sagen, aber ihn ein bisschen zu quälen und bei seinem "Aha-Moment" dabei zu sein, war einfach lustiger für mich.

Er bettelte und quengelte die ganze Zeit, bot mir sogar Gegenleistungen an, dafür, dass ich ihm sagte, warum wir essen gehen würden. „Ist heute irgendwas wichtiges?", fragte er und ich hob eine Augenbraue. „Was nennst du denn wichtig, wenn du dich ja nicht mal dran erinnern kannst.", neckte ich ihn und sah amüsiert dabei zu, wie er frustriert ausschnaufte.

„Es ist nicht dein Geburtstag, es ist nicht mein Geburtstag. Jahrestag hatten wir erst und sonst fällt mir nichts ein." Jahrestag hatten wir erst? Was hatte er denn da gerechnet und wann hatten wir den bitte gefeiert? Ich legte immer Wert darauf, dass dieser Tag gefeiert wurde und noch nie hatte ich das Datum verwechselt. Aber Eren war halt Eren. Manchmal hing er gedanklich hinterher.

Die Kellnerin kam mit unseren Getränken und dem Essen wieder, wünschte uns einen Guten Appetit und verschwand dann zu den anderen Gästen. Eren und ich begannen zu essen, unterhielten uns wie immer über Gott und die Welt.

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„Du wolltest ein Date, also werden wir das jetzt machen!", protestierte Eren und zog mich mit sich. Genervt gab ich mich geschlagen und ließ mich von ihm zu dem großen Platz führen. Wir waren auf einen der großen Berge gefahren, hatten am Ausguck geparkt und waren noch ein Stück gelaufen. Nun standen wir am abgezäunten Abhang und sahen über die Stadt. Es war bereits dunkel geworden, die Sterne und der Mond erleuchteten die Nacht und die Lichter der einzelnen Häuser vor uns rundeten dieses Bild perfekt ab.

Es war kitschig, hier kamen viele Paare hin, um einen Heiratsantrag zu machen, doch es war schön. Und ich war froh, dass ich mit Eren hier sein konnte.

„Du weißt wirklich nicht, was für ein Tag heute ist?", fragte ich und sah zu dem Größeren hoch, der plötzlich ein ganz ernstes Gesicht machte. Er sah schon fast emotionslos aus. Als würde er total vertieft in seinen Gedanken sein. „Heute vor 2190 Tagen sind wir zusammengekommen. Als ob ich das vergessen könnte. Als ob ich all die anderen Jahre vorher vergessen könnte, in denen du mich an diesen Tag erinnern musstest."

Er wusste es also doch, warum hatte er also dieses Spiel gespielt und getan, als würde er es nicht wissen?
„Weißt du noch was wir gesagt hatten, als wir die Wohnungsschlüssel bekommen haben?"

„Dass das unser Jahr sein würde.", entgegnete ich und schnaubte belustigt auf. Dies war absolut nicht unser Jahr geworden. Der Krebs hatte uns diesen Traum sofort kaputt gemacht.

„Ich will nicht, dass wir mit schlechten Erinnerungen an dieses Jahr zurückblicken.", sagte Eren und wandte endlich den Blick von dem Lichtermeer ab. Sah mich an und lächelte leicht. „Ich liebe dich Levi. Mehr als ich es jemals gedacht hätte zu tun. Ich dachte nicht mal, dass ich überhaupt fähig wäre jemanden so sehr zu lieben, wie ich dich liebe. Und die letzten sechs Jahre wurde mir Tag für Tag bewusst, warum das so ist. Dass ich nicht genug davon kriegen kann, wie du dich über jeden kleinen Schmutz in der Wohnung beschwerst, dass ich nicht genug davon kriegen kann, dass du auf mich aufpasst, dass du mehr über mich weißt als jeder andere. Ich kann nicht genug davon kriegen, dass du mit deinem blöden Staubsauger singend um meine Füße rumfährst, wenn du gute Laune hast. Und auch von den Tagen, an denen du mal schlechte Laune hast, kann ich nicht genug kriegen. Denn einfach nur, weil du da bist, werden diese Tage lebenswert und wunderschön für mich. Und ich will niemals mehr einen Tag ohne dieses Gefühl verbringen müssen.", er beendete seine Rede kurz, nahm meine Hand und holte etwas aus seiner Jackentasche.

Nein?! Oder?

Nervös zitternd kniete er sich plötzlich vor mich, hielt mir ein Ringschachtel hin und klappte sie auf. „Willst du mich heiraten?"

Zum Vorschein kam ein silberner Ring. Sehr schlicht und simpel gehalten, doch genauso, wie ich es ihm vor ein paar Jahren mal erzählt hatte. Mit einer schimmernden Innenseite und einem schlichten Äußeren.

Ich griff seine Hand fester, nahm die Ringschachtel an mich und sah auf dieses silberne Ding. „Ja."

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt