Kapitel 31

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PoV Levi
Nervös saß ich auf der Liege im Arztzimmer. Doktor Becker würde gleich mit meinen Befunden kommen, würde mir sagen, ob ich die Chemo machen dürfte.

Ich hatte ihn eben gefragt, was er von der Therapie-Idee meines Arztes hielt. Der junge Mann schien geradezu begeistert, dass ich das in Erwägung zog. Und je mehr ich in den letzten Tagen darüber nachgedacht hatte, desto sinnvoller erschien es mir.

Ich wurde in meinen Gedanken gestört, als die Zimmertür geöffnet wurde und der junge Arzt in weißem Poloshirt und weißer Hose zu mir stieß. Er hielt eine Akte in den Händen und begab sich direkt zum Computer. „Dann wollen wir mal schauen.", sagte er, wohl mehr zu sich selbst, und klickte auf der Maus herum.

Er brummte beim Lesen immer mal wieder zustimmend oder nickte nachdenklich, ehe er sich dann endlich zu mir umdrehte und mich anlächelte. Nervte ihn dieses ständige Grinsen nicht?

„Die Werte sehen wieder besser aus. Sie sind nicht perfekt, aber auf jeden Fall gut genug, dass wir die Chemo machen können.", sagte er und schloss dann das Fenster auf seinem Bildschirm, legte die Akte neben den Computer und kam dann auf mich zu. „Fühlen Sie sich denn soweit gut?", fragte er und ich nickte. „Keine Beschwerden in den letzten Tagen?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf.

Es ging mir wirklich gut.

„Irgendetwas anderes, das ihnen Sorgen bereiten könnte?"

Der wollte mit den Fragen ja heute gar nicht mehr aufhören! Konnte ich nicht einfach an den Baum und meine Ruhe haben? „Nein, nichts." – „Schlafen Sie genug?" Ich nickte. Warum fragte er mich das denn jetzt alles? Ich würde noch nie vor der Chemo gefragt, ob ich genug geschlafen hätte. „Wie kommen Sie nachher nach Hause?", fuhr er dann fort und deutete mir aufzustehen und ihm zu folgen. „Mein Freund und ein anderer Freund, der uns fahren kann.", erklärte ich und sah den Größeren misstrauisch an.

Warum wollte er das wissen?

Doktor Becker nickte nur, lächelte immer noch so dämlich freundlich und ging voraus zum großen Raum mit den Chemobäumen.

Dort wies er mich auf einen Platz, eine Schwester legte mir die Kanülen und ließ nur kurze Zeit später die Mittel in meinen Körper laufen.

Ich lehnte mich ein wenig zurück und versuchte zu entspannen. Hatte heute sogar ein Buch dabei, das meine Mutter mir vor ein paar Monaten zugeschickt hatte.

-

Nach einiger Zeit kamen Schwester und Arzt wieder, ich hatte schon vor knapp 10 Minuten bei Eren angerufen und Bescheid gesagt, dass er mich abholen kommen könnte. Und so dauerte es auch nicht mehr lange, bis ich von allen Kanülen befreit war und Erwin und Eren in den großen Raum geplatzt kamen.

Doktor Becker klebte mir gerade noch Pflaster auf die Arme, stützte mich dabei leicht und wandte sich dann meinem Gefolge zu. „Ah, schön Sie zu sehen, Herr Jäger.", er reichte Eren die Hand, dieser nahm sie an, schüttelte sie kurz und kam dann zu mir. „Hey, alles gut?" – „Mir ist schlecht.", murrte ich ihn an und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.

„Das kann vorkommen, das sollte aber in ein bis zwei Stunden vorbei sein.", hörte ich meinen Arzt. „Herr Jäger, würden Sie bitte nochmal mit mir mitkommen?", fragte er dann und ich wurde hellhörig. Warum wollte er mit Eren reden?

Unbewusst krallte ich mich in Erens Pulli fest. „Nicht weggehen.", murmelte ich müde. Eren streichelte mir kurz über den Rücken und sagte dann leise: „Ich bin gleich wieder da. Erwin passt auf dich auf."

Somit wandte er sich aus meinem, doch sehr schwachen Griff und verließ mit dem Arzt den großen Raum. Die anderen 2 Leute im Zimmer ignorierten uns gekonnt. Eine andere Frau unterhielt sich eh schon die ganze Zeit mit ihrer Schwester über deren unmögliche Mutter. Interessant, was man alles mitbekam.

Ich spürte einen Arm um mich und sah zu Erwin rauf, er stützte mich leicht auf, machte alles ganz langsam, sodass ich ohne große Mühe alleine stehen konnte. Doch zur Sicherheit griff ich lieber nach seinem Arm. Ich wollte mich nicht blamieren und umkippen.

„Wieso brauchen die so lange?", murmelte ich leise und sah sehnsüchtig in den offenen Flur, der an dem Raum angrenzte. Dort standen sie und unterhielten sich. Und Erens nachdenklicher und zugleich besorgter Gesichtsausdruck bereitete mir Gänsehaut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nichts Gutes war, über was sie redeten.

Chemistry [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt