PoV Levi
Nun saßen wir dort zu dritt. Schwiegen uns an. Der Mond schien durch das Gitter in den wieder abgedunkelten Raum. Erwin saß noch immer auf dem Stuhl, war jedoch wieder eingenickt und schnarchte leise vor sich hin.Eren und ich saßen auf der Bettkante, sahen uns den Mond an und schwiegen.
Er hielt meine Hand, streichelte sanft über meinen Handrücken und schien völlig in Gedanken zu sein.
Ich wollte nicht, dass er sich zu große Sorgen um mich machte. Immerhin wollte ich ihn nicht belasten. Eren hatte genug durchgemacht, ich war immer froh nicht ein Teil seiner Probleme zu sein. Und jetzt das. Es tat mir leid für ihn. Ich machte mir gar nicht so große Gedanken um mich, ich machte mir viel mehr Gedanken darum, wie Eren damit umgehen würde.Was würde passieren, wenn ich eine Chemotherapie bekommen müsste? Würde er damit klarkommen, dass ich all meine Haare verlieren würde? Dass ich krank und kaputt aussehen und sein würde? Würde er mich in dem Stress alleine lassen?
Ich traute ihm das eigentlich nicht zu. Doch ich kannte Eren auch schon lange genug, um zu sagen, dass er noch nie wirklich gut mit Stress und Ärger klarkam. Der Stress verwandelte sich meistens in Wut, die er zu unterdrücken versuchte. Seit zwei Jahren hatte er keinen starken Wutausbruch mehr. Nicht mal der Tod seiner Mutter hatte das bewerkstelligen können. Er hatte es einfach immer weiter unterdrückt und runtergeschluckt.
„Levi?", hauchte er leise und drehte seinen Kopf zu mir. Ich nahm meinen Kopf von seiner Schulter und sah zu ihm hoch. „Ich hab Angst.", murmelte er dann leise und zwang sich ein Lächeln auf. „Ich weiß.", ich konnte ihm nicht sagen, dass alles wieder gut werden würde. Wenn man Krebs diagnostiziert bekam, dachte man wahrscheinlich auch nicht wirklich daran. Jedenfalls tat ich es nicht.
Erens Finger schlichen sich unter meine Hand, er verschränkte unsere Hände ineinander und lehnte seine Stirn an meine. Ich spürte ihn zittern. Mit meiner freien Hand streichelte ich über seine Wange, wollte ihm irgendwie zeigen, dass seine Angst ok wäre und er sich nicht schwach fühlen sollte. „Ich liebe dich so sehr, Levi.", schniefte er leise und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
Als ich erwiderte, noch immer seine Wange streichelte und seine Hand fester drückte, nahm das Zittern ab. Er schien sich ein wenig zu beruhigen. Ich hielt den Kuss, wollte einfach nicht, dass dieser Moment aufhörte. Ein kurzer Moment der Unbekümmertheit. In diesem Moment war mir das Arztgespräch egal, das was er mir gesagt hatte. Mir war meine Krankheit vollkommen egal. Ich wollte einfach nur diesen Moment festhalten. Eren und ich. Das war alles, was ich wollte.
Eren drückte mich leicht ins Bett, ließ seine freie Hand in meine Haare wandern und begann mir den Kopf zu kraulen. Löste seine Lippen von meinen und sah mich einfach nur an.
Wir lagen auf dem Bett, sahen uns an, die Gesichter zueinander. Er löste unsere Hände, legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich näher an sich, legte sein Kinn auf meinen Kopf, streichelte weiter meinen Undercut. Seufzte leise.
Ich lag mit dem Gesicht an seiner Brust, hörte seinen Herzschlag. Wie er ruhiger wurde.
Ich spürte, dass Erens Atmung ruhiger wurde.
„Wir haben bestimmt Glück und sie können beide rausoperieren.", raunte er dann leise. Ich nickte nur stumm.
Ich glaubte nicht an Erens Wunsch. Und doch hoffte ich so sehr, dass es wahr sein würde. Dass es nur viel Drama um nichts sein würde. Dass wir in einem Jahr über unsere Angst lachen könnten. Ich hoffte es so sehr.Einzig und allein, weil ich Eren nicht verletzen oder gar verlieren wollte.
Dafür liebte ich ihn viel zu sehr.
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Chemistry [Ereri/Riren]
FanfictionEigentlich sollte dieses Jahr schön werden. Die neue Wohnung, die Arbeit und die Schule. Alles passte. Endlich würden wir wieder ein wenig Zeit für uns haben. Es war perfekt. Bis zu diesem einen Satz. „Ich kann nicht atmen!"