Draco hatte mich nach dem Abendessen noch in mein Zimmer gebracht, doch jetzt, als er gegangen war, fühlte ich mich so leer und einsam wie noch nie.
Ich fühlte mich weder traurig, noch glücklich.
Ich konnte nicht die Tochter von so einer Person sein, ich wollte nicht. Meine Eltern waren Lily und James Potter und nicht Voldemort. Harry Potter war mein Bruder und nicht irgendein Freund.
Wieso musste mein Leben so auf den Kopf gestellt werden? Wieso jetzt? Wieso durfte ich nicht einfach mal 24 Stunden glücklich sein? Wieso musste ständig irgendetwas schief gehen?
Tränen liefen über meine Wangen und ich schleppte mich mit letzter Kraft zu meinem Bett hinüber. Als ich mich fallen ließ und die weiche Decke unter meinem Rücken fühlte begann ich zu schluchzen.Ich wollte doch einfach nur glücklich sein.
Warum durfte ich das nicht?
Ich zog meine Decke bis zu meinem Kinn nach oben und weinte in mein Kissen, bis es komplett durchweicht war.
Auch nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, fand ich keinen Schlaf. In meinem Kopf kreisten hunderte Gedanken und Szenarios, die mich so unglaublich fertig machten. Es gab zu viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf, zu viel, das ich wissen musste.
Ewig lang lag ich wach, starrte aus dem Fenster und dachte über so viel nach. Ich wurde müde, doch jedes Mal, wenn ich die Augen schloss sah ich Voldemort vor mir, der mich auf seine Seite zog und meine Freunde, die sich von mir abwandten.
Als ich auf den kleinen Wecker auf meinem Schreibtisch sah, zeigte dieser mir, dass es bereits dreiviertel fünf war. So lange hatte ich wach gelegen und mir den Kopf zerbrochen.
"Das bringt doch nichts." murmelte ich und stand auf.
Ich suchte in meinem Zimmer nach etwas zu essen oder trinken, fand allerdings nur ein paar steinalte Schokofrösche, welche mir allesamt entwischten und aus meinem geöffneten Fenster sprangen. Nach ein paar Minuten schnappte ich meinen Zauberstab und eine Jacke, dann ging ich leise aus meinem Zimmer.
Draußen auf dem Flur zauberte ich ein Licht an die Spitze meines Zauberstabes, welches mir verriet wo ich langlief.
"Machs' Licht aus!" fluchte ein fetter Mann auf einem der Gemälde und ein weiterer stimmte mit ein. "Was fällt dir ein, so spät noch ein Licht anzumachen?"
Ich verzog das Gesicht und ließ meinen Zauberstab erlöschen, als mir allerdings eine Hand auf die Schulter gelegt wurde, fuhr ich zusammen und schrie auf.
"Professor Dumbledore, ich kann das- " versuchte ich mich zu erklären.
Er sah mich allerdings lächelnd an und flüsterte. "Sie sind nicht die einzige Schlaflose in dieser Nacht, Ms Riddle."
Beim Klang meines neuen Nachnamens wurde mir gleich ganz anders.
"Potter, bitte Potter." flehte ich.
"Kommen sie mal mit." sagte Dumbledore und ich folgte ihm in sein riesiges Bürozimmer.
Dieses Mal allerdings deutete er nicht auf den Schreibtisch, sondern auf die Sofaecke vor dem knisternden Feuer im Kamin. Ich setzte mich dankbar und wartete, bis er sich ebenfalls setzte.
Er reichte mir eine Schüssel mit Gummischnecken und deutete aus sie.
"Greifen sie ruhig zu." sagte er freundlich.
Dankbar nahm ich mir eine und verschlang sie.
"Ich kann mir vorstellen wie verwirrt sie sind." begann Dumbledore und ließ mich aufsehen. "Sie haben sicherlich eine Menge Fragen, nicht?"
Es würde mich nicht wundern, wenn der alte Mann gerade meine Gedanken las, also dachte ich mir, dass es nichts bringen würde zu lügen. Ich nickte also.
"Es wäre mir eine Ehre, sie ihnen zu beantworten." sagte er freundlich wie eh und je.
Ich überlegte nicht lang, den ich hatte tatsächlich eine Menge Fragen.
"Warum konnte man das erst jetzt lesen? Ich meine, ich bin fünfzehn Jahre alt! Konnte man nicht irgendwie früher feststellen, dass ich die Tochter von Tom bin? Wieso ist niemandem je etwas aufgefallen?" fragte ich geradeheraus.
"Das ist eine wirklich gute Frage. Leider habe ich bisher nur Vermutungen aufgestellt, Ms D/N. Severus hat heute Morgen einen Zauber vorgestellt, welchen ich mir leider recht gut vorstellen kann. Er besitzt die Fähigkeit, ganze Gedächtnisse auszulöschen oder zu verändern, ebenso auch die Schriften." sagte er und mir wurde ein weiteres Mal schlecht.
"Aber wieso hat sich die Schrift dann jetzt erst verändert und nicht schon früher oder gar nicht?" fragte ich diese Frage, welche mir ein riesiges Rätsel war.
Wieso war denn niemandem etwas aufgefallen wo ich ihm doch so ähnlich sah. Jeder erzählte immer wie ähnlich Harry unserem Vater sah oder wie seine Augen an Mutters erinnerten, doch noch nie hatte jemand etwas über mich gesagt, nie sah ich aus wie einer der beiden.
"Damals, vor fünfzehn Jahren, als Tom Lily und James umgebracht hat, verlor er bekanntlich einen Großteil seiner Macht durch ihren Sohn. Harry Potter. Ich vermute, dass sein Zauber dadurch nur auf kurze Zeit funktionierte und sich jetzt auflöst."
Ich schnaubte und schüttelte meinen Kopf.
"Kurze Zeit? Immerhin mein ganzes Leben!"
Albus Dumbledore lachte ein wenig bevor er mir auf die Schulter klopfte.
"Ich weiß, wie verwirrend das sein muss, aber ich bin mir sicher, dass sie das schaffen können." sagte er.
Ich musste doch, oder?
"Wahrscheinlich hat ein Kind nicht in Toms Planung gepasst und deshalb hat er sie an jenem Abend bei den Potters abgesetzt, wo sie aufgewachsen sind wie eine echte Potter. Er hat das Gedächtnis von Harry, Severus und beinahe jedem anderen verändern und sie einfach dazu gemalt. Eine Erstaunliche Leistung, finden sie nicht?"
Ich schnaubte ein zweites Mal.
"Sehr." antwortete ich knapp.
Vor allem für mich ist es erstaunlich nach fünfzehn Jahren zu erfahren, dass ich nicht einmal die Tochter meiner Eltern war. Wie sollte ich das alles bloß Harry beibringen?
"Ich verstehe das alles nicht. Es ist so- so- " mir fehlte das passende Wort.
Dumbledore nickte zustimmend und sah mich ermutigend an. Ich musste über seine eigene Vergangenheit nachdenken, wie er sich in einen Zauberer verliebte, der sich allerdings später der dunklen Magie zuwandte und einer, nein, der größte schwarze Magier der Welt wurde. Dieser Mann hatte so viel durchgemacht und mein Problem war dagegen ein Witz.
"Ms Potter, lassen sie uns noch das weitere Vorgehen besprechen, wenn sie schon einmal hier sind." sagte er.
Ich sah ihn fragend an und so fuhr er fort.
"Ich gehe davon aus, dass sie niemandem etwas erzählt haben und ich schlage vor, dass dies auch erst einmal so bleiben wird, nicht?"
Ich dachte kurz darüber nach, stimmte allerdings zu. Es war einfach besser so.
"Dann wissen sie und ich, die Hauslehrer und sonst keiner davon." murmelte er und notierte etwas mit seinem Zauberstab.
Ich nickte und nach einer Weile verließ ich sein Büro wieder. Leise ging ich die Treppen nach unten.
Durch die riesigen Fenster in den Gängen beobachtete ich die aufgehende Sonne, welche alles in ein Glänzendes gelb-orange tauchte. Der Anblick der Sonne ließ mich darauf schließen, dass es schon nach sechs Uhr sein musste. Es war recht unnötig, jetzt noch einmal schlafen zu gehen, denn der Unterricht würde in zwei Stunden beginnen.
Ich schlich zurück in mein Zimmer und war froh darüber, dass mich niemand auf dem Weg dahin gesehen hatte.
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Draco Malfoy - Dangerous Game|✅
Fanfiction"Denkst du, alles wird irgendwann wieder so sein, wie es mal war?" flüsterte ich. Es dauerte eine Weile bis ich eine Antwort bekam. "Nein, das denke ich nicht." flüsterte er zurück. "Aber vielleicht wird es viel besser als es einmal war." Besser als...