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6 Monate, 10 Tage und 3 Stunden später

Allein saß ich in meinem kleinen Zimmer bei den Weasleys und beobachtete durch das staubige Fenster meine beiden Freunde. Ginny und Harry saßen draußen im Garten nebeneinander auf einer der Holzbänke und starrten auf das Feld hinaus. Seit einer halben Stunde saßen sie dort und taten rein gar nichts. Ich hatte gehofft, dass Harry endlich über seinen Schatten springen und den ersten Schritt machen würde, doch er saß nur still dort.
Langsam gab ich es auf – dort würde sich nichts tun, beide waren zu feige.

"D/N, kommst du mit nach draußen? Es ist warm und wirklich schön."
Hermine war in mein Zimmer gekommen und hatte sich zu mir auf das Bett fallen lassen.
"Ms Weasley ist schon ganz nervös und macht sich Sorgen, weil du nur hier drinnen bist." fragend sah sie mich an.
Den waren Grund für mein Verhalten würde ich ihr nicht erzählen, nicht jetzt, deshalb murmelte ich nur eine Entschuldigung und versprach gleich nach draußen zu kommen. Hermine nickte nur und lief dann wieder aus meinem Zimmer.
Normalerweise liebte ich die Ferien bei den Weasleys, vor allem im Sommer, doch jetzt hatte sich etwas verändert. Es fühlte sich an, als würde ich meine Familie anlügen, wenn ich ihnen nicht erzählte weshalb es mir nicht gut ging. Ich wusste, dass ich nichts dafürkonnte und, dass meine Freunde mich trotzdem akzeptieren würden, doch ich tat das nicht. Ich wollte es nicht akzeptieren, doch langsam gewöhnte ich mich daran und brach nicht mehr in Tränen aus bei dem bloßen Gedanken an meine Eltern.
In solchen Momenten, hatte Draco gesagt, soll ich ihm schreiben. Ich sollte ihm erzählen wie es mir ging und die negativen Gefühle wegschicken. Und so begann ich zu schreiben.

"Lieber Draco,
ich vermisse dich schrecklich. Ich wünschte, du könntest gerade bei mir sein und mich in den Arm nehmen. Ich hoffe, dir geht es gut und dein Vater ist nicht allzu grausam zu dir?
Mir geht es gerade nicht so gut, ich fühle mich, als würde ich alle anlügen. Oft verbringe ich Zeit in meinem Zimmer, allein und ziehe mich von den anderen zurück, auch wenn ich das eigentlich gar nicht will. Verstehst du mich?
Bitte schreib mir bald zurück, ich vermisse dich wie verrückt.
Ich liebe dich,
D/N."


Schnell faltete ich den Brief, holte einen Umschlag hervor und steckte Hedwig, deren Käfig in Harrys Zimmer stand, den Brief zu. Sie kletterte auf meinen Unterarm und ließ sich von mir zum Fenster tragen. Ich öffnete es und ließ sie davonfliegen, dann ging ich zu den anderen nach draußen.
Warme Luft stieg mir entgegen, als ich die Hintertür öffnete. Sie Sonne schien herrlich warm auf meinen Körper, keine Wolke war zu sehen und ich fühlte mich direkt ein wenig besser. Wie ich den Sommer doch liebte...
"D/N, Schätzchen, setz dich doch zu uns." rief mir Molly Weasley zu.
Sie saß mit Arthur, Ron, den Zwillingen und Hermine an dem großen Gartentisch und schnitt den Kuchen an. Barfuß ging ich über die Wiese und ließ mich neben Fred und George fallen.
"Vermisst du Draco?" raunte Hermine mir fragend zu, als Molly begann den Kuchen auszuteilen.
Ich nickte und sie strich mir aufmunternd und mit einem Lächeln über den Rücken.
"Nicht mehr lang und ihr seht euch wieder."

Spät am Abend, als es schon dämmerte, saßen wir alle zusammen um ein kleines Lagerfeuer herum und lachten. Hermine hatte gerade einen Muggel Witz erzählt und keiner hatte ihn verstanden, nachdem Harry, sie und ich ihn erklärt hatten, lachten sie ausgelassen. Eigentlich war der Witz gar nicht so lustig, doch Arthur Weasley bekam sich einfach nicht mehr ein.
Eulenkreische unterbrachen uns und wir sahn nach oben. Ich konnte, ein wenig entfernt, einen weißen Fleck am Himmel ausmachen und auch Hermine sah ihn. Mein Herz machte einen kleinen Salto, als ich di Eule erkannte – es war Dracos Schleiereule, die gerade anmutig auf der Tischkante landete.
"Wieso kann Errol so etwas nicht?" murmelte Ron und bekam dafür einen Klaps hinter die Ohren von seiner Mutter.
Errol konnte das aber tatsächlich nicht, sein Talent bestand eher darin, gegen die Fensterscheiben zu fliegen, Fensterbretter zu verfehlen und Briefe zu vergessen.
Ich nahm der wunderhübschen Eule den Umschlag ab und strich durch ihr weiches Gefieder. Es erinnerte mich sofort daran, wie es war durch Dracos blondes Haar zu wuscheln.
Das Tier stieß einen letzten Ruf aus, dann flatterte es mit Flügeln und hob elegant von der Tischplatte ab.
"Angeber." brummte Fred.
Ich grinste über seinen Kommentar, dann stand ich auf.
"Ich glaube, ich gehe jetzt mal ins Bett." sagte ich und Molly nickte.
Sie klatschte in die Hände und scheuchte uns alle hoch. "Hopp, Hopp, ab in eure Zimmer, Kinder!"
Alle machten sich auf den Weg den Berg nach oben und in das große Haus.

"Gute Nacht, D/N."
Hermine winkte mir nochmal zu, dann verschwand sie in ihrem Zimmer. Sie war so oft hier, dass sie, ebenso wie Harry und ich, ihr eigenes Zimmer hatte.
Auch ich schlüpfte jetzt in mein Zimmer und setzte mich auf min Bett. Während ich den Umschlag aufriss, stieg mir der bekannte Geruch Dracos Parfüms in die Nase. Ich schloss für einen Moment die Augen und tat so, als wäre er hier bei mir und hielt mich in seinen Armen.
Langsam zog ich den Brief hervor und faltete ihn auseinander.

"Meine Liebste,
ich vermisse dich ebenfalls so sehr und sehne mich so unglaublich nach dir. Manchmal bin ich kurz davor, mich auf meinen Besen zu setzten und zu dir zu kommen, doch mein Vater würde dies niemals erlauben. Allerdings musst du die Zeit genießen, D/N. Ich weiß, dass du es bereuen wirst, wenn wir zurück in Hogwarts sind und du die Zeit mit deiner Familie nicht genutzt hast. Genieße es und vergesse deine Abstammung wenigstens für den Rest der Ferien.
Wir werden uns in weniger als einer Woche wieder sehen und ich kann es kaum erwarten.

Was meine Wenigkeit angeht,
es geht mir gut. Die Zeit hier vergeht zwar langsam und jede Sekunde, die ich mit meinem Vater verbringen muss ist Zeitverschwendung, doch es ist on Ordnung. Mach dir keine Sorgen.
Ich liebe dich!
- Draco Malfoy."

Lächelnd drückte ich den Brief gegen meine Brust und schloss die Augen.
Draco hatte Recht – ich muss die Zeit genießen und in wenigen Tagen würde ich auf dem Bahnsteig stehen und ihn in meine Arme schließen. Ich legte den Brief auf den kleinen Nachttisch und ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen.

Draco Malfoy - Dangerous Game|✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt