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Trigger Warnung


Und da stand ich jetzt.
In der Mitte meines Zimmers, vor einem bodentiefen Spiegel.
Langsam zog ich die Träger des schwarzen Kleides über meine Schultern und steckte zwei ebenfalls schwarze Ohrringe in meine Ohrlöscher, dann sah ich mich an.
Blass war ich geworden, fast so blass wie Draco es war.
Wie ich ihn doch vermisste.
Ich schloss meine Augen und meine Finger wanderten zu dem kleinen Anhänger meiner Kette, vorsichtig umschloss ich ihn.
Ich konnte das schaffen.
Schließlich zog ich mir noch eine kleine Jacke drüber. Normalerweise hasste ich sie, doch in diesem Schloss waren sie die beste Wahl – außerdem konnte ich so die Kette darunter verstecken.
Gerade als ich fertig war klopfte es auch schon an meiner Tür, mein Abholer war da.
Ich ließ die Kette schnell unter dem Jäckchen verschwinden, dann ging ich und öffnete.
"Professor Snape." flüsterte ich, halb überrascht halb verschreckt.
Ich hätte nicht mit ihm gerechnet, überhaupt nicht.
Er neigte seinen Kopf leicht und hielt mir dann seinen Arm hin. Ich hackte mich etwas unsicher unter und schloss die Tür hinter mir.
Den ganzen Weg nach unten sprachen wir kein Wort, doch kurz bevor wir da waren durchbrach er die Stille.
"Hab keine Angst." sagte er, ohne seinen Blick vom Weg abzuwenden.
Ich zuckte zu ihm herum und sah ihn von der Seite an.
"Ich habe keine Angst." log ich.
"Wenn sie das sagen." antwortete er, doch in seiner Stimme lag ein leichter Unterton der mich an meiner Überzeugungskraft zweifeln ließ.
Wir hatten den Raum erreicht, der Raum in dem sich in wenigen Minuten alles ändern würde.

"Ich gehe vor." meinte Snape knapp und trat in das Zimmer.
Jetzt stand ich allein davor, hatte meine Augen geschlossen und betete. Ich betete für ein Wunder.
Ich war im Begriff einen Bund einzugehen, der nur durch meinen Tod gebrochen werden konnte. Ein Bund, der mein Leben verändern würde und mich zu einer furchtbaren Person machte. Eine Person, der man nicht vertraute. Der man am liebsten nicht über den Weg laufen würde.
Ich wollte dieses Leben nicht leben. Dieses verdammte Leben am Abgrund, ohne jegliche Unterstützung, ohne jegliche Liebe, ohne alles. Ein Leben voller Hass, Trauer und Angst.
Ich will das nicht mehr.
Ich betete dafür, dass es bald vorbei sein würde, dass das alles bald vorbei sein würde.
"Riddle."
Es war Charles, der die Tür öffnete und mich herein ließ. Er deutete auf die offene Tür und führte mich schließlich zu dem Platz neben meinem Vater, an welchem ich schon die vergangenen Male gesessen hatte. Dann ging er zu seinem eigenen und setzte sich lautlos.
Der lange Tisch war voll.
Hunderte von Todessern saßen daran und sahen zu mir und meinem Vater. Es waren noch mehr, als es letztes Mal gewesen waren.
Wenige davon kannte ich. Nur Charles, der unglücklich auf seinem Stuhl saß. Lucius, der nicht einmal annähernd zu mir sah, sondern nur zu meinem Vater. Narcissa, die dasaß und mich ansah, als ob man meine Katze überfahren hätte. Bellatrix, meine Mutter, die ihr übliches Grinsen auf den Lippen trug und aussah, als würde sie am liebsten jemandem die Augen auskratzen und schließlich Severus, der ohne jegliche Emotionen zu mir sah.
"D/N!" rief Voldemort. "Wie schön dich in unserer Mitte begrüßen zu dürfen!"
Ja, super toll dachte ich.
"Seit Wochen warte ich auf diesen Tag, jetzt ist er endlich gekommen!"
Ich nickte, war nicht in der Verfassung etwas zu erwidern, all meine Kraft floss darein, zu verdecken wie es in meinem Inneren aussah.
"Lasst uns beginnen!"
Seine eiskalten blauen Augen trafen auf meine und ein Schauer lief meinen Rücken hinab. Ich hatte Angst vor diesem Mann. Meinem eigenen Vater.
Langsam erhob er sich und legte seine Hand auf meinen Arm, zog mich daran hoch. Seine Berührungen waren kalt, widerlich und angsteinflößend.
Schnell stand ich auf und entfernte mich ein paar Schritte vom Tisch, ebenso wie er.
Dann zog er seinen Zauberstab aus dem Ärmel und schob damit furchtbar langsam meinen Ärmel nach oben.
Der Blick auf meinen Arm wurde frei, der Arm an welchem ich mich Jahre zuvor selbst verletzt hatte.
Erinnerungen kamen hoch, doch Voldemort zuckte es nicht.
Er ignorierte es eiskalt und strich mit seinem Stab über den Arm, langsam und qualvoll.
Dann begann er unverständliche Sätze zu murmeln und nichts passierte. Ich fühlte nichts außer die kalte Spitze seines Zauberstabes auf meiner Hand.
Doch da plötzlich durchzogen mich Schmerzen, pure Schmerzen.
Mein Herz stockte. Es tat höllisch weh.
Ich hatte größte Mühe, nicht zusammenzubrechen und die Hand an meinen Arm zu halten. Ich wusste, dass mir der Schmerz ins Gesicht geschrieben stehen musste, doch dagegen konnte ich nichts, überhaupt nichts ausrichten.
Es brannte, fühlte sich an, als ob tausende kleine, spitze Nadeln auf meinen Arm einstechen würden.
Ich hatte noch nie einen solchen Schmerz gespürt und ich war mir sicher, dass ich es nicht überleben würde.
Dass ich jede Sekunde bewusstlos zu Boden sinken würde und meine Augen nie wieder öffnen könnte. Doch es geschah nicht.
Nach einigen, qualvollen Sekunden legte sich der Schmerz etwas und Voldemorts Zauberstab entfernte sich von meinem Arm.
Mein Blick wanderte zu der Stelle, wo jetzt ein dunkles, schwarzes Mal prangte.
Ein Stechen ging von dieser Stelle aus und erfüllte meinen gesamten Körper. Dieses Mal würde ich jetzt ein Leben lang tragen müssen.
Ich spürte, wie sich die Spitze des Zauberstabes meines Vaters an mein Kinn legte und es nach oben drückte. Ich wurde gezwungen in die Augen des dunklen Lords zu schauen.
"Gutes Mädchen." sagte er grinsend und ließ seinen Stab zurück schnappen.
Schnell setzte ich mich, zog unter dem Tisch meinen Ärmel über das Mal und presste meine Hand darauf, in der Hoffnung es würde die Schmerzen stoppen.
Doch es half nicht.

Draco Malfoy - Dangerous Game|✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt