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Zeit verging. Viel Zeit und plötzlich war es schon wieder Dezember.
Noch immer gab es kein Zeichen von Harry Potter – alles blieb ruhig. Während mein Vater immer schwächer wurde, wurde ich immer hoffnungsloser.
Von Tag zu Tag sah mein Vater hässlicher und grausamer aus als er sowieso schon war. Im Schloss waren deshalb alle ziemlich besorgt um ihn, doch er wollte das nicht. Er zeigte seine Stärke in dem er seine eigenen Untertanen umbrachte.
Es war einfach schrecklich mit ihm unter einem Dach zu leben.
Seitdem mein Vater so anstrengend geworden war, verbrachte ich viel Zeit außerhalb des Schlosses. Ich hatte angefangen Spaziergänge zu unternehmen und fand tatsächlich Spaß darin. Jedenfalls so viel Spaß, wie ein Spaziergang machen konnte.
Ebenso war ich auch jetzt unterwegs. Ich lieg durch den weiten Wald, der hinter dem Schloss lag, schon seit Stunden.
Es hatte geschneit und die Welt war in ein märchenhaftes weiß getaucht. Ich liebte Schnee, er war, so fand ich, ebenso magisch und zauberhaft wie die Zauberei selbst.
Auf eine merkwürdige Art und Weise beruhigte mich der Schnee sehr, er ließ mich für wenige Minuten alles vergessen, was in diesem verrückten Schloss gerade abging.
Was das dunkle Mal anging; es zog mich auf irgendeine Weise herunter. Ich konnte es genau spüren, doch wenn ich mit Charles darüber redete, meinte er, dass es Quatsch wäre. Sogar Narcissa erklärte mich für verrückt.
Was Draco anging, seitdem ich darüber nachgedacht hatte, dass er ein anderes Mädchen haben könnte, hatte ich viel geweint, meine Panikattacken nahmen zu und trotzdem versuchte ich sehr wenig an ihn zu denken.
Und dann war da noch Charles.
Wir hatten noch ein paar Mal mit einander geschlafen, doch er verhielt sich seltsam. Ich konnte für meinen Teil sagen, dass ich keine Gefühle für ihn hatte, doch was ihn anging hatte ich keine Ahnung. Ich hoffte schlicht und einfach, dass es ihm genauso ging wie mir, andernfalls könnte es unangenehm werden, für uns beide.
Morgen war Weihnachten, so war es mir vor ein paar Stunden aufgefallen.
Es würde mein zweites Weihnachtsfest sein, welches ich im Malfoy Manor verbrachte.
So lang war ich nun schon hier...
Ich wusste ebenfalls, dass es nicht groß gefeiert werden würde, die Malfoys legten keinen großen Wert darauf und von den anderen konnte man so wie so nichts erwarten – ich hatte im allgemeinen das Gefühl, dass sie keinen großen Wert auf Liebe legten, deshalb war es irgendwo auch logisch, dass sie das Fest der Liebe nicht feierten.

Mein Spaziergang neigte sich langsam dem Ende. Ich konnte bereits das Schloss sehen und es waren nur noch einige Meter, bis ich das riesige graue Tor erreichen würde.
Als ich ankam, zückte ich meinen Zauberstab.
"Alohomora!"
Es war immer verschlossen, was eigentlich keinen Sinn machte, denn jeder Zauberer der sich für das Vorgehen im Manor interessierte, könnte es entweder auf zaubern oder einfach das Tor zerstören.
Ich verschloss das Tor wieder und ging den langen, verschneiten Weg zur Tür zurück, dort klopfte ich.
Dobby, der Hauself der Malfoys, öffnete mir.
Er war der einzige, den ich in diesem Haus wirklich leiden konnte, ausgenommen Narcissa. Der Elf verbeugte sich ein wenig vor mir und ließ mich schließlich rein.
"Schön, dass sie zurück sind." sagte er mit einem kleinen Lächeln, dann hielt er mir seine Hand hin und forderte nach meinem Mantel.
"Schon gut, Dobby. Ich mach das."
Ich hasste es, dass er die ganze Zeit so missbraucht wurde, hauptsächlich von Lucius, und hatte mir vorgenommen immer nett zu dem kleinen Kerl zu sein.
"Dobby!" eine dunkle Stimme donnerte den Gang entlang, welche sich als die von Lucius herausstellte.
Wenn man vom Teufel spricht.
"Ich verschwinde dann mal." murmelte ich und machte mich schleunigst auf den Weg, weg von ihm. Ich hatte keine große Lust, hier auf ihn zu treffen, weshalb ich die Treppen nach oben flüchtete.

Einige Stunden später, saß ich in der Bibliothek des Malfoy Manors und ging die Regale ab, auf der Suche nach einem neuen Buch, welches mich über die Feiertage bringen würde.
Es waren, auch jetzt noch, ein paar ziemlich schmerzhafte Tage für mich, denn die Zeit erinnerte mich einerseits an meine Eltern, andererseits an meine Freunde. Ron, Hermine und Harry.
Die Zeit erinnerte mich an unsere gemeinsamen Weihnachten bei den Weasleys, an die selbstgestrickten Pullover von Molly und die wunderbare Zeit gemeinsam mit ihnen.
Es würde besser sein, wenn ich wenig über sie nachdachte, womit ich wieder beim Thema wäre. Welches Buch sollte es werden?
Ich hatte noch immer keins gefunden, als ich auf ein Regal stieß, welches ich vorher noch nie gesehen hatte. Es war verstaubter als die anderen und war überwiegend mit Märchen Büchern gefüllt.
Mein Blick fiel auf ein besonders dickes Buch, welches sicherlich mehrere tausend Seiten hatte. Genau das Richtige.
Ich zog es heraus, "Die schönsten Märchen meiner Zeit " stand in goldener Schrift darauf.
Normalerweise war ich nicht eines dieser 'Märchen-Mädchen' aber an Weihnachten konnte man sich etwas Wunschdenken schon erlauben, so fand ich.
Mit dem Buch in der Hand lief ich zurück in mein Zimmer.

Den ganzen Tag des Weihnachtsabends verbrachte ich in meinem Zimmer und las in meinem Buch.
Mittags war Narcissa mal zu mir gekommen und hatte gefragt ob ich mit ihnen zu Mittag essen wollte, ich lehnte jedoch ab.
Kurz hatten wir uns noch unterhalten, dann war sie aber wieder gegangen.

Es war schon Abend geworden, als ich mich dazu entschied noch einmal meine vier Wände zu verlassen und einen Abstecher in den Wintergarten des Manors zu machen.
Ich zog mir eine Strickjacke über und verließ mein Zimmer. Mit einer Hand hielt ich das Buch, mit der anderen meinen Zauberstab.
Langsam schlenderte ich die Treppen nach unten und durchquerte die Eingangshalle, die Tag und Nacht von Todessern bewacht wurden.
Der Wintergarten lag so ziemlich im hintersten Teil des Schlosses und so hatte ich noch einen kleinen Weg vor mir, als ich an der Tür zu Lucius' Arbeitszimmer vorbeikam.
Aus dem Raum hörte ich aufgeregte Stimmen – die von Narcissa, die von Lucius, auch Bellatrix war dabei und eine fremde Stimme.
Ich blieb stehen und begann zu lauschen. Die Unterhaltung war hitzig, stritten sie?
Immer wieder hörte ich Lucius und Bellatrix, doch dann sprach der Fremde.
Seine Stimme löste etwas bei mir aus. Etwas, dass mir schon so lange fehlte.
Konnte es wirklich sein?
War das wirklich real?
Ich nahm all meinen Mut zusammen, umklammerte meinen Zauberstab unterbewusst noch fester und trat in den Türrahmen.
Da sah ich ihn.

Draco Malfoy.

Draco Malfoy - Dangerous Game|✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt