Der Dieb allein im Wald

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Hey Leute,

als kleine Neujahrsüberraschung habe ich mir überlegt, dass ich von heute an jeden Tag ein Kapitel hochladen werde für eine Woche. Das letzte diesrer Kapitel wird also nächsten Mittwoch erscheinen.
Dann wüsche ich euch schon mal ein frohes und gesundes Neues. bevor in knapp 2 Stunden das Internet zusammen brechen wird wie alle Jahre wieder ;)

LG Juzo-chan

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Kapitel 36: Der Dieb allein im Wald

Als die Dämmerung beginnt, machen Sebastian und ich uns auf den Rückweg. Wir haben uns im Laufe des Nachmittags auf ein kleines Schauspiel geeinigt. Auf den Hinweg fielen mir ziemlich viele Wurzeln auf, die über den Pfad wachsen und hier und da regelrechte Stolperfallen bilden. Da ich mir sicher war, dass man diese im Dunkeln nicht mehr allzu gut erkennen kann, haben wir unseren Plan beschlossen. Ich werde in einer Wurzel mit dem Fuß hängen bleiben, stürzen und mir scheinbar den Fuß verletzen. Da dies nicht allzu weit von der Stadt entfernt geschehen wird, wird Sebastian zurückgehen und einen Arzt holen. So bleibe ich dann allein und scheinbar hilflos im dunklen Wald zurück. Das sollte diesen Leuten die Gelegenheit bieten, auf die sie warten sollten.
Als wir nun den Wald betreten, bestätigt sich meine Vermutung. Die Wurzeln sind tatsächlich nur schemenhaft zu erkennen. Da die Nacht aber vor meiner Zeit im Phantomhive-Anwesen meine Arbeitszeit war, habe ich kein wirkliches Problem damit, die Wurzeln auf dem Pfad zu erkennen. Das Sebastian damit ein Problem haben könnte, in der Dunkelheit zu sehen, bezweifle ich erst recht. Das bringt uns zumindest den Vorteil, dass ich mir eine gute Wurzel zum Stolpern aussuchen kann. Ich muss nur darauf warten, bis sie uns folgen.
„Wir haben sechs Verfolger.", raunt Sebastian mir zu.
„Meinst du, es kommen noch welche dazu oder sind das alle?", frage ich genauso leise. Aus den Augenwinkeln behalte ich meine Umgebung im Blick.
>Anfänger.<, geht es mir durch den Kopf, als ich beinahe sofort drei von ihnen erkennen kann. Sie geben sich keine Mühe sich im Gebüsch oder hinter den Bäumen gut verdeckt zu halten. Würden wir normale Menschen sein, würde dies wohl ausreichen, allerdings sind wir nicht normal und das sollten sie wohl auch wissen. Immerhin meinte Sebastian, dass sie bereits einige Informationen haben – auch wenn ein Teil dieser falsch sind.
„Es sind keine weiteren in der Nähe. Die nächsten befinden sich in der Stadt und scheinen dort Vorbereitungen zu treffen.", sagt Sebastian leise.
„Gut, dann kann es ja losgehen.", entgegne ich ebenso leise. Ich schaue mich noch einmal um, um noch einmal ihre Positionen zu überprüfen. Dann suche ich den Boden ab und finde nicht weit entfernt eine gute Wurzel. Ohne Schwierigkeiten sollte ich dort mit den Fuß hängen bleiben können.

~*~ Sicht des Erzählers ~*~

„Sieh mal, Sebastian!", ertönt die Stimme Lucias durch den dunklen Wald: „Dort auf dem Ast sitzt eine Eule!" Mit einem Lächeln zeigt die junge Frau in die Höhe. Kurz folgt der Blick des Schwarzhaarigen der Hand und er erblickt tatsächlich eine kleine Eule. Sie sitzt ruhig auf dem Ast und beobachtet das junge Paar. Nicht auf den Weg achtend bleibt die junge Frau mit dem Fuß in einer dicken Wurzel hängen. Sie verliert das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Sofort ist der junge Mann zur Stelle und will ihr wieder aufhelfen. Kaum setzt Lucia ihren Fuß wieder auf, da zuckt sie auch schon wieder zusammen und hält sich scheinbar mit Schmerzen am Arm des schwarz gekleideten fest.
„Vorsichtig.", sagt dieser mit sanfter Stimme und gibt der jungen Frau Halt. Langsam führt er sie zu einem Baumstamm am Waldrand, der nicht hätte besser platziert sein können, und lässt sie sich dort hinsetzen.
„Ich werde nachschauen, ob du dir den Fuß verletzt hast.", sagt er mit ruhiger Stimme und blickt der Brünetten in die Augen. Diese nickt nur leicht. Als Sebastian vorsichtig den Schuh öffnet, zuckt Lucia leicht zurück.
„Entschuldige.", sagt Sebastian leise: „Aber das muss sein." Mit diesen Worten fährt er fort. Langsam und mit vorsichtigen Bewegungen zieht er der jungen Frau erst den Schuh und dann den Strumpf aus. Hin und wieder zuckt diese, bis sie ihre Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen legt und dort scheinbar halt sucht. Vorsichtig tastet der Butler den Knöchel ab, dabei zieht die junge Frau hin und wieder die Luft scharf ein. Als er ein Stück am Scheinbein höher über die Haut entlang fährt, zieht diese tatsächlich durch einen leichten Schmerz die Luft ein. Ihr ist bis eben nicht aufgefallen, dass sie sich tatsächlich das Scheinbein ein wenig aufgeschürft hat.
„Dein Knöchel ist geschwollen und bereits jetzt leicht verfärbt.", sagt Sebastian und blickt der jungen Frau in die Augen: „Am besten gehen wir zurück und suchen einen Arzt auf. Meinst du, du kannst laufen, wenn ich dich stütze?" Leicht nickt die junge Frau und lässt sich dann auch schon an der Hand langsam auf die Beine ziehen. Doch kaum tritt sie mit diesem Fuß auf, zuckt sie auch schon wieder zusammen. Es scheint, als könnte sie den Fuß nicht wirklich belasten. Nach wenigen Schritten gibt das junge Paar diesen Plan wieder auf. Langsam führt der Butler die junge Frau zurück zum Baumstamm.
„Warte hier, ich gehe schnell in die Stadt zurück und hole Hilfe.", sagt er und richtet sich wieder auf.
„Bist du dir sicher?", fragt Lucia mit zittriger Stimme und schaut sich ängstlich im dunklen Wald um. Durch die fortgeschrittene Dämmerung erreicht nur noch sehr wenig Licht den Waldboden und lässt alles düster erscheinen.
„Es ist nicht weit bis in die Stadt. Es wird nur wenige Minuten dauern und dann bin ich auch schon wieder da.", sagt er mit beruhigender Stimme. Mit einem ebenso beruhigenden Lächeln streicht er der jungen Frau über die Wange, ehe er ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen haucht. In dem Moment, indem ihre Lippen sich berühren, ist es als würde ein Schlag sie treffen. Überrascht schaut sie zu Sebastian auf, welcher allerdings mit unbelebter Miene zu ihr blickt. Durch seine starre Miene kann sie seine eigene Überraschung nicht einmal erahnen.
„Ich werde mich verdeckt einige Meter entfernt aufhalten.", haucht er nahe an ihrem Ohr, dass nur sie es hören kann. Kaum merklich nickt sie. Daraufhin erhebt sich der schwarz gekleidete Mann wieder.
„Ich werde mich beeilen.", sagt er, ehe er auch schon schnellen Schrittes den Weg in Richtung Stadt zurückgeht. Nach einigen Metern, in welchen die Dunkelheit ihn bereits verschlungen gehabt zu haben scheint, bleibt er hinter einem Baum stehen. Wie zu erwarten nähern sich nun auch die sechs Personen der scheinbar allein zurückgebliebenen Frau im scheinbaren Schutze der Dunkelheit. Können diese Menschen doch nicht wissen, dass sie gerade direkt in die Falle der beiden Bediensteten des Earl Phantomhive laufen. Stattdessen glauben sie ernsthaft, dass sie nun ihre Chance haben.
„Das ist unsere Chance. Los! So wie die letzten Male auch!", kommt der leise Befehl des Anführers mit den markanten Gesichtszügen. Aus verschiedenen Richtungen nähern sich die Menschen in dunklen Umhängen gehüllt der jungen Frau. Diese sitzt noch immer auf dem Baumstamm und wartet nur darauf, was als nächstes geschehen wird. Ihr entgehen dabei natürlich nicht die sich schleichend nähernden Leute, allerdings bleibt sie wie gehabt sitzen und macht kein Anzeichen dafür, dass sie sie längst bemerkt hat.
Langsam ziehen die verhüllten Gestalten den Kreis um die junge Frau immer enger zu und nähern sich stetig. Immer wieder suchen sie schweigend den Augenkontakt zueinander und nicken sich still zu, als würden sie einen Plan von Zeit zu Zeit abstimmen. Als sie nur noch wenige Meter von der Frau entfernt sind, geschieht das, was nicht geschehen sollte. Einer von ihnen tritt unbedacht auf einen dünnen Ast und lässt diesen unter seinem Gewicht zerbrechen. Das Geräusch hallt kurze Zeit durch den Wald und lässt die junge Frau auf dem Baumstamm scheinbar erschrocken zusammenfahren. Hektisch schaut sie sich im Wald um. Ihr Blick bleibt nirgends mehr länger hängen. Kurz richten sich die Blicke der anderen fünf auf den sechsten und blicken ihn tadelnd an. Dann aber besinnen sie sich auf ihre Aufgabe. Eine ängstliche Beute macht immerhin bekanntlich mehr Fehler und darauf verlassen sie sich nun auch. Sie sind der festen Überzeugung ihre Aufgabe zu erfüllen.
„Ist da jemand?", fragt die junge Brünette mit zitternder Stimme in den Wald hinein. Dass ihre Stimme nicht vor Angst, sondern vor Kälte zittern, können die anderen nicht erahnen. Noch immer weiß die junge Frau ganz genau, wo sich diese Personen aufhalten und auch ist sie sich sicher den Schatten des Butlers hinter dem Baum einige Meter entfernt erahnen zu können. Als dieser aber kurz darauf verschwinden, schaut sie kurz irritiert zu eben dieser Stelle.
>Er hat sich sicherlich ein besseres Versteck gesucht.<, geht es ihr durch den Kopf. Immerhin gehört dies hier zur Erfüllung des Auftrages und Auftrage des jungen Herrn erfüllt dieser Butler stets mit großer Sorgfalt und ohne Fehler.
„Jetzt.", trägt der Wind eine leise Stimme mit sich. Auch der jungen Frau entgeht diese Stimme nicht. Sofort springt sie alarmiert auf, zuckt kurz darauf aber auch schon gespielt zusammen. Die sechs Personen im Wald nutzen dies und kommen direkt auf sie zu. Es dauert nur Sekunden und schon haben sie die junge Frau umzingelt.
„Wer seid ihr?", fragt sie mit leiser Stimme in die Nacht hinein, doch erhält keine Antwort. Stattdessen kommen diese Personen nur näher auf sie zu. Würde sie sich ihrer eigenen Fähigkeiten und denen des Teufels einige Meter weiter nicht bewusst sein, würde sie vermutlich tatsächlich Angst verspüren.
„Wir sind gekommen, um dich deiner gerechten Strafe zuzuführen.", kommt es dunkel von der Stimme des Anführers. Während die anderen fünf Personen einen weiteren Schritt auf die junge Frau zu machen, bleibt der Anführer an Ort und Stelle stehen.
„Was meinen Sie damit?", fragt sie unwissend. Nun ist es nicht einmal gespielt. Sie versteht die Worte des Mannes wirklich nicht. Allerdings erhält sie auch auf diese Frage keine Antwort. Kurz schielt sie zu der Stelle, an welcher bis eben noch der Butler stand. Da sie nichts sehen kann, beschließt sie diese Leute etwas im Schach zu halten und Informationen aus ihnen herauszubekommen. Dennoch bezweifelt sie keine Sekunde, dass der Butler sich verdeckt im Wald aufhält und nur darauf warten eingreifen zu müssen, falls es nötig sein sollte. Also tut sie, was sie stets getan hat: Sie bereitet sich darauf vor ihre Portale zu öffnen und durch diese die sechs Personen in Schach zu halten. Doch ihre Portale wollen sich nicht öffnen. Verwundert versucht die junge Frau es erneut. Als aber die fünf immer dichter kamen, gibt sie es erst einmal auf und überlegt, wie sie Abstand zwischen sich und ihnen bringen kann, ohne zu zeigen, dass sie nicht wirklich verletzt ist.
„Mit deiner Hexerei kommst du nun nicht mehr weiter.", kommt es von einer weiblichen Stimme. Kurz blickt die junge Frau zu der Person links von sich. Nun, da sie auch nah genug an ihr herangekommen ist, kann sie das Gesicht der Frau erkennen. Hasserfüllt schaut diese sie an. Nur ist ihr unklar, weshalb und was sie überhaupt mit ihren Worten meint.
>Konzentriere dich!<, ermahnt Lucia sich innerlich. Sie bemerkt eine etwas größere Lücke zwischen zwei der Personen. Wieso ihr die erst jetzt auffällt, kann sie nicht verstehen.
Als sie etwas Nasses in ihrem Gesicht spürt, reicht es ihr. Wütend blickt sie die Person auf der anderen Seite an, ehe sie einen großen Schritt nach vorne macht, sich abrollt und somit den Griffen dieser Leute entkommt. Anschließend humpelt sie davon. Innerlich flucht sie darüber, dass sie noch immer nicht normal laufen kann. Das aber ändert sich, sofern sich im Dickicht des Waldes verschwunden ist.
„Wieso hat das Weihwasser nichts gebracht?", kann ich noch hinter sich hören.
„Das ist jetzt egal. Los fangt sie, ehe sie entkommen kann!", befiehlt der Anführer auch schon, als sie gerade ins Dickicht verschwindet. Kaum ist sie sich sicher, dass sie nicht mehr in Sichtweite ist, da läuft sie auch schon normal durch den Wald.
Einige Meter weiter bleibt sie an einem Baum angelehnt stehen und versucht vor sich ein kleines Portal nur zur Probe zu erschaffen. Verwundert stellt sie fest, dass es wieder funktioniert.
>Was war da eben los?<, fragt sie sich innerlich. Als sie Schritte in der Nähe hören kann, seufzt sie innerlich und setzt sich wieder langsam in Bewegung. Immerhin ist sie hier noch nicht fertig.
„Da vorne!", kann sie hinter sich auch schon hören. Sie verdreht nur kurz die Augen und biegt auch schon um einen Baum – von denen es im Wald mehr als genügend gibt – ab und will wieder im Dickicht verschwinden. Doch stattdessen läuft die gegen etwas. Verwundert blickt sie auf. Mit Entsetzen in den Augen muss sie feststellen, dass sie direkt gegen den Anführer gelaufen ist.
>Wieso konnte ich ihn nicht bemerken? Normalerweise nehme ich doch die Auren der Menschen in meiner Umgebung wahr.<, geht es ihr erschrocken durch den Kopf. Sie will einigen Schritte zurückweichen. Doch er kommt ihr zuvor. Mit einem fiesen Grinsen blickt dieser sie an und greift mit festem Griff nach ihren Armen. Noch einmal versucht sie ein Portal zu öffnen, um ihm zu entkommen, aber es will sich erneut nicht öffnen.
>Was ist hier los?<, fragt sie sich nun doch leicht panisch, da sie nicht verstehen kann, wieso sich ihre Portale plötzlich nicht mehr nach ihren Willen öffnen lassen.
„Hab ich dich.", sagt er und im nächsten Moment hält eine weitere Person ihr ein Tuch vor das Gesicht.
>Ein süßer Geruch?<, denke die junge Frau noch, ehe sie bemerkt, wie ihre Sinne langsam schwinden und sie in die Schwärze abdriftet: >Mist. Sebastian!<

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt