Der Dieb und der Bestatter

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Hey Leute,

tut mir Leid, dass es das Kapitel erst heute gibt. Ich habe es gestern total vergessen.
Trotzdem wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 23: Der Dieb bei dem Bestatter

Überrascht schaue ich auf das Haus vor mir.
>Ein Bestattungsinstitut?<, denke ich mir, als ich das lila Schild über der Tür lese: >Sind wir hier wirklich richtig?<
„Nun denn. Lass uns keine Zeit verschwenden. Wir haben noch mehr als genug Arbeit zu erledigen.", sagt Sebastian neben mir. Mit ausdrucksloser Miene geht er auf die Tür zu. Ohne sich in irgendeiner Weise anzukündigen, öffnet er die Tür und betritt das Geschäft. Ob man zu einem Bestattungsinstitut wirklich Geschäft sagen kann? Mit einigen Schritten Abstand folge ich dem Butler ins Innere. Die Tür fällt hinter mir von selbst wieder zu. Leicht erschrocken schaue ich auf diese zurück. Mein Blick bleibt an den Türangeln hängen.
>Sind das Sprungfedern?<, frage ich mich verwundert: >Hat er sich etwa eine sich selbstschließende Tür gebaut?< Ich kann nicht leugnen, dass mich das doch etwas beeindruckt. Als ich meinen Blick wieder nach vorne wende, sehe ich allerdings nur in einen düsteren Raum. Wie es in einem Bestattungsinstitut zu erwarten ist, stehen hier überall Särge herum. Ein paar stehen aufrecht an der Wand, andere liegen auf dem Boden. Sogar der Tresen ist ein Sarg. Der Raum wird nur durch Kerzen erhellt, die entweder auf den Särgen stehen oder an der Wand hängen. Generell würde ich diesen Raum wohl nicht bei Nacht betreten wollen.
„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Es scheint niemand da zu sein.", frage ich den Butler vorsichtig und schaue mich weiter um. Als ich ein Knarren links neben mir hören kann, gehen meine Augen in diese Richtung. Aus den Augenwinkeln kann ich nun einen großen, aufrecht stehenden Sarg sehen.
„Wir sind richtig und er ist da.", kommt es nur monoton vom Butler, als er sich eben diesem Sarg zuwendet: „Nicht, Mister Undertaker?" Ein freundliches Lächeln liegt auf den Zügen des Teufels. Fragend schaue ich ihn an. Würde ich nur eine Augenbraue heben können, würde ich dies nun tun. Da ich es aber nicht kann, muss ein fragender Blick ausreichen. Irritiert wende ich meinen Blick wieder von Sebastian zum Sarg, als aus diesem plötzlich ein Kichern zu hören ist.
>Aus einem Sarg sollte kein Kichern kommen. Egal, ob er leer oder besetzt ist.<, geht es mir misstrauisch durch den Kopf. Innerlich mache ich mich darauf bereit, was gleich kommen wird. Es ist immerhin nicht schwer zu erraten, dass sich dieser Undertaker in diesem Sarg befindet – auch wenn es doch recht seltsam ist. Ich meine, wieso legt sich jemand lebend in einen Sarg. Wobei es gibt mittlerweile auch sehr gut gepolsterte Exemplare. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Exemplare sehr bequem sein könnten.
„Da hast du recht, Butler.", kommt es von einer hohen, aber dennoch deutlich männlichen Stimme als der Sarg nur einen Spalt breit offen ist. Eine blasse Hand mit langen, schwarzen Nägeln legt sich von Innen auf den Sargdeckel und schiebt diesen langsam auf. Wie gebannt starre ich auf den Sarg. Nach und nach öffnet er sich mehr und mehr. Es dauert nur wenige Sekunde und schon schaut ein schräg gelegter Kopf hervor. Der Augen sind durch den langen, hellgrauen Pony komplett verdeckt, doch das breite Grinsen ist dafür deutlich zu erkennen. Langsam schiebt er den Sarg immer weiter auf, bis er schließlich heraustritt. Kurz klopft er Staub von seiner Kleidung, dann greift er nach einem schwarzen Zylinder, welcher auf einem Podest neben dem Sarg steht, und setzt ihn sich auf den Kopf. Generell ist er komplett in Schwarz gekleidet. Nur die Schleppe, die über seine linke Schulter liegt und an der rechten Hüfte zusammengebunden ist, ist grau. Unter seinem Pony ist eine große Narbe zu sehen, die quer über sein Gesicht geht und auch an seinem Hals befindet sich eine Narbe.
„Was kann ich für dich tun, Butler?", fragt besagter Undertaker.
>Wenn ich mich nicht täusche heißt Undertaker doch Bestatter?<, denke ich mir und bleibe erst einmal schräg hinter Sebastian stehen.
„Wir brauchen Informationen bezüglich eines neuen Auftrages.", kommt es sachlich von Sebastian.
„So ist das also.", kommt es kichernd vom Grauhaarigen: „Aber wer ist wir?"
>Er hat mich doch mit Sicherheit bereits bemerkt.<, geht es mir durch den Kopf. Der Earl würde sicherlich keine so unaufmerksamen Bekanntschaften haben, da bin ich mir sicher.
„Wir sind, meine Wenigkeit und die junge Dame in meiner Begleitung.", antwortet Sebastian noch immer neutral, allerdings wieder mit diesem Lächeln, dass er ständig trägt. Und wie immer ist es nur aufgesetzt. Wie er wohl mit einem richtigen Lächeln aussehen würde?
„So so. Wie kommt es dazu, dass der Butler in Begleitung einer jungen Dame hier auftaucht?", fragt Undertaker dieses Mal an mich gewandt. Sein Blick liegt auf mir. Zumindest gehe ich davon aus. Seine Augen kann ich zwar nicht sehen, dafür aber ist ein Gesicht in meine Richtung gewandt und ich kann seinen Blick auf mir spüren. Mein Gefühl sagt mir, dass dieser Bestatter kein normaler Mensch sein kann. Außerdem gefällt es mir nicht, wie er mich mustert. Ich kann diesen musternden Blick spüren, ohne dass ich dabei seine Augen sehe. Irgendetwas stimmt an ihm nicht.
„Ich arbeite seit Kurzem im Auftrag des Earls.", antworte ich ihm ruhig. Ich will meine Nervosität und Unruhe auf keinen Fall zeigen.
„Ist das so?", kommt es wieder kichernd von ihm.
„Ja.", antworte ich nur und schaue ihn misstrauisch an. Dann wendet er sich aber wieder Sebastian zu.
„Du weißt, was die Informationen kosten?", fragt er nun den Butler.
„Natürlich.", kommt es knapp von Sebastian. Mit ernstem Gesichtsausdruck zieht er seinen Handschuh zurecht.
„Aber, aber. Nicht vor der jungen Dame.", sagt Undertaker nun wieder kichernd. Irritiert schaue ich ihn an.
>Wieso das denn? Was für eine Bezahlung ist das denn?<, frage ich mich.
„Ganz, wie Sie wünschen, Undertaker.", kommt es höflich von Sebastian. Kurz darauf sind beide auch schon im Hinterzimmer verschwunden. Und ich bleibe verwirrt hier in diesem Raum zurück.
Einen Moment lang ist es still und ich frage mich wirklich, was die beiden dort hinten so treiben. Kurzum habe ich mich auf einen der Särge gesetzt. Zu meiner Verteidigung: Es lagen bereits Sitzkissen darauf. Erst ist ein leises Geräusch zu hören. Es klingt ein bisschen, wie ein Glucksen. Und dann ertönt plötzlich lautes und heftiges Lachen. Überrascht falle ich beinahe rückwärts von dem Sarg herunter.
>Was ist da los?<, frage ich mich und schaue gespannt auf die Tür. Es dauert auch nicht mehr lange und schon öffnet sich die Tür wieder. Zuerst kommt Sebastian wieder ins Vorderzimmer. Er sieht aus wie immer. Seine Uniform sitzt perfekt, ebenso sein Haar und sein Gesicht ist neutral. Mit großen Schritten kommt er auf mich zu. Doch anstatt sich zu setzen, bleibt er neben dem Sarg stehen. Vielleicht ist es ihm ja doch zu makaber, sich auf einen Sarg zu setzen... Natürlich, dem Teufel ist es zu makaber sich auf einen Sarg zu setzen. Nun kommt auch Undertaker wieder in den Vorderraum. Er lacht noch immer leise und läuft sogar etwas nach vorne gebeugt. Er setzt sich auf einen Sarg gegenüber. Bevor er zu reden beginnt, greift er nach einem kolbenförmigen Reagenzglas mit einer grünen Flüssigkeit darin. Als er dieses an diese Lippen ansetzt und einen Schluck daraus nimmt, bin ich mir nicht sicher, wie ich empfinden soll.
„Auch etwas Grüntee?", fragt er kichernd als er meinen Gesichtsausdruck sieht.
>Wer trinkt aus einem Reagenzglas Tee?<, frage ich mich entgeistert.
„Nein, danke.", antworte ich etwas unbeholfen. Undertaker zuckt nur mit den Schultern und nimmt den nächsten Schluck.
„Nun, was wissen Sie über die Vorfälle in den Klöstern?", fragt Sebastian nun und lenkt auf das eigentliche Thema zurück. Kurz schaut Undertaker den Butler schweigend an, dann kichert er plötzlich wieder, greift nach einer Urne und holt knochenförmige Kekse heraus.
>Besser als der Tee aus Reagenzgläsern.<, geht es mir durch den Kopf.
„Vorfälle in Klöstern? Dazu weiß ich einiges. Aber keiner der Involvierten gehörte zu meinen Kunden.", sagt er wieder kichern und macht eine ausladende Bewegung, sodass es so aussieht, als würde er rückwärts vom Sarg fallen. Irgendwie schafft er es aber sich wieder zu fangen und setzt sich wieder ordentlich hin.
„Es sind stets kleinere Klöster. Allerdings gehören sie nicht denselben Orden an, nicht einmal derselben Religion. Einige der Klöster sind anglikanisch, andere sind katholisch und wieder andere sind protestantisch. Nur zwei Dinge sind allen gleich.", erklärt Undertaker.
„Und die wären?", fragt Sebastian leicht ungeduldig nach. Einen Moment schaut Undertaker den Butler schweigend an, dann kichert er plötzlich wieder vor sich hin.
„Es sind allesamt kleinere Klöster auf dem Lande und sie sind für eine gute Gastfreundlichkeit bekannt.", antwortet der Bestatter kichernd.
>Ist die Gastfreundlichkeit in Klöstern nicht üblich?<, frage ich mich innerlich, spreche es aber nicht aus. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Sebastian die Finger an das Kinn legt und scheinbar über etwas nachdenkt.
„Gut, vielen Dank für Ihre Hilfe. Sollten wir weitere Fragen haben, werden wir Sie erneut konsultieren.", kommt es von Sebastian: „Lucia, wir werden uns nun auf den Weg machen."
„Ja.", sage ich schnell und stehe vom Sarg auf. Zuvorkommend, wie Sebastian nun einmal ist, hält er mir die Tür auf und lässt mir den Vortritt. Doch als ich gerade das Geschäft verlassen möchte, ertönt noch einmal das Kichern Undertakers. Verwundert drehe ich mich noch einmal zu dem Bestatter um.
„Lucia, also.", kichert er. Ich nicke nur leicht und wende mich zu ihm um. Ich wüsste zu gerne, was in seinem Kopf vorgeht... Oder nein, lieber doch nicht.
„Lass mich dir einen gutgemeinten Rat geben.", sagt er dann plötzlich ohne zu kichern. Obwohl er noch immer grinst und mit dieser hohen Stimme spricht, scheint er nun doch deutlich ernster zu sein. Deshalb drehe ich mich nun ganz zu ihm um und schaue ihn wartend an.
„Ein jeder Mensch besitzt nur eine Seele. Pass gut auf deine auf.", sagt er noch. Verwundert schaue ich ihn an.
„Was meinen Sie damit?", frage ich. Allerdings erhalte ich keine Antwort mehr von ihm. Stattdessen hebt er nur seine Hand und winkt lächelnd zum Abschied. Das ist dann auch der Moment in dem Sebastian mich zur Tür herausschiebt.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt