Der Dieb und die Kette

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Hey Leute,

tut mir wirklich leid, ich habe das Kapitel echt toal vergessen, deswegen gibt es es jetzt.
Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Die Antwort auf die Frage, wer Lucia wirklich ist, zögert sich wohl noch ein bisschen heraus. Dafür gibt es aber noch weitere Hinweise ;)

LG Juzo-chan

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Kapitel 76: Der Dieb und die Kette

„Herein.", kann ich die Stimme des Earls aus dem Inneren des Raumes hören. Ich versuche mir selbst Mut zuzusprechen. Leider klappt das nur sehr bedingt. Überrascht schaue ich auf, als meine Hand plötzlich von einer anderen umschlossen wird und ein Daumen über meinen Handrücken streicht. Als meine Augen auf Sebastians treffen, kann ich Zuversicht in ihnen erkennen. Zu meiner eigenen Überraschung greift diese ein wenig auf mich über und lässt die Nervosität zumindest ein bisschen zurückgehen.
Als wir das Arbeitszimmer betreten, sitzt der junge Earl an seinem Schreibtisch und arbeitet einige Dokumente durch. Hin und wieder schreibt er irgendetwas, aber hauptsächlich scheint er diese durchzulesen. Die knappen fünf Meter von der Tür bis zum Schreibtisch erschienen mir dieses Mal unendlich lang. Schließlich bleiben wir aber ein Stück vor dem Schreibtisch stehen und warten darauf, dass der Earl aufschaut.
Nachdem er das Dokument, welches er gerade in den Händen hält, scheinbar zu Ende gelesen und unterschrieben hat, schaut er zu uns auf. Kurz liegt sein Blick schweigend auf uns, dann zieht er fragend eine Augenbraue in die Höhe.
„Ihr seid später als erwartet.", unterbricht Earl Phantomhive schließlich die Stille. Sebastian neigt sich in einer leichten Verbeugung nach vorne.
„Bitte verzeihen Sie, junger Herr.", beginnt Sebastian in seiner Verbeugung zu sprechen: „Es kam etwas dazwischen."
„Ich hoffe, dass du zumindest meinen Befehl ausgeführt hast.", kommt es vom Earl, ohne auf das gesagte einzugehen.
„Natürlich, junger Herr. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Die Kutsche ist jeder Zeit für Euch und Lady Elisabeth bereit.", antwortet Sebastian höflich, wie man es von ihm als Butler kennt: „Eurer zweiter Befehl ist ebenfalls ausgeführt." Verwundert schaue ich aus den Augenwinkeln zu Sebastian.
>Wieso sagt er das so seltsam?<, frage ich mich. In seiner Stimme liegt ein Unterton, der gefüllt ist mit Schalk und noch etwas Anderem, das ich aber nicht so ganz benennen kann.
„Gut.", entgegnet der Blaugrauhaarige. Kurz senkt er seinen Blick auf ein weiteres Dokument, als Sebastian allerdings stehen bleibt – mein Gefühl sagt mir, dass es nichts bringen würde jetzt noch zu versuchen abzuhauen – hebt der junge Earl seinen Blick wieder.
„Gibt es noch etwas?", fragt er nach und schaut kurz von Sebastian zu mir und dann wieder zurück. Sein Blick bleibt auffordernd auf dem Butler liegen.
„Das gibt es in der Tat, junger Herr.", antwortet Sebastian und tritt einen Schritt näher an den Schreibtisch heran. Dabei legt er die Akte auf den Tisch. Ich habe nicht einmal bemerkt, dass er sie in der Hand hatte. Mit hochgezogener Augenbraue schaut der junge Teufel auf die Akte und dann zu Sebastian.
„Was ist das?", fragt er schließlich.
„Eine Akte aus dem neuen Hauptquartier der Organisation, für welche Lucia zuvor tätig war.", antwortet Sebastian.
„Und was soll ich damit?", fragt der Adelige weiter nach.
„Sie enthält einige Informationen, die Euch interessieren dürften.", antwortet Sebastian wieder nur. Einen kurzen Moment bleibt der Blick des jungen Earls auf dem Teufel liegen, dann wendet er sich doch der Akte und schlägt sie auf. Kaum hat er einen Blick auf die erste Seite geworfen, schaut er auch schon wieder auf. Sein Blick legt sich kurz auf mich. In seinen Augen kann ich leichte Verwunderung sehen. Doch anstatt etwas zu sagen, wendet er sich wieder der Akte zu. Es vergehen nur einige Sekunden und schon blättert der Earl Phantomhive um. Mit jeder Sekunde, die er auf das Papier schaut, wächst meine Nervosität wieder an. Es dauert nicht lange bis ich sehen kann, wie sich seine Augen in Überraschung weiten. Für einen Augenblick bleiben seine Augen starr auf dem Blatt Papier liegen, dann hebt er langsam seinen Blick und richtet ihn direkt auf mich. Langsam, beinahe wie in Zeitlupe, steht er von seinem Stuhl auf, bleibt aber hinter dem Schreibtisch stehen mit den Händen auf diesen abgestützt. Als er seinen Mund öffnet, um etwas zu sagen, kann ich mein Herz bis in meine Ohren schlagen hören. Es schlägt so stark, dass ich tatsächlich etwas Angst habe, es könnte jeden Moment aus meiner Brust springen.
„Wie vertrauenswürdig ist diese Information?", fragt er schließlich nach und wendet seinen Blick kurz zum Butler.
„Meines Erachtens gibt es keinen Grund daran zu zweifeln.", antwortet Sebastian.
„Wie kannst du dir so sicher sein?", fragt der Earl weiterhin skeptisch nach. Ich kann es nur zu gut verstehen, immerhin hat es mich ja auch ziemlich überrascht. Auch jetzt bin ich noch immer überfordert damit und kann nicht sagen, ob ich es wirklich glauben kann, soll oder will. Es bringt so viele Hoffnungen, die letztendlich falsch sein können.
„Nun...", spricht Sebastian weiter: „Als ich die Akte vergangene Nacht fand, hatte ich die Möglichkeit einige Mitglieder der Organisation einer kurzen Befragung zu unterziehen. Zu späterer Stunde konnte ich eine weitere Überprüfung vornehmen, durch Individuen, die ebenfalls in dieser Angelegenheit verwickelt waren. Es schien mir nicht, als wäre jemand währenddessen in der Lage gewesen zu lügen. Des Weiteren habe ich einem gewissen Jemand um einen Gefallen gebeten. Dies sollte eine endgültige Bestätigung bringen." Ich möchte gar nicht genauer darüber nachdenken, was er mit ihnen gemacht hat.
„Und wann wird dieser jemand diese Bestätigung bringen?", fragt der Earl ungeduldig nach.
„Er sollte bereits auf dem Weg zu Eurem Anwesen sein, mein Herr.", antwortet Sebastian.
Es vergehen ein paar Sekunden, in denen niemand etwas sagt und wir einfach nur still im Arbeitszimmer stehen. Gerade als der Earl seinen Mund erneut öffnet, um etwas zu sagen, ist Lärm vom Flur zu hören.
„Lizzy, du kannst nicht einfach...", kann ich die Stimme vom zukünftigen Marquess Midford hören. Kurz darauf wird auch schon die Tür des Arbeitszimmers lautstark aufgeschlagen. Erschrocken zucke ich dabei zusammen, auch wenn ich es erwartet habe. Die Tür war doch lauter als erwartet. Nicht nur ich schaue überrascht zu Lady Elisabeth, welche nun in der Tür steht. Ohne sich umzuschauen oder etwas zu sagen, geht sie auf den Schreibtisch ihres Verlobten zu.
„Lizzy, ist etwas passiert?", fragt der Earl überrascht nach.
„Ciel, sieh was ich gefunden habe.", erwidert die Blondine nur und öffnet ihre Hand. Von meinem Stand aus, kann ich aber nicht erkennen, was sie in der Hand hält. Dafür aber kann ich sehen, wie sich kurz die Augen des Earls vor Erstaunen weiten.
„Wo hast du das gefunden, Lizzy?", fragt der Earl und greift langsam ihre Hand. Kurz huscht sein Blick zu mir, dann aber richtet er sich wieder auf die Blondine vor sich. Lady Elisabeth unterdessen hat ihren Blick starr auf ihre Hand gerichtet und scheint nichts anderes um sich herum wahrzunehmen.
>Was hat sie in ihrer Hand?<, frage ich mich irritiert. Es kommt immerhin nicht oft vor, dass Earl Ciel Phantomhive sprachlos ist.
Erst als der Earl eine feine Kette aus Silber mit einem kleinen Schlüssel daran in die Luft hält, weiten sich für einen Moment erschrocken meine Augen. Gerade als ich einen Schritt nach vorne machen möchte, hält Sebastian mich an meiner Hand zurück. Sein Griff ist zwar fest, aber nicht schmerzhaft. Verwundert schaue ich ihn an, woraufhin er nur den Kopf leicht schüttelt. Auch wenn es mir ganz und gar nicht gefällt, muss ich jetzt wohl abwarten.
„Ich habe sie in Lucias Zimmer gefunden.", antwortet Lady Elisabeth schließlich mit hastiger Stimme. Verwundert schaue ich sie an. Natürlich war mir klar, dass die Kette dort lag. Aber wieso war sie in meinem Zimmer?
„Weshalb warst du dort?", fragt der Earl wohl genauso verwundert. Immerhin ist es mehr als nur unüblich, dass die Herrschaften sich in die Zimmer der Dienerschaft begeben.
„Ich wollte Lucia etwas wegen dem Ausflug fragen und da ich sie nirgendwo anders finden konnte, habe ich in ihrem Zimmer nachgesehen und dabei das Armband gefunden.", erklärt Lady Elisabeth. Kurz ist Schuldbewusstsein in ihrer Stimme zu hören, dann aber schüttelt sie schnell den Kopf, als wäre ihr etwas eingefallen und sie müsste nun die unnötigen Gedanken verdrängen.
„Darum geht es jetzt doch gar nicht!", bringt sie dann wieder hastig heraus: „Sie hat sie gestohlen!" Überrascht und unglaublich schaue ich sie an.
>Wie kommt sie jetzt darauf?<, frage ich mich. Als ich spüren kann, wie Sebastian mit seinem Daumen über meine Hand streicht, entspanne ich mich wieder ein Stück. Ich habe diese Kette seit ich denken kann. Mit Sicherheit ist sie nicht gestohlen.
„Lizzy, du kannst nicht einfach jemanden als Dieb bezeichnen.", kommt es etwas außer Atmen von Sir Edward, welcher nun in der Tür steht.
„Wie soll sie denn sonst an die Kette gekommen sein?", fragt Lizzy nun aufgebracht ihren Bruder. Erst jetzt dreht sie sich vom Schreibtisch weg. Kurz bleibt ihr Blick von ihren Bruder liegen, dann wendet er sich zu mir und Sebastian.
„Sag, woher hast du diese Kette, Lucia?", fragt sie nun mich und deutet mit ihren Finger sogar auf mich. Gerade als ich den Mund öffnen will, um ihr zu sagen, dass ich diese Kette nicht gestohlen habe, sondern dass sie mir gehört, kommt mir jemand zuvor.
„Diese Kette wurde mit Sicherheit nicht gestohlen.", sagt diese Stimme. Überrascht schaue nicht nur ich zum Fenster, sondern auch alle anderen – mit Ausnahme von Sebastian. Dort steht tatsächlich niemand anderes als Mister Spears.
>Ist er derjenige, den Sebastian um einen Gefallen gebeten hat? Aber er hasst Teufel, wieso hätte er das tun sollen?<, frage ich mich im Stillen. Es ergibt einfach keinen Sinn.
„William T. Spears...", es ist der Earl, der als Erstes seine Fassung wiedererlangt hat: „Was bringt Sie hierher? Und was meinten Sie mit ihrer Aussage?" Für einen Moment liegt der Blick des Shinigami aus den jungen Earl. Auch ihm gegenüber ist Verachtung eindeutig zu erkennen. Bedenkt man aber, dass der junge Herr vor einigen Jahren selbst zum Teufel geworden ist, ist dies wohl auch verständlich. Sebastian hat mir die Geschichte vor einigen Wochen erzählt. Natürlich unter der Prämisse, dass ich diese niemanden weiter erzählen darf.
„Ich bin gelegentlich hier, um meinen Teil der Abmachung mit Eurem Butler einzuhalten.", sagt Mister Spears nur und wirft Sebastian eine dünne Akte zu.
„Ich bedanke mich recht herzlichst, Mister Spears.", entgegnet Sebastian mit einem freundlichen Lächeln, welches aber definitiv aufgesetzt ist. Seine Stimme spiegelt die Abneigung gegenüber den Shinigami deutlich wieder. Sie können sich eben gegenseitig kein Stück leiden.
„Ich erwarte, dass Sie ihren Teil ebenfalls erfüllen, Mister Michaelis.", sagt Mister Spears noch, ehe er auch schon verschwunden ist.
„Natürlich.", antwortet Sebastian, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Mister Spears dies noch hören konnte.
„Was wollte er hier, Sebastian?", fragt der junge Herr mit ungeduldiger Stimme.
„Ich habe Mister Spears um einen Gefallen gebeten. Ich brauchte die Akte von Lucia aus dem Archiv der Shinigami. Nur dort steht mit Gewissheit, wer Lucia wirklich ist. Wie erwartet, ist er auf unsere Abmachung eingegangen und hat mir die gewünschten Informationen gebracht.", erklärt Sebastian mit ruhiger Stimme und reicht dem Earl auch diese Akte. Es sind gelegentlich ein paar Seiten, so wie es aussieht. Kurz blickt der Earl skeptisch auf diese Akte, ehe er sie aufschlägt.
„Lizzy, Edward.", sagt er dann nach ein paar Sekunden. Fragend schauen die Geschwister zu ihm. Als dieser ihnen ein Handzeichen gibt, gehen sie um den Schreibtisch herum und blicken ebenfalls in die Akte.
>Was ist jetzt los?<, frage ich mich, als sie ein paar Sekunden, wie erstarrt auf das Papier und dann zu mir schauen.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt