Der Dieb auf dem Bergfest II

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Hey Leute,

heute gibt es das neue Kapitel mal sehr pünktlich.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Langsam wird es spannender, wenn es auch noch im Anrollen ist.

LG Juzo-chan

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Kapitel 55: Der Dieb auf dem Bergfest II

Verwundert stehe ich noch immer an Ort und Stelle, während Jolene sich mittlerweile einige Meter entfernt hat. Sie steuert gezielt auf eine Gruppe von Frauen zu. Schnell erreicht sie diese und wird scheinbar freundlich in ihrem Kreis aufgenommen. Von hier aus kann ich erkennen, dass sie sich kurz unterhalten, dann sind sie alle still. Es sieht so aus, als würden sie über etwas nachdenken. Dann aber schütteln die nach und nach den Kopf. Kurz beteiligt sich Jolene weiter an der Gesprächsrunde, ehe sie die nächste Gruppe ansteuert.
„Welch seltene Ehre Euch hier anzutreffen.", kann ich dann plötzlich eine sanfte Stimme in der Nähe höre. Ich wende meinen Blick von Jolene ab und richte ich zu Sebastian. Vor ihm steht eine junge Frau mit hellen, blonden Haaren, die allerdings unter einer locker sitzenden Kapuze eines Umhanges liegen. Sie trägt ein Kleid mit dunkelbraunem, langem Rock und dunkelrotem Mieder mit tiefem Aufschnitt. Um ihren Hals hängt eine lange Kette mit großem Anhänger. Sebastian schaut sie kurz an, geht aber nicht auf ihre Aussage ein.
„So schweigsam wie eh und je.", kommt es dann wieder von der Frau: „Hat es einen bestimmten Grund, dass Ihr heute hier erschienen seid?" Noch immer blickt Sebastian sie schweigend an. Es scheint nicht einmal so, als würde er etwas sagen wollen. Der Blick der jungen Blondine schweift kurz zu mir und mustert mich kurz. Ich ziehe die Augenbrauen kurz zusammen, als ich ihren abschätzigen Blick sehe, ehe sie sich wieder Sebastian zu wendet.
„Seid Ihr etwa auf der Suche nach einer weiteren Dienerin? Es ist lange her, dass Ihr eine neue Dienerin ausgewählt habt? Ich dachte, die letzte sei Jolene gewesen. Doch wie mir scheint, habt Ihr Euch eine weitere Dienerin genommen.", redet sie weiter und lässt ihre Stimme dabei liebreizend ertönen: „Habt Ihr Euch dazu entschieden weitere Dienerinnen zu nehmen?" Unmut macht sich bei ihren Worten in mir breit. Es gefällt mir überhaupt nicht, wie sie redet. Es ist nicht, was sie sagt, sondern wie sie es sagt. Am liebsten würde ich sie durch eines meiner Portale verschwinden lassen. Allerdings müsste ich das dann wohl Sebastian erklären und das will und kann ich nicht. Ich bin mir ja selbst nicht einmal ganz sicher, wieso es mir so widerstrebt, wie sie sich an ihn ran macht. Sehr zu meiner Freude geht Sebastian allerdings überhaupt nicht auf ihre Fragen ein. Einen weiteren Moment schaut er sie weiterhin schweigend an, dann öffnet er seinen Mund, um ihre zu antworten. Ich kann deutlich die Freude in den Augen der Blondine sehen, als sie dies ebenfalls erkennt.
„Ich wüsste nicht, was es dich angehen sollte.", kommt es allerdings nur kalt von Sebastian zurück. Ich kann ein schadenfrohes Grinsen nicht vermeiden, als ihr die Gesichtszüge entgleisen. Sie scheint nicht mit dieser Antwort gerechnet zu haben. Mit bösem Blick schaut sie mich an, dann dreht sie sich auf dem Absatz um und verschwindet beleidigt wieder.
Ein überraschter Laut kommt mir über die Lippen, als ich einen Ruck an meinem Handgelenk spüre. Im nächsten Moment befinde ich mich auch schon auf dem Schoss von Sebastian. Überrascht schaue ich ihn an, da ich damit nun wirklich nicht gerechnet habe.

~*~ Sicht von Sebastian ~*~

Schon seit einer Weile spüre ich einen gewissen Blick auf mir ruhen.
„Jolene.", spreche ich zu meiner Dienerin: „Finde heraus, was sie weiß. Aber lass sie nicht noch einmal in die Nähe von Lucia, ohne dass ich in der Nähe bin." Sie nickt umgehend, ehe sie sich auch schon auf den Weg macht. Lucia steht noch immer ein Stück hinter dem Stuhl. An der Stelle, an welcher Jolene sie hinter sich geschoben hat, um sie vor den Blicken der alten Hexe zu schützen. Sehr zu meinen Freuden musste ich Jolene darauf nicht einmal hinweisen.
Doch kaum ist Jolene verschwunden, kommt eine weitere Hexe auf mich zu. Ihre Lippen ziert ein liebreizendes Lächeln. Ich kenne diese Hexe nur zu gut. Erst vor wenigen Tagen hat ihr Meister sich verstoßen. Die genauen Umstände sind mir allerdings nicht bekannt. Dennoch sollte wohl jedem Teufel klar sein, was sie als Nächstes versuchen wird. Es ist zwar durchaus möglich den Vertrag zwischen Teufel und Diener abzulegen, allerdings sind die Folgen für den Diener verehrend. Nun rennt ihr die Zeit davon.
Nur deutlich kann ich die negative Energie neben mir spüren. Auch ohne mich umzudrehen ist mir klar, dass dies Lucia sein muss.
>Interessant.<, geht es mir durch den Kopf. Selbstverständlich ist mir dieses ungewöhnliche Gefühl noch zu genau im Gedächtnis, welches jedes Mal auftritt, sobald wir uns berühren.
„Seid Ihr etwa auf der Suche nach einer weiteren Dienerin? ...", redet die Hexe auch schon weiter. Allerdings höre ich ihr nicht weiter zu. Ihr erster Satz ist ausreichend, um mir sicher sein zu können, was sie will. Sie sucht nur einen neuen Meister. Der abschätzige Blick, welchen sie eben Lucia zugeworfen hat, ist mir ebenfalls nicht entgangen. Er wird wohl auch mit unter ein Grund der negativen Energie, ausgehend von der jungen Frau neben mir, sein. Dennoch bin ich mir sicher, dass der Hauptpunkt woanders liegt. Ich lasse sie weiter reden. Nicht, weil es mich in irgendeiner Weise interessieren würde, was sie zu sagen hat. Viel mehr bin ich daran interessiert zu sehen, ob Lucia eingreifen wird. Immerhin ist das anbiedernde Verhalten der blonden Hexe unschwer zu erkennen. Als sie ihre Ansprache beendet hat, bleibe ich einen weiteren Moment ruhig. Zu meinem Bedauern bleibt auch Lucia ruhig, obwohl die negative Energie deutlich zu erkennen ist. Wie mir scheint, gefällt ihr das Verhalten der Blonden nicht.
„Ich wüsste nicht, was es dich angehen sollte.", beendet ich schließlich das Gespräch. Würde ich noch länger warten, würde es wohl auffällig werden oder aber diese Hexe würde einfach weiterreden. Beides gilt es zu vermeiden. Kurz geht der Blick der Blondine an mir vorbei. Wut funkelt in ihren Augen auf. Dann verschwindet sie aber auch schon. Nur zu deutlich spüre ich die negative Energie neben mir schwinden.
Ohne vorher darüber nachzudenken, ziehe ich Lucia am Handgelenk zu mir. Wie ich es beabsichtigt habe, landet sie dabei auf meinem Schoss, sodass ihre Füße noch immer über die Stuhllehne hängen. Zufrieden blicke ich in das überraschte Gesicht der jungen Frau.
„Du solltest nicht einfach daneben stehen und schweigen, wenn jemand etwas tut, dass dir in keinster Weise gefällt.", meine ich nur zu ihr.

~*~ Sicht von Lucia ~*~

Überrascht schaue ich den Teufel an. Seine Worte erreichen mich zwar, doch brauchen einen Moment, ehe sie zu mir durchdringen.
>Wie meint er das?<, frage ich mich im Stillen und schaue ihn weiterhin an.
Dann aber fällt mir auf, dass es ruhig um uns geworden ist. Ich höre nur noch entfernt ein paar Stimmen und das Knistern des Feuers. Sofort schießt mir die Hitze in die Wangen. Als ich meinen Blick vorsichtig von Sebastian abwende, sehe ich die Blicke, die nun auf uns liegen. Hier und das tuscheln einige Frauen miteinander. Mein Blick wird wieder durch zwei Finger unter meinem Kinn auf Sebastian gerichtet. Augenblicklich steigt mir noch mehr Hitze in die Wangen, als ich sehe, wie nah er mir ist.
„Beachte sie nicht weiter. Sie werden ohnehin tuscheln.", sagt er mit gesenkter Stimme: „Ob du nun den ganzen Abend neben mir stehst oder hier sitzt." Mein Gefühl sagt mir, dass es wohl nichts bringt ihm jetzt zu widersprechen. Außerdem breitet sich in mir ein warmes Gefühl aus, das wirklich sehr angenehm ist.
Es vergeht eine ganze Weile, und es scheint wirklich schnell niemanden mehr zu interessieren, bis Jolene plötzlich mit schnellen Schritten zurückkommt.
„Ich habe jemanden gefunden, der vielleicht weiterhelfen könnte.", sagt sie aufgeregt. Tatsächlich ist in Sebastians Gesicht eine kleine Regung zu sehen. Diese ist aber genauso schnell wieder verschwunden, wie sie erschienen ist.
„Bring sie zu mir.", befiehlt Sebastian gleich.
„Sie meinte, dass es wohl besser wäre, wenn nicht alle dieses Gespräch belauschen könnten.", kommt es nun zögerlich von Jolene. Ein Seufzen ist von Sebastian zu hören.
„Du bist dir sicher, dass sie weiterhelfen kann?", fragt Sebastian noch einmal nach. Schnell nickt Jolene.
„Gut.", sagt Sebastian schließlich: „Unweit von hier gibt es eine Höhle. Sie soll dorthin kommen."
„Jawohl, Meister.", gibt Jolene sofort von sich und verschwindet dann auch schon wieder. Verwirrt habe ich das Gespräch der beiden verfolgt und sitze nun schweigend hier.
„Worum geht es?", frage ich schließlich vorsichtig nach.
„Jolene sollte jemanden finden, der eventuell wissen könnte, woher deine Kräfte stammen.", meint Sebastian nur. Beinahe sanft stellt er mich auf meine eigenen Füße ab, ehe er selbst aufsteht.
„Wir werden nun zu besagter Höhle aufbrechen.", fügt er dann noch hinzu. Meine Hand haltend zieht er mich hinter sicher her.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt