Dem Dieb bleibt die Wahl

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So Leute,

ein neuer Freitag und damit auch ein neues Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefällt und ihr SPaß beim Lesen habt.
Ich freue mich natürlich auch immer darüber, wenn ich eure Meinung zum Kapitel oder generell zur Story lesen darf ; )

LG Juzo-chan

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Kapitel 9: Dem Dieb bleibt die Wahl

Der Schock ist den Leuten vor mir ins Gesicht geschrieben. Auch der Boss wirkt beunruhigt – einen Ausdruck, den ich bei ihm noch nie gesehen habe – und wenig erfreut. Nur zu deutlich kann ich erkennen, wie er mit den Zähnen knirscht. Langsam drehe ich mich nach hinten um. Dort steht, wie aus dem Nichts aufgetaucht, der Butler des kleinen Earls mit einem freundlichen, aber gefährlich wirkenden Lächeln.
>Wie kommt der hier her?<, frage ich mich im Stillen. Während alle – mich eingenommen – erschrocken über das plötzliche Auftauchen des Butlers sind, ist Grell geradezu aus dem Häuschen. Er hüpft die ganze Zeit auf und ab und kreischt und quietscht vor sich hin. Der Butler allerdings ignoriert den Shinigami einfach. Auch wenn scheinbar normale Menschen keine Shinigami sehen können, bin ich mir sicher, dass dieser Butler es durchaus kann. Er kann auch kein normaler Mensch sein. Aber das ist hier wohl gerade keiner der Anwesenden. Niemand aus der Organisation ist ein normaler Mensch.
„Ich habe zwar keine Ahnung, wie du hier auftauchen konntest. Aber du solltest lieber verschwinden, das ist nicht deine Angelegenheit und mit deinem Herrn hat es auch nichts zu tun.", kommt es dann bissig vom Boss. Er schaut den Butler aus wütenden Augen an. Allerdings bin ich mir auch sicher noch etwas anderes in seinen Augen entdecken zu können.
>Hat er Angst vor dem Butler?<, frage ich mich verwundert. Einen solchen Ausdruck habe ich beim Boss ebenfalls noch nie gesehen.
„Ich fürchte, ich kann dieser Aufforderung nicht nachkommen, mein Herr.", kommt es ruhig vom Butler. Er klingt beinahe schon süffisant und Belustigung blitzt in seinen Augen auf.
„Vor wenigen Tag ist ein Dieb in die Stadtvilla meines jungen Herrn eingebrochen und hat eine Akte gestohlen. Mein junger Herr ist deshalb recht erzürnt und schickte mich diesen Zwischenfall zu bereinigen.", redet der schwarz gekleidete Mann in aller Ruhe weiter. Sein Blick liegt fest auf dem Boss. Es ist als wären ihn alle anderen hier egal. Er beachtet niemanden sonst. Dennoch bin ich mir sicher, dass er dennoch jede Regung sofort mitbekommt.
„Dann verschwinde und lass uns zu Ende bringen, was wir begonnen haben. Dann wird dieser Dieb kein Problem mehr für dich und deinen Herrn sein.", kommt es nun vom Boss und ein Grinsen legt sich auf seine Lippen. Er ist sicher seiner Sache sicher. Er ist sich sicher, dass der Butler darauf eingehen wird. Und ehrlich gesagt fällt mir auch kein vernünftiger Grund dafür ein, dass er nicht darauf eingehen sollte. Immerhin würde es wirklich das Problem lösen.
„Mein junger Herr hat mir den Auftrag gegeben, mich um das Problem zu kümmern. Ich kann diese Aufgabe keinen anderen überlassen.", kommt es nun vom Butler. Das Grinsen verschwindet aus dem Gesicht des Bosses. Alle – einschließlich mir – schauen ihn unglaublich an. DAS ist sein Grund.
„Außerdem hat mein junger Herr ausdrücklich gemacht, dass der Dieb nicht getötet werden soll. Seine Fähigkeiten sind zu wertvoll, als dass man ihn auslöschen sollte.", kommt es schlicht vom Butler. Obwohl er eine ernste Miene hat und seine Stimme sachlich ist, so scheint es ihn doch sehr zu amüsieren.
„Siehst du, Basti wird dir nichts tun.", kommt es nun von Grell. Allerdings bin ich zu verblüfft von den Worten des Butlers, als dass ich darauf reagieren könnte.
„Deshalb...", beginnt der Butler erneut und wendet sich nun an mich: „... lässt mein junger Herr dir die Wahl: Du kannst leben und in seinem Dienst stehen oder aber du wirst sterben." Während er das sagt, kommt er einige Schritte auf mich zu und bleibt schließlich ein Stück vor mir stehen. Wäre er noch näher gekommen, hätte ich aufschauen müssen, um in sein Gesicht blicken zu können. Dieser Butler ist aber auch groß... und gut aussehend.
>Was denke ich da?<, ermahne ich mich innerlich: >Reis dich zusammen. Du hast andere Probleme.< Anstatt ihm zu antworten, schaue ich ihn nur schweigend an. Ich suche nach einem Hinweis, ob das Gesagte ernst gemeint oder nur eine Falle ist. Allerdings kann ich keinen Hinweis für irgendetwas finden, weder auf die Wahrheit noch auf eine Falle. Dieser Butler ist mehr als nur seltsam.
„Sie müssen sich nicht sofort entscheiden, Madame.", kommt es charmant lächelnd vom Butler: „Ich werde mich um nur schnell um diese Herren kümmern, danach können wir sofort zum jungen Herrn ausbrechen. Er wird ihnen sicherlich ein angemessenes Angebot unterbreiten und bis dahin können Sie in aller Ruhe darüber nachdenken." Nach diesen Worten wendet er sich nun wieder der Menge, welche ihn noch immer fassungslos anschaut. Wer reagiert auch so gelassen, wenn er umringt von bewaffneten Menschen ist?
„Mister Sutcliff.", wendet sich der Butler an den Shinigami ohne sich zu diesem umzuschauen.
„Ja, Basti?", kommt es mit singender Stimme von Grell.
„Könnten Sie bitte auf die Dame achten. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn ihr etwas zustoßen würde.", bittet der Butler den Rothaarigen.
„Aber natürlich. Das hättest du nicht einmal fragen müssen, Basti. Ich passe doch auf meine neue Freundin auf.", kommt es von Grell. Im nächsten Moment greift er auch schon um meiner Hüfte und zieht mich mit sich mit. Na ja, er springt aus dem Stand auf die Spitze eines Baumes. Erschrocken schaue ich herunter auf die Klippe. Mein Blick trifft für einige Sekunden den Blick von einigen meiner ehemaligen Kameraden. Sie sind mindestens genauso entsetzt, wie ich über das eben geschehene. Nur bin ich mir nicht sicher, dass auch alle von ihnen Grell sehen können.
„Ähm... Grell? Können sie dich eigentlich sehen?", frage ich verwundert. Kurz schaut Grell mich überlegend an.
„Ich denke schon. In dieser Organisation gibt es ausschließlich Menschen mit besonderen Fähigkeiten oder Menschen, die dem Tod schon mehrfach sehr nahegekommen sind oder von ihm Schritt und Tritt begleitet werden.", meint der Rothaarige nur und grinst mich an: „Aber du bist trotzdem noch besonderer als sie alle. DU bist meine beste Freundin" Kurz darauf finde ich mich auch schon in einer starken, atemraubenden Umarmung wieder. Und atemraubend meine ich wörtlich.
„Mister Sutcliff, Sie sollen auf sie beschützen. Sie zu erdrücken wäre da sehr kontraproduktiv.", kommt es tadelnd vom Butler.
>Wie kann er das bemerkt haben?<, frage ich mich: >Wir sind hier oben auf einen Baum mehr als 200 Meter von ihm entfernt und er steht mit dem Rücken zu uns.< Mit einem erschrockenen Quietschen lässt Grell mich abrupt los und der Sauerstoff dringt wieder in meine Lunge.
„Es tut mir so Leid, Lucia.", kommt es sofort von Grell.
„Ist schon gut.", winke ich nur ab und schaue ihn leicht lächelnd an. Dann wende ich mich wieder dem Szenario an der Klippe. Der Butler steht dort allein, umringt von den Mitgliedern der Organisation. Ich bezweifle, dass er das schaffen wird. Vor allem nicht, da der Boss dabei ist. Seine Fähigkeiten sind wirklich beängstigend.
„Du musst dir keine Sorgen um Basti machen. Er schafft das locker.", kommt es von Grell. Ich muss mich nicht zu ihm umdrehen, um zu wissen, dass er wieder breit grinst und dabei seine spitzen Zähne entblößt.
„Grell, nimm es mir bitte nicht übel. Aber niemand kann das schaffen. Ich gehörte zur führenden Spitze der Organisation und bin besser – bin schneller, stärker und geschickter – als die anderen und das sogar mit großem Abstand. Aber selbst ich würde es nicht gegen den Boss schaffen. Gegen seine Mitbringsel vielleicht noch, aber nicht gegen ihn. Das kann keiner.", meine ich nur und drehe mich nun wieder zu dem Shinigami um. Er schaut mich kurz ernst an, grinst dann aber wieder.
„Warte es nur ab. Die sind keine Herausforderung für Basti.", kommt es dann von ihm.
Als ich einen lauten Schrei hinter mir hören, schaue ich einen Moment lang Grell entsetzt an. Das war definitiv nicht die Stimme des Butlers, da bin ich mir sicher. Wieder ist ein Schrei zu hören, noch einer und noch einer. Es werden immer mehr. Sie klingen so schmerzerfüllt. Ich will mich umdrehen, mir ansehen, was dort gerade geschieht. Allerdings hält Grell mich davon ab.
„Auch wenn es ein in wundervolles rot gehülltes Szenario dort unten ist, so sollte eine junge Dame sich dies nicht ansehen müssen.", meint er nur.
„Grell, ich bin in einer Organisation aufgewachsen, in der es nur so vor Schwerverbrechern und Mördern wimmelt. Ich bin mit Mord und Blut aufgewachsen. So etwas stört mich nicht.", meine ich nur und drehe ich um. Es stehen nur noch zwei Personen. Alle anderen liegen auf dem Boden und rühren sich nicht mehr. Der Boden ist nur so in Rot getränkt.
„Wie konnte er das in so kurzer Zeit schaffen und dann auch noch ohne selbst verletzt zu werden? Der Boss hat die Elite mitgebracht. Jeder von ihnen ist darauf spezialisiert, sein Opfer zu jagen, zu verfolgen und schnell und effizient zu töten. Sie waren die Bereinigungseinheit.", kommt es entsetzt und verständnislos von mir. Ich habe keine Ahnung, wie viele Flüchtige der Organisation sie bereits ausfindig gemacht und spurlos beseitigt haben. Sie haben nie bei einer Mission versagt, wenn sie erst einmal die Fährte ihrer Beute hatten.
„Basti ist nun einmal kein Mensch.", kommt es nur von Grell.
„Ja, dass er kein normaler Mensch sein kann, ist mir auch schon klar.", meine ich nur und betrachte weiter das Szenario: „Aber gegen den Boss wird auch er es nicht schaffen."
„Nein, ich meine, dass Basti kein Mensch ist.", wiederholt Grell noch einmal: „Aber wie meinst du das? Wieso fürchtest du diesen alten Mann so sehr?"
„Weil er die Fähigkeit besitzt, Zweifel in die Menschen zu sähen und diese wachsen zu lassen. Er kann jedermann größte Angst erkennen und diese wahr werden lassen. Jeden das Gefühl von Hilfslosigkeit und Hoffnungslosigkeit geben. Er kann jeden Gegner auf mentale Ebene durch Trug und Lüge besiegen.", erkläre ich ruhig. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit.
„Da mach dir mal keine Sorgen.", kommt es nach einem kurzen Lachen von Grell: „Mit dieser Fähigkeit mag er die Menschen kontrollieren können, aber nicht Basti. Er ist der Meister von Trug und Lüge. All die Fähigkeiten deines Bosses können ihn nichts anhaben, da er ein Meister dieser ist. Basti kann jeden Menschen an den Abgrund locken und ihn dann herunter in die Verdammnis ziehen, ohne dass dieser Menschen sich dagegen wehren würde." Erstaunt schaue ich Grell an.
„Wie kann er das schaffen? Hat er auch besondere Fähigkeiten?", frage ich verwundert nach: „Das klingt ja beinahe schon so, als wäre er ein Teufel persönlich."
„Du hast es erkannt. Basti, ist ein Teufel von einem Butler. Aber das soll er dir selbst erklären.", meint Grell nur. Verwirrt schaue ich ihn an.
>Will er mir gerade weiß machen, dass dieser Butler ein Teufel ist?<, frage ich mich innerlich. Gerade als ich mich wieder zu besagtem Butler wenden möchte, kann ich einen lauten, qualvollen Schrei hören. Es ist derselbe Schrei, der auch regelmäßig aus dem Büro des Bosses zu hören ist. Oft genug habe ich diesen Schrei gehört, wenn er die größten Ängste der Menschen hat wahr werden lassen. Doch dieses Mal ist ein Detail anders. Es ist sein eigener Schrei, der nun durch die Nacht hallt.
Schnell drehe ich mich zu den beiden um. Mit aufgerissenen Augen sehe ich gerade noch, wie der Boss zu Boden geht und dort regungslos liegen bleibt. Es vergehen Sekunden, die sich ewig lang anfühlen. Aber er bleibt auf dem Boden liegen und rührt sich nicht mehr. Der Butler dreht sich von ihm weg und schaut sich kurz in der Umgebung um. Dann klopft er sich die Hände ab und zieht seinen Frack wieder an. Ich habe nicht einmal bemerkt, dass er diesen ausgezogen hat. Sein Blick bleibt an dem Baum hängen, auf welchem wir uns befinden.
„Sie können nur wieder herunterkommen, Sutcliff.", kommt es vom Butler. Das lässt Grell sich nicht zweimal sagen. Sofort schlingt sich wieder sein Arm um meine Hüfte und er springt vom Baum herunter. Sicher landet der Shinigami auf seinen Füßen und lässt mich dann auch wieder herunter. Hier sieht es aus, wie auf einem Schlachtfeld.
„Nun, dann würde ich vorschlagen, dass wir uns auf den Rückweg begeben sollten. Mister Sutcliff, ich würde ihnen nun die junge Dame abnehmen und danke ihnen für ihre Unterstützung.", kommt es vom Butler. Er macht einen Schritt auf uns zu. Plötzlich wird das ungute Gefühl in mir stärker. Ich zweifle keine Sekunde mehr daran, dass vor mir der Teufel persönlich steht. Es umgibt ihn eine so dunkle Aura, wie ich sie noch nie erlebt habe.
„Bitte halten sie sich gut fest, es kann etwas holprig und zügig werden. Aber so werden wir schnell unser Ziel erreichen.", kommt es erneut vom Butler. Leichte Panik macht sich in mir breit. Ich werde sicherlich nicht dem Teufel folgen.
Ich sehe seinen unzufriedenen Blick und wie er eine schnelle Bewegung auf mich zu macht, aber da ist es auch schon zu spät. Ich spüre, wie der Boden unter meinen Füßen verschwindet und ich mich im freien Fall befinde. Kaum bin ich durch mein Portal hindurch, da schließe ich es auch schon wieder. Immerhin soll er mir nicht gleich folgen können. Ich befinde mich nun mehrere Kilometer von ihm entfernt. Doch anstatt darauf zu warten, dass er mich hier im Wald findet, laufe ich los. Ich laufe, so schnell mich meine Füße tragen können. Die Äste und Zweige, die mir ins Gesicht schlagen, ignoriere ich dabei komplett, ich muss einfach nur weg von hier. Nur bin ich mir noch nicht sicher, wo genau ich vor einem Teufel sicher sein kann. Es tut mir zwar Leid, Grell einfach stehen gelassen zu haben, ohne mich zu verabschieden, aber er wird es schon überleben.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt