Der Butler bei seinem Herrn

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel.
Dieses Mal ist es komplett aus Sebastians Sicht. Das nächste im Übirgen ist auch größtenteils aus Sebastians Sicht ;)
Dann will ich euch jetzt aber auch nicht länger aufhalten und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Stay home, stay safe.
LG Juzo-chan

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Kapitel 32: Der Butler bei seinem Herrn

~*~ Sicht von Sebastian ~*~

Sachte lege ich ihr Haar nach hinten. Ich höre, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt. Obwohl ich mir durchaus meinen Spaß daraus mache, Menschen zu reizen, so lassen ihre Reaktionen ein seltsam angenehmes Gefühl in mir entstehen. Als ihre Schulter frei liegt, ziehe ich die Augenbrauen etwas zusammen.
>Wieso ist mir das zuvor nicht aufgefallen?<, frage ich mich und betrachte die blasse Stelle genauer. Am Halsansatz zieht sich eine breite und blasse Narbe entlang. So ausgeblichen, wie sie ist, muss sie mehrere Jahre alt sein. Und doch kann man sie noch deutliche erkennen und noch deutlicher spüren. Als meine Fingerspitzen über die leicht erhobene Haut der Narbe und die ebene Haut um diese herum streichen, spüre ich ein seltsames Gefühl. Es durchfährt meinen ganzen Körper und hinterlässt ein angenehmes Gefühl der Wärme. Dieses Mal ist es stärker als die Male zuvor, deutlich stärker.
„Was war das eben?", fragt die Stimme Lucias vor mir leise. Ihr Blick ist auf mich gerichtet. Obwohl sich mir ein gewisser Verdacht immer weiter verhärtet, so behagt er mir ganz und gar nicht. Ich antworte nicht auf ihre Frage. Als ich dann aber ihren verletzten Gesichtsausdruck sehen kann, spüre ich ein befremdliches Stechen in der Brust.
>Was ist das?<, frage ich mich, bemühe mich aber keine Reaktion zu zeigen. In diesem Moment schlägt die junge Frau vor mir meine Hand von ihrer Schulter. Gerade als ich ansetzen möchte, etwas zu sagen, kommt mir diese alte Nonne zuvor. Kaum spricht diese Nonne Lucia an, nutzt sie auch schon die Gelegenheit und tritt hinter dem Raumtrenner hervor. Mit einem unbehaglichen Gefühl bleibe ich einen Moment an Ort und Stelle stehen, ehe ich das Zimmer schließlich unbemerkt verlasse.
Mein Blick richtet sich auf die Taschenuhr, welche sich bis eben in der Innentasche meines Frackes befunden hat und nun in meiner Hand liegt. Bis zum Einbruch der Nacht wird es noch etwa 2 Stunden dauern.
>Lucia ist fürs Erste mit der alten Nonne beschäftigt.<, geht es mir durch den Kopf, nachdem ich einen kurzen Blick durch das kleine Fenster in das erhellte Zimmer werfe.
>Dann nutze ich am Besten die Zeit und erstatte dem jungen Herrn Bericht.<, denke ich mir, als ich die Taschenuhr wieder zuklappe: >Danach kümmere ich mich um die Nonnen im Wald.< Mit diesen Gedanken verlasse ich ungesehen das Dach und mache mich auf den Weg zum Anwesen der Familie Phantomhive.

Es vergehen nur wenige Minuten und ich stehe unweit vom Anwesen auf einem Hügel.
>Zumindest ist es noch ganz.<, denke ich mir etwas erleichtert. Ich erinnere mich nur zu gut an die unzähligen Male, in denen dies nicht der Fall war. Auch wenn es für mich als Teufel eine Kleinigkeit ist, das Anwesend in kürzester Zeit wieder herzurichten, so ist es doch lästig.
„Der junge Herr scheint noch bei der Arbeit zu sein.", sage ich, als ich das Licht im Arbeitszimmer sehen kann und dazu diesen kleinen Bastard an seinem Schreibtisch. Wie immer um diese Uhrzeit isst er einige Kekse. Ich kann es wirklich nicht verstehen, wie er dieses ekelhaft süße Gebäck den köstlichen, verdorbenen Seelen vorziehen kann.
„Du bist du ja endlich.", kommt es gelangweilt vom jungen Herrn, als ich sein Arbeitszimmer über das Fenster betrete.
„Bitte verzeiht, dass ich habe Euch warten lassen, junger Herr.", sage ich höflich lächelnd. >Ungeduldiger Bengel.<, füge ich in Gedanken hinzu, lasse mir diesen Gedanken aber nicht anmerken.
„Konntest du etwas Neues herausfinden?", fragt er weiter, ohne auf meine Aussage einzugehen. Nun schaut er auf und blickt mir direkt in die Augen.
„Bedauerlicherweise konnte ich keinen bisherigen Verdacht genauer überprüfen. Daher bitte ich Euch noch etwas Geduld zu haben.", rede ich höflich mit einer leichten Verbeugung weiter. Als ich aus einer Ecke ein hohen Kichern hören kann, richte ich mich wieder auf und schaue aus den Augenwinkeln in eben jene Ecke. Natürlich ist er mir zuvor nicht entgangen, allerdings bedarf er keinerlei Aufmerksamkeit. Und meine werde ich ihm garantiert nicht ohne weiteres schenken.
„Aber, aber Butler.", kommt es tadelnd, aber weiterhin grinsend vom ehemaligen Shinigami: „Erzähl dem Earl doch von deinem Verdacht. Es wird ihn sicherlich interessieren, wenn nicht sogar amüsieren." Noch immer kichert er leicht vor sich hin.
>Was mischt er sich da ein?<, geht es mir missbilligend durch den Kopf.
„Ich höre.", stimmt dieser kleine Rotzlöffel nun auch noch zu. Missmutig schaue ich kurz den Weißhaarigen an, ehe ich mich höflich lächelnd an den Earl vor mir wende, der mit verschränkten Armen in seinen Stuhl zurückgelehnt sitzt und mich abwartend anschaut.
„Sicherlich könnt ihr euch noch daran erinnern, in welcher Verbindung Menschen zu einem Teufel stehen können.", beginne ich widerwillig.
„Natürlich.", sagt der Earl nickend: „Menschen können uns neben Vertragspartnern – deren Seelen wir am Ende verschlingen – des Weiteren als Diener, Gespielen und Braut zur Verfügung stehen. Wobei das Geschlecht bei letzteren beiden keine Rolle spielt."
„Ganz recht, junger Herr.", bestätige ich: „Wie Ihr sicherlich ebenfalls noch wisst, habe ich insgesamt 4 Dienerinnen und 3 Diener."
„Was hat das mit dieser Sache zu tun?", hakt der Earl ungeduldig nach.
„Nun, in der vorherigen Nacht war ich bei einer meiner Dienerinnen. Sie verhärtete meinen Verdacht, doch konnte auch die ihn nicht bestätigen.", erzähle ich weiter.
„Worin genau besteht dein Verdacht?", hakt der Earl ein wenig genervt nach. Ein Grinsen darüber legt sich auf meine Züge.
„Lucia ist definitiv keine Teufelsdienerin, so viel ist sicher.", sage ich in einer leichten Verbeugung: „Sie könnte aber durch aus eine Gespielin sein."
„Oder eine Teufelsbraut. Vergiss diese Möglichkeit nicht, Butler.", kommt es wieder kichernd vom Untertaker. Warnend schaue ich ihn aus den Augenwinkeln an, was ihn allerdings völlig kalt lässt.
„Theoretisch wäre es möglich, doch es ist sehr unwahrscheinlich.", füge ich noch hinzu.
„Wieso?", fragt der Earl. Ein wenig Interesse ist nun doch aus seiner Stimme herauszuhören, allerdings wirklich nur ein kleines bisschen. Letztlich wird es nur eine Laune seinerseits sein, die wie gewöhnlich schnell nachlassen wird. Gelegentlich sein Interesse gegenüber Lady Elisabeth besteht seit einigen Jahren.
„Nun, es gibt weit mehr Gespielen, als Bräute. Es ist nicht einmal sicher, dass es überhaupt für jeden Teufel eine Braut gibt.", antworte ich.
„Oh doch, dass gibt es. Nur ist es unklar, wann ein jeder von deiner Art seine Braut trifft oder ob er sie überhaupt trifft.", mischt sich der kichernde Bestatter wieder ein.
„Was genau wäre der Unterschied zwischen einer Gespielin und einer Braut?", verlangt der Earl zu wissen.
>Er muss noch sehr viel über unser Gleichen lernen.<, geht es mir durch den Kopf. Immerhin lernen Teufel dies bereits in ihrer Kindheit, wenn es auch eher Legenden sind.
„Nun...", beginnt der Bestatter wieder und übergeht mich einfach, was mich ein wenig erbost knurren lässt: „Eine Gespielin ist ein reiner Zeitvertreib für die Teufel. Es kommt auch nicht allzu selten vor, dass ein Teufel sich gleichzeitig mehrere Gespielen hält. Eine Teufelsbraut dahingegen gibt es für jeden Teufel nur einmal und noch dazu würde ein Teufel niemals daran denken, seine Braut einer Gespielin gleichzusetzen. Eine Teufelsbraut würde für den Teufel immer an erster Stelle stehen. Man könnte sagen, dass eine Teufelsbraut den Seelenverwandten eines Teufels darstellt, dessen bessere Hälfte." Verstehend nickt der junge Herr.
„Wie dem auch sei. Erfülle deinen Auftrag und finde heraus, was Lucia wirklich ist. Ob Gespielin, Braut, Dienerin oder was auch immer ist, interessiert mich herzlich wenig. Ich will nur wissen, woher ihre Kräfte rühren und zu was sie noch alles in der Lage ist.", sagt der Earl. Wie erwartet, hat er sein Interesse sehr schnell wieder verloren.
„Jawohl, junger Herr.", antworte ich mit einer leichten Verbeugung.
Kurz darauf treten der Undertaker und ich auch schon aus dem Arbeitszimmer des Earls heraus.
„Es wäre nicht notwendig gewesen, das Sie so viel zu dieser Thematik verraten hätten. Der junge Herr sollte all dies bereits wissen.", mahne ich den Shinigami neben mir: „Außerdem tut es nichts zur Sache."
„Aber der Earl hat nun einmal gefragt, da musste ich ihm doch antworten.", kommt es kichernd vom Weißhaarigen. Mahnend schaue ich ihn an.
„Was interessiert es Sie eigentlich, was Lucia ist?", frage ich nach.
„Eigentlich gar nichts.", antwortet der Bestatter in ruhigem Tonfall: „Nur behagt es mir nicht, dass Sie versuchen eine weitere Seele in den Abgrund zu reisen."
„Das ist die Entscheidung eines jeden selbst, die Sie nicht versuchen sollten zu beeinflussen.", kontere ich nur: „Vergessen Sie die Auflagen Ihrer Obrigkeit nicht."
„Das tue ich nicht. Keine Sorge, Butler.", antwortet der Shinigami auf Bewährung.
„Was wollen Sie eigentlich hier im Anwesen?", frage ich schließlich.
„Ich wollte nur meinen kleinen Enkel besuchen, welchen Sie unter Ihren Klauen haben.", kommt es ruhig, aber mit gewissen Unterton.
„Wie Sie sehen können, geht es dem Earl sehr gut.", gebe ich nur zurück.
„In der Tat.", stimmt der Bestatter zu: „Er scheint sich sehr gut zu entwickeln, seit seine Seele Ihnen abhanden gekommen ist, Butler." Warnend knurre ich ihn an. Ich kann es nicht sonderlich leiden, an diesen Fehler erinnert zu werden.
„Habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen?", fragt der Weißhaarige belustigt und kichert wieder vor sich hin.
„Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich habe noch einen Auftrag meines jungen Herrn auszuführen.", sage ich kurz angebunden: „Sie finden den Weg heraus sicherlich allein." Im nächsten Moment lasse ich den Todesgott auch schon alleine auf dem Flur stehen. Aus der Ferne höre ich ihn noch auflachen, dann aber verschwindet er aus meinen Hörfeld.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt