Der Dieb und die Waldhexe

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Hey Leute,

hier ist nun das nächste Kapitel.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Juzo-chan

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Kapitel 51: Der Dieb und die Waldhexe

Noch immer schweigend schaue ich mich im Raum um. Als die Tür plötzlich zu schlägt, zucke ich leicht zusammen. Sebastian aber bleibt ohne jegliche Regung stehen. Mein Blick geht nach hinten in Richtung der Tür. Zu meiner Überraschung sitzt dort eine schwarze Katze, die sich unbekümmert das Fell putzt.
>War das eben die Katze?<, frage ich mich innerlich. Kurz beobachte ich das kleine Tier weiter, dann wende ich meinen Blick wieder zu Sebastian.
>Ob er die Katze bemerkt hat?<, frage ich mich: >Sicher nicht, sonst würde er jetzt nicht so regungslos dort stehen.< Es ist immerhin kein Geheimnis, wie sehr Sebastian Katzen liebt. Da Sebastian aber keine Anstalten macht, sich der Katze zu nähern, wird er sie wohl noch nicht bemerkt haben. Was mich aber ehrlich gesagt, doch ziemlich wundert. Sonst bemerkt er auch immer alles.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie etwas Schwarzes an mir vorbeigeht. Kurz darauf spüre ich, wie sich etwas an mein Bein drückt. Verwundert schaue ich nach unten und sehe die Katze, wie sie sich an mein Bein schmiegt. Allerdings bleibt sie nicht lange bei mir, sondern geht kurze Zeit später zu Sebastian und schmiegt sich an sein Bein. Sebastian aber zeigt noch immer keine Reaktion, weshalb ich ihn verwundert anschaue. Ich meine, da ist eine Katze direkt neben ihn und schmiegt sich sogar an ihn und er macht absolut gar nichts.
„Sebastian?", frage ich vorsichtig nach. Es ist offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmt. Ob es nun der Butler oder die Katze sind, kann ich noch nicht sagen. Tatsächlich wendet der Butler sich mir zu und schaut mich einen Moment lang schweigend an.
„Es ist alles in Ordnung.", sagt er mit ruhiger Stimme, dann beugt er sich zu der Katze nach unten und hebt diese am Nacken hoch. Es sieht lange nicht so liebevoll aus, wie sonst, wenn er eine Katze hochhebt und ihr lauter Komplimente macht. Erschrocken stolpere ich ein kleines Stück zurück, als Sebastian die Katze plötzlich zum Fenster herauswirft.
>Okay, hier ist irgendetwas definitiv nicht in Ordnung.<, geht es mir durch den Kopf.
„Komm endlich her und hör auf deine Helfer zu vorzuschicken.", sagt Sebastian streng in den Raum hinein: „Wie lange hast du noch vor mich warten zu lassen?" Seine Stimme lässt absolut keine Widerrede zu. Obwohl ich genau weiß, dass er nicht mich meint, so habe ich doch zu tun dem Drang zu widerstehen, wieder direkt neben ihm zu treten. Dieser Drang verschwindet aber auf der Stelle, als ich ein Kichern hören kann. Es hallt gespenstisch durch den Raum wieder und lässt so nicht erkennen, von wo es nun wirklich kommt. Ich kann nur sagen, dass es von einer jungen Frau stammen muss. Erschrocken zucke ich zusammen, als sich etwas auf meine Schulter legt. Noch ehe ich mich zu diesem Etwas umdrehen kann, spüre ich, wie mir dieses Etwas hauchzart über den Rücken zur anderen Schulter streicht. Im nächsten Moment spüre ich es auch schon auf meiner Wange und kann aus den Augenwinkeln eine Frau erkennen. Sie sollte etwa Maylenes Alter haben und damit ein paar Jahre älter sein als ich. Ihre langen, schwarzen Haare sind zu einem lockeren Zopf geflochten und liegen über ihre Schulter. Ihr Kleid ist dunkelrot und hat einen außergewöhnlich großen Ausschnitt und um ihre Hüfte befindet sich eine große Schleife, die ihre Figur zusätzlich betont. Allerdings sind es ihre giftgrünen Augen, die mich in ihren Bann ziehen. Sie sind ganz anders als die Augen von Grell, also wird sie wohl kein Shinigami sein. Aber dennoch geht von dieser Frau eine ungewöhnliche Aura aus, die keinem gewöhnlichen Menschen gehören kann. Nun ist mir auch klar, dass es ihre Hand war, welche von einer Schulter zu anderen und dann auch noch über meine Wange gestrichen ist.
„Wen habt Ihr da mitgebracht, Meister?", fragt die Frau mit lieblicher Stimme: „Wolltet Ihr nicht bis zum Sabbatfest warten?" Ihre Hand liegt noch immer auf meiner Wange und ihre Augen mustern mich genau. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass deutlich mehr in dieser Frau steckt, als es gerade zu sein scheint. Aber dennoch ist mir ihre plötzliche Nähe deutlich zu viel und unangenehm. Doch mit ihrer anderen Hand, die sie nun auf meine Schulter legt und diese festhält, hält sie mich davon ab vor ihr zurückzuweichen.
„Ich stehe zu meinem Wort.", kommt es von Sebastian, der plötzlich die Frau am Handgelenk packt: „Ich komme heute nicht wegen einer Antwort." Nun schaut die Frau Sebastian interessiert an.
„Und weshalb seid Ihr sonst hier, Meister?", fragt sie ihn mit schief gelegten Kopf.
„Zum einen möchte ich, dass du Lucia auf das Sabbatfest vorbereitest. Sie muss wissen, wie sie sich verhalten muss und was sie auf keinen Fall tun darf.", beginnt Sebastian.
„Aber das könnt Ihr doch auch tun, Meister.", kommt es verwundert von der Frau.
„Auch wenn ich stets an ihrer Seite sein werde und weiß, wie sie sich gegenüber anderen Dämonen zu verhalten hat, so solltest du Genaueres über das Verhalten unterhalb der Hexen wissen.", antwortet Sebastian knapp: „Du kennst außerdem beinahe alle Hexen, die anwesend sein werden, und weist, von welchem sie sich fern halten sollte."
„Wie Ihr wünscht, Meister.", kommt es von der Frau: „Und was ist der weitere Grund für Euren Besuch? Oder wolltet Ihr mich nur wieder sehen?" Während sie den zweiten Teil sagt, legt sie von hinten die Arme um Sebastian. Ein unbehagliches Gefühl macht sich in mir breit. Aus irgendeinem Grund gefällt es mir nicht, dass sie ihm so nah ist. Und zu allem Überfluss unternimmt Sebastian auch nichts dagegen... Aber wieso sollte er auch?
„Ihr fehlen sämtliche Erinnerungen bis zu einem gewissen Lebensjahr.", redet Sebastian weiter: „Ich möchte, dass du überprüfst, ob jemand seine Finger im Spiel hatte." Nun wendet sie ihren Blick interessiert zu mir.
„Ist das so?", fragt sie in den Raum hinein. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich oder Sebastian gefragt hat. Da Sebastian aber keine Antwort darauf gibt, nicke ich leicht als Zustimmung. Mit schnellen Schritten kommt sie auf mich zu und bleibt nur wenige Schritte vor mir stehen und mustert mich erneut, so als würde sie nach etwas suchen.
„Interessant. Sehr interessant.", murmelt sie dabei vor sich her und mustert mich genau von oben bis unten. Dann geht sie zu dem Bücherregal herüber und fährt mit dem Zeigefinger über die verschiedenen Buchrücken. Ab und an nimmt sie ein Buch heraus, ehe sie in ihrem Tun fortfährt. Dann lässt sie einen Stapel Bücher auf dem ohnehin schon vollgepackten Tisch fallen. Bedenklich biegt dieser unter dem Gewicht zusammen, hält aber.
„Gib mir deine Hand.", fordert sie mich auf. Nun wirkt sie wieder anders, als eben noch. Diese Frau ist wirklich seltsam. Mein Blick geht zu Sebastian, welcher noch immer im Sessel zurückgelehnt sitzt. Als er nickt, gehe ich auf diese Frau zu und reiche ihr meine Hand. Kurz betrachtet sie meine Hand einfach nur, dann fährt sie mit einem Finger über diese.
>Wie will sie etwas erfahren, in dem sie aus meiner Hand liest? Kann man so nicht nur in die Zukunft sehen?<, frage ich mich, lasse sie aber machen. In meinem Rücken spüre ich nur zu deutlich Sebastians Blick. Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob er wirklich mir gilt oder doch eher der Situation.
Nach einer ganzen Weile, in der diese Frau so einiges gemacht hat, dass ich nicht verstehe, steckt sie mit ihrem Kopf in lauter Büchern. Immer wieder springt sie mit ihrem Blick von einem Buch zum anderen, von einer Seite zur anderen. Ein paar Mal schaut sie dabei sogar an die Decke, scheint nachzudenken, nur um dann wieder in ein anderes Buch zu schauen. Ich habe mich mittlerweile auf den Boden gesetzt und gegen den Sessel gelehnt, in dem Sebastian sitzt. Es gibt in diesem Raum keine andere Sitzgelegenheit, daher musste es der Boden sein. Auf die Dauer wollte ich dann auch nicht stehen bleiben.
„Wo warst du vorhin?", fragt Sebastian beiläufig. Verwundert darüber, dass er plötzlich die Stille unterbricht, schaue ich zu ihm hoch. Sein Blick aber ist noch immer auf die Frau – dessen Namen ich im Übrigen noch immer nicht kenne – gerichtet und beobachtet sie genau bei ihrem Tun. Sein Blick ruht, seit wir hier angekommen sind, auf der Frau. Bei dem Gedanken daran sticht es plötzlich in meiner Brust.
>Was ist das?<, frage ich mich innerlich. Beschließe dann aber es einfach bei Seite zu packen. Es hat sicherlich nichts zu bedeuten.
„Ich war noch mal bei Undertaker.", antworte ich und wende meinen Blick wieder vom Teufel zur mit dem Kopf in Büchern steckende Frau.
„Was wollte er?", fragt Sebastian weiter.
>Wieso ist er daran so interessiert?<, frage ich mich.
„Er meinte, er hätte Informationen für mich.", antworte ich wieder nur knapp. Er redet momentan immerhin auch nicht sonderlich viel. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie sich der Blick des Butlers für einen Moment auf mich legt, dann aber wieder zurück zur Frau geht.
„Informationen bezüglich?", fragt er wieder nach.
„Wie es scheint, legt die Organisation Akten zu jedem Mitglied an.", antworte ich nur: „Undertaker sagte mir, wo ich diese finden kann und das sie eventuell Informationen über meine Vergangenheit enthalten könnte."
„Wieso sagtest du das nicht früher?", fragt Sebastian. In seiner Stimme klingt etwas wie ein leichter Vorwurf mit.
„Ich weiß es ja selbst erst seit knapp 2 Stunden.", antworte ich ihm erneut.
„Hast du vor dir diese Akte zu holen?", fragt er nach.
„Es ist eine einmalige Gelegenheit.", meine ich nur. Es stimmt ja auch. So eine Gelegenheit werde ich nicht noch einmal bekommen: „Außerdem wann hätte ich es erwähnen sollen? Als du kamst, haben wir uns gleich auf den Weg gemacht und seit wir hier sind, hast du nur sie im Blick und nicht ein Wort mit mir gewechselt." Zum Ende hin klingt meine Stimme anklagend, auch wenn dies nicht mein Plan war. Ich wollte ihn nun wirklich nicht anfahren.
„Jolene sollte man niemals aus den Augen lassen.", sagt Sebastian dazu nur. Verwundert schaue ich ihn an, bis mir klar wird, dass diese Frau Jolene heißen muss. Dennoch verstehe ich nicht, was er damit sagen möchte.
„Ich machte sie vor Jahrhunderten zu meiner Dienerin, da sie sich durch ihre unbändige Wissbegier bereits in der kurzen Zeit eines menschlichen Lebens ein großes Wissen angeeignet hatte. Schon damals kannte sie keine Grenzen, um an Wissen zu kommen." erklärt Sebastian in ruhiger Stimme: „Und heute kennt sie noch weniger Grenzen. Sie manipuliert und benutzt Menschen, wie es ihr beliebt, um an neues Wissen zu gelangen." Verstehend nicke ich.
Durch ein frustriertes Seufzen wird meine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau gerichtet.
„Es gibt einfach nichts dazu.", kommt es schließlich von ihr.
„Was willst du damit sagen?", fragt Sebastian mit gefährlich ruhiger Stimme.
„Ich kann keinen Hinweis, Meister.", sagt Jolene aufgebracht: „Auch wenn ich mit Sicherheit sagen kann, dass jemand an ihren Erinnerungen gepfuscht hat, so kann ich keinen Hinweis auf denjenigen finden, der es getan hat oder welche Methode er dazu genutzt hat."
„Sprich deutlicher.", fordert Sebastian.
„Ohne den Schuldigen oder dessen Methode kann ich es nicht rückgängig machen.", kommt es von Jolene. Kurz kann ich ein unzufriedenes Muren von Sebastian hören.
„Dann bleibt wohl nur die Akte übrig, um an die verloren gegangenen Erinnerungen zu gelangen.", kommt es schließlich vom Teufel. Kurz darauf erhebt er sich auch schon aus dem Sessel. Kurz schaue ich ihn an, dann stehe ich ebenfalls wieder auf. Schnell klopfe ich mir den Staub vom Rock meines Kleides.
„In den nächsten Wochen bis zum Sabbatfest werden Lucia und ich dich noch einige Male aufsuchen. In dieser Zeit wirst du ihr alles vermitteln, was sie wissen muss.", kommt es im strengen Ton von Sebastian.
„Selbstverständlich, Meister.", kommt es von Jolene. Ihre Stimme ist ruhig, beinahe vorsichtig. Sie wird wohl nur zu gut wissen, dass man mit Sebastian nicht spaßen darf, wenn er verstimmt ist. Ohne etwas Weiteres dazu zu sagen, greift Sebastian wieder nach meiner Hand und zieht mich hinter sicher her aus dem Raum.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt