Der Dieb kommt in London an

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Diese Geschichte spielt nicht im Rahmen des Manga oder des Anime. Er spielt zeitlich danach im Jahr 1897. Auch habe ich einige Änderungen im Verlauf der Story vorgenommen und den Manga und Anime teilweise vermischt.
Ciel wird in der Story 20 Jahre alt und, wie am Ende von Staffel 2, ein Dämon sein. Auch lebt Agni in meiner FF noch und für Undertaker lasse ich mir auch noch etwas einfallen, dass er friedlich in dieser FF auftauchen wird ;)

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Kapitel 1: Der Dieb kommt in London an

Mein Blick folgt dem Kind, wie es fröhlich lachend in die Arme seines Vaters springt. Es ist ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt. Sie und ihre Mutter warteten bereits am Bahnsteig als der Zug einfuhr, um den Vater von diesem abzuholen. Lachend fängt der Mann im schlichten Gehrock und mit Zylinder auf dem Kopf das kleine Mädchen und wirbelt es einmal im Kreis, ehe er es auf den Arm nimmt und ihr einen Kuss auf die Wange gibt. Danach geht er zu seiner Frau und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Es ist ein glückliches Wiedertreffen der Familie.
Schwermütig wende ich meinen Blick ab. Ich finde es wirklich toll, wenn eine Familie so glücklich ist, aber in mir löst es gleichzeitig auch Traurigkeit aus. Traurigkeit, weil ich es nie kennenlernen konnte. Wobei... So kann ich das nicht sagen. Ich kann mich daran einfach nicht mehr erinnern. Ich habe absolut keine Erinnerungen an meine Kindheit. Meine Erinnerungen beginnen erst im Alter von 13 Jahren. Und es sind wahrlich keine schönen Erinnerungen. Davon möchte ich jetzt aber nicht anfangen. Das Ganze liegt nun schon zehn Jahre zurück und ich habe ein neues Leben begonnen. Seufzend verlasse ich den Bahnsteig und danach auch das Bahnhofsgebäude und mache mich auf den Weg, schließlich habe ich noch etwas zu erledigen. Doch zuerst muss ich eine Herberge finden. Das sollte aber in London wohl nicht allzu schwierig werden.
Schweigend laufe ich also durch die belebten Straßen dieser Stadt. Es ist hier echt viel los. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass Londoner es als einen ruhigen Tag bezeichnen würden. Ich komme zwar sehr viel umher, allerdings bin ich dennoch recht selten in solchen Großstädten. Zu meinem Glück habe ich eine Wegbeschreibung zu einer Unterkunft mit auf den Weg bekommen, sodass ich diese nur finden muss.
Seufzend schaue ich mich um. Die Beschreibung hat mir leider nicht ganz so weit gebracht, wie erhofft. Eigentlich sollte ich jetzt angekommen sein, allerdings sehe ich hier nirgendwo eine Herberge oder ein Gasthaus. Suchend schaue ich mich noch einmal in der Umgebung um. Vielleicht finde ich ja doch noch einen Hinweis auf den Verbleib der Herberge. Immerhin wurde mir bisher nie eine falsche Information mitgegeben.
>Dann hilft wohl nichts anderes mehr.<, denke ich mir ernüchtert und steuere auf einen kleinen Laden zu. Als ich die Tür öffne, ist das Läuten der kleinen Türklingel zu hören. Sofort kommt eine etwas rundlichere Frau aus dem Hinterzimmer. Als sie mich sieht, legt sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Dieses aber erreicht ihre Augen nicht im Geringsten.
„Was kann ich für dich tun, Kindchen?", fragt sie mich höflich.
>Kindchen?<, frage ich mich im Stillen. Ich meine, ich bin mittlerweile 23 Jahre alt und damit sicherlich kein Kindchen mehr. Allerdings lächle ich sie ebenso an, wie sie mich.
„Ich suche nach einer Herberge. Mir wurde eine Wegbeschreibung gegeben, allerdings kann ich sie dennoch nicht finden.", erkläre ich ihr ruhig. Das Lächeln auf ihren Lippen wird noch etwas breiter.
„Da bist du hier richtig. Das hier ist eine Herberge. Allerdings ist das Schild gerade in der Reparatur, deshalb ist es etwas schwierig uns zu finden.", erklärt sie mir. Verstehend nicke ich.
„Wie lange möchtest du denn bleiben?", fragt sie dann weiter, als sie sich hinter den Tresen stellt. Mein Blick geht einmal durch den Raum. Es sieht nicht gerade, wie eine seriöse Herberge aus. Allerdings soll mich das nicht stören.
„Ich brauche ein Einzelzimmer für die nächsten vier Tage.", antworte ich ihr daher. Während sie in dem Buch vor sich etwas notiert, nickt sie mir zu.
„Da haben wir noch ein Zimmer für dich frei. Du kannst auch gerne zahlen, wenn du wieder ausziehst, aber dann müsstest du jetzt eine Anzahlung leisten.", meint sie und schaut nun wieder mich an.
„Nein, schon gut. Ich zahle gleich im Voraus.", sage ich und lege ihr das Geld auf den Tresen: „Reich das?" Sie nimmt das Geld und zählt schnell nach, ehe sie langsam nickt.
„Das stimmt genau.", kommt es dann auch schon von ihr.
„Gut, welche Zimmernummer ist es?", frage ich sie. Die Frau öffnet eine Schublade und holt einen Schlüssel heraus, diesen legt sie dann auf den Tresen vor mir.
„Zimmer 104. Erster Stock, dritte Tür links.", sagt sie und widmet sich dann auch schon wieder etwas anderes. Ohne noch etwas zu sagen, nehme ich den Schlüssel und gehe nach oben.
Im Zimmer angekommen, lege ich meinen Koffer gleich auf den Schreibtisch ab und öffne diesen. Er ist halb leer. Ich brauche für einen Auftrag nicht allzu viel, allerdings wäre es auch zu auffällig gewesen, wenn ich ohne Koffer gereist wäre. Schnell nehme ich mir die beige Akte und schlage die erste Seite auf. Wenig begeistert gehe ich den Auftrag noch einmal durch. Wahrscheinlich wäre niemand über diesen Auftrag erfreut gewesen. Seufzend hole ich dann auch noch die anderen Dinge heraus, die ich erst einmal brauche. Meine Vorbereitungen sind immerhin noch nicht abgeschlossen.
„Zuerst muss ich mir die Umgebung genauer ansehen.", murmle ich vor mich hin, als ich das Kleid aus meinem Koffer ziehe. Es ist in einem dunkelgrünen Ton gehalten und der Rock hinten etwas gerafft. Dazu gehört noch eine lange Jacke in einem ruhigen Braunton und einen kleinen Hut. Um das Outfit dann noch abzurunden, habe ich auch noch ein paar hochgebundene Schuhe aus Leder. Kurz überlege ich, ob ich noch eine Perücke aufsetzen soll, entscheide mich aber dann dagegen. Das kann ich auch später noch tun. Stattdessen nehme ich nun die farbigen Kontaktlinsen. Es ist schon sehr praktisch, wenn man Zugang zu den Erfindungen eines großartigen Genies hat. Es ist wirklich unglaublich, was eine andere Frisur und Augenfarbe alles machen kann. Fast kein Mensch weiß, dass es die Möglichkeit dazu gibt für ein paar Stunden die Augenfarbe zu ändern.
Es dauert nicht lange und ich betrachte mich noch einmal im Spiegel. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich mich wohl selbst nicht so schnell wieder erkennen. Statt meiner hellen blauen Augen schauen mich nun braune Augen an. Meine Haare trage ich noch offen, wie sonst immer, sondern hochgesteckt und mit vielen Nadeln fixiert. Diese Kleidung lässt mich deutlich eleganter wirken, aber dennoch ist sie recht unbequem, vor allem das Korsett. Allerdings muss ich dieses ja auch nicht lange tragen.
Gerade als ich den Eingangsraum durchquere, der mich noch immer nicht an ein Gasthaus erinnert, kommt die rundliche Frau wieder heraus. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaut sie mich an. Scheint zu versuchen mich einzuordnen, es dann aber aufzugeben und sich wieder mit ihrer Arbeit zu beschäftigen. Das ist das Gute an solchen Gasthäusern: Niemand stellt Fragen.

Es dauert auch nicht lange und schon bin ich in der richtigen Gegend angekommen. Wie erwartet ist hier alles sehr fein, ordentlich und sauber. Immerhin leben die Adeligen und Reichen hier. Und hier befindet sich auch mein nächstes Ziel. Na ja, jetzt noch nicht. Nach meinen Informationen soll er in zwei Tagen hier ankommen. Bis dahin habe ich also noch Zeit die Umgebung genauer zu erkunden und mir ein Bild von der Lage zu machen, sodass ich mir einen Plan ausarbeiten kann.
Langsam laufe ich die Straße entlang so als würde ich einen Spaziergang machen. Ich lasse meinen Blick durch die Gegend schweifen, dass es so wirkt, als würde ich mir diese begeistert anschauen. In Wahrheit allerdings erkunde ich schon einmal Verstecke und Fluchtwege. Ich suche nach den idealen Wegen, um unerkannt zu bleiben. Die vielen Bäume um das Gebäude herum sind auf jeden Fall ein großer Vorteil für mich, sie würden mir viel Deckung ermöglichen.
Nach wenigen Minuten komme ich an meinem Ziel an und beschaue mir ach diesen genauer. Der freie Vorhof könnte ein Nachteil sein, da er keine Deckung bietet. Wenn ich es aber richtig sehe, dann habe ich genügend Möglichkeiten über die Seiten in das Haus zu gelangen. Die Bäume reichen recht nah heran und auch an den Seiten befinden sich Fenster. Über das Dach werde ich aber wohl nicht in das Haus hineinkommen, dafür sind die Bäume zu kurz. Auch der zweite Stock ist nicht an vielen Stellen zu erreichen, dadurch dass das Anwesen auf einem Fundament gebaut wurde.
Meine Aufmerksamkeit wird von der Umgebung gerissen, als ich eine fröhliche Stimme hören kann. Sie kommt von vorne. Als ich aufschaue, sehe ich einen jungen Mann mit gebräunter Haut und lila Haaren. Er läuft fröhlich durch die Straße und redet geradezu ununterbrochen. Dicht hinter ihm läuft ein zweiter Mann, definitiv ist dieser etwas älter als der andere. Auch er hat gebräunte Haut, allerdings langes weißes Haar. Verwundert stelle ich fest, dass die beiden in das Anwesend abbiegen, welches ich mir gerade genauer angeschaut habe.
>Wohnen die beiden etwa da?<, frage ich mich. Kurz überlege ich, ob ich mich vielleicht doch im Haus getäuscht habe. Allerdings bin ich mir ganz sicher, dass dies nicht der Fall sein kann. Ich gehe noch einmal alle Informationen nach, die ich erhalten habe. Aber mir will nichts zu diesen beiden einfallen.
>Habe ich etwa etwas übersehen?<, frage ich mich und gehe langsam an dem Eisentor vorbei. Ich lasse meinen Blick unauffällig auf den Vorderhof gleiten. Selbst wenn es jemand bemerken sollte, würde es wohl keinen bei der Lautstärke des jungen Mannes wundern.

Als ich wieder in meinem Zimmer angekommen bin, bin ich wirklich froh, als ich wieder aus diesen Sachen herauskomme und auch die Kontaktlinsen herausnehmen kann. Meine Augen brennen und meine Lippen schmerzen. Was man nicht alles für einen Auftrag auf sich nimmt. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie die Frauen in der Oberschicht das den ganzen Tag aushalten. Als ich alles wieder ordentlich verstaut habe, nehme ich mir noch einmal die Akte heraus und gehe sie noch einmal gründlich durch. Ich muss mir jedes Detail für meinen Auftrag merken, ansonsten könnte ein Fehler passieren.

SchattendiebWo Geschichten leben. Entdecke jetzt