Der Dieb und der neue Auftrag

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Hey Leute,

ich konnte es einfach nicht lassen, deshalb gibt es nun wieder ein neues Kapitel.
Ich hoffe, dass es euch gefällt.
Dann bist Freitag.

LG Juzo-chan

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Kapitel 22: Der Dieb und der neue Auftrag

Noch immer etwas zögerlich stehe ich vor der Tür. Aber was habe ich schon für eine Wahl? Ich kann nicht einfach nicht erscheinen. Das würde die Abmachung mit dem Earl zunichtemachen. Und mit Sebastian und den anderen werde ich mich sicherlich nicht anlegen. Zumal ich die anderen in diesen wenigen Tagen doch recht gern gewonnen habe. Es ist seit langer Zeit der erste Ort, an dem ich mich wirklich wohl und erwünscht fühle – mal von Albert abgesehen. Das werde ich mir sicherlich nun nicht durch mein Zögern selbst kaputt machen. Außerdem hat der Earl bisher – auch wenn er ebenso wie Sebastian ein Teufel sein sollte – bisher nichts getan, was mich dazu veranlassen sollte, misstrauisch zu sein.
Also fasse ich neuen Mut und klopfe gegen die Tür. Es dauert ein paar Sekunden, dann höre ich auch schon die Aufforderung einzutreten.
„Sie haben gerufen, Earl?", frage ich, als ich die Tür hinter mir wieder schließe. Einen Moment schaut er weiterhin aus irgendwelche Zettel vor sich, dann legt er sie ab und wendet seinen Blick zu mir.
„Ja.", sagt er ruhig: „Ich habe vor kurzem einen Brief von der Königin erhalten. Es geht um einen neuen Auftrag. Da ich allerdings hier ziemlich viel zu tun habe und wegen des Besuches nicht für mehrere Tage plötzlich abwesend kann, möchte ich, dass du und Sebastian einige Nachforschungen unternehmt."
>Brief von der Königin? Ach ja, er ist ja der Wachhund der König von England.<, geht es mir durch den Kopf.
„Natürlich, Earl.", antworte ich mit einer leichten Verbeugung: „Nur erlaubt Ihr eine Frage?"
„Nur zu.", kommt es vom Earl. Am Klang der Worte kann ich hören, dass er leicht grinst. Als ich mich wieder aufrecht hinstelle, sehe ich das besagte Grinsen auch. Man kann nun einmal am Klang der Stimme oder der Worte erkennen, ob jemand grinst oder nicht und wie stark er grinst. Es braucht vielleicht etwas Gespür und Feinsinn, aber es ist möglich, man muss nur die Stimme des Gegenübers dazu kennen.
„Verzeiht bitte die Frage, aber wie sollen Sebastian und ich diese Nachforschungen zusammen anstellen? Ich meine, er sollte dies doch viel schneller alleine schaffen. Außerdem bin auch ich eher darauf spezialisiert alleine zu arbeiten. Eine Zusammenarbeit könnte behindernd sein.", formuliere ich meine Bedenken vorsichtig aus. Noch während ich spreche, erscheint ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen des Grauhaarigen.
„Nun, das lässt sich einfach erklären. Du solltest dich daran gewöhnen, wie ich vorgehe bei solchen Fällen. Das kannst du dir durch diese Zusammenarbeit ansehen und annehmen.", erklärt er ruhig, als er weiterspricht, wird sein Grinsen neben belustigt auch noch sadistisch: „Außerdem kann Sebastian es nicht wirklich leiden bei seinen Nachforschungen begleitet zu werden. Sieh es einfach als kleine, persönliche Rache an." Verwirrt mustere ich den Earl.
„Doch nicht etwa wegen des Unterrichts letzte Nacht, junger Herr?", kann ich plötzlich Sebastians Stimme hinter mir hören. Ich habe nicht bemerkt, wie er die Tür geöffnet und wieder geschlossen hat, weswegen ich beim Klang seiner Stimme leicht zusammenzucke. Der Earl allerdings schaut Sebastian nur trotzig an und sagt nichts mehr dazu.
>Also doch deswegen.<, stelle ich fest. Im Moment erinnert der Earl weniger an einen hohen Adeligen im Auftrag ihrer Majestät der Königin von England, noch an einem Teufel, sondern viel eher an ein bockiges Kind, dass seinen Willen nicht bekommen hat. Sebastian, welcher in dem Moment mit dem Servierwagen vorbeigeht, seufzt nur leise aus. Es ist so leise, dass ich es gerade so noch hören kann.
„Und welcher Art Nachforschungen sollen angestellt werden? Wo sollen wir diese einholen?", fragt der Butler.
„An mehreren Orten.", beginnt der Earl nun plötzlich gelangweilt, stützt sein Gesicht auf die Faust und schaut wieder auf einen seiner Zettel: „Ihr werdet bei ihm beginnen. Danach müssten ihr nach West Midlands und anschließend nach South West England. In diesen Regionen gibt es seit einigen Wochen immer wieder Überfälle auf Klöster. Bedauerlicherweise gab es dabei mehrere Todesopfer. Sollte es dabei ein tiefer gehendes Motiv geben, werde ich mich diesem Auftrag annehmen, andererseits wird er an Scotland Yard übergeben."
>Welchen Hintergrund sollte das haben?<, frage ich mich innerlich. Vielleicht sollte ich mich damit zuvor noch mal auseinandersetzen. Bisher hatte ich nicht allzu viel mit Klöstern zu tun. Aber gibt es hier in England nicht eine eigene Kirche?
„Klöster also?", kommt es kichernd vom Teufel.
>Ein Teufel in einem Kloster... Ironie lässt grüßen.<, geht es mir durch den Kopf.
„Ja. Aber zuerst werdet ihr zu ihm gehen und euch Informationen zu den Opfern holen.", sagt der Earl noch ohne aufzuschauen.
„Jawohl, my Lord.", antwortet Sebastian und deutet eine leichte Verbeugung an. Dann gibt er mir ein Zeichen, dass ich nun das Arbeitszimmer wieder verlassen soll. Schnell komme ich dem nach und drehe mich um. Als ich auf die Tür zugehe, bemerke ich Sebastian, der ziemlich dicht hinter mir läuft.
>Macht der das eigentlich mit Absicht?<, frage ich mich leicht genervt: >Der will mich doch provozieren.<
„Ach bevor ich es vergesse. Ihr könnte zwar eines von deinen Portalen zu ihm nutzen, Lucia, aber nicht um die Klöster genauer zu untersuchen.", merkt der Earl noch an.
>Wieso nicht?<, frage ich mich, dann aber kommt mir ein möglicher Grund. Es wäre immerhin auffällig, wenn zwei Leute von jetzt auf gleich zu lange Strecken zurücklegen. Das würde für viel Aufsehen und Gerüchte sorgen. Selbst wenn uns eine plausible Ausrede einfallen sollte, würde das Probleme bei den Nachforschungen auslösen. Zielpersonen sollten niemals gewarnt sein.
„Natürlich, junger Herr.", antwortet Sebastian, ehe er mich auch schon in den Flur hinausschiebt.
Kaum ist die Tür verschlossen, wendet sich Sebastian lächelnd an mich. Misstrauisch schaue ich ihn an. Da kommt mit Sicherheit noch etwas.
„Da ich noch einige Vorbereitungen treffen muss bevor wir abreisen, empfehle ich dir einen Koffer zu packen und bis zur Abreise deiner Arbeit nachzugehen.", sagt Sebastian noch an mich gewandt. Ohne eine Antwort abzuwarten, dreht er sich um und geht. Ich schaue ihm kurz hinterher, dann mache ich mich auch auf den Weg in mein Zimmer.

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