Hey Leute,
ich weiß, heute ist nicht Freitag. Leider muss ich euch auch enttäuschen. Es wird diese Woche keine zwei Kapitel geben. Ich habe nur beschlossen, dass ich ab sofort jeden Montag ein Kapitel hochladen werden.
Dann wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen.LG Juzo-chan
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Kapitel 30: Der Dieb lernt nie aus
„Ich erwarte dich vor dem Abendessen wieder hier.", sagt Sebastian noch und fixiert mich mit einem Blick.
„Keine Sorge, ich werde mich nicht verspäten.", kontere ich nur schlicht: „Anders als du, verlasse ich immerhin nicht einmal das Klostergelände." Sebastian geht nicht weiter darauf ein, sondern nickt gelegentlich kurz, ehe er das Zimmer auch schon verlässt.
„Wir sehen uns dann später, Liebste.", sagt er mit freudiger Stimme, als er den Flur betritt. Verwirrt schaue ich ihn kurz an, dann aber sehe ich eine Novizin vorbeigehen. Auf ihren Wangen bildet sich ein leichter Rotschimmer, als ihr und Sebastians Blick sich kurz treffen und Sebastian ihr freundlich lächelnd zu nickt. Ich verdrehe darüber nur meine Augen. Wieso kann er es eigentlich nie sein lassen? Dann ist Sebastian auch schon verschwunden und ich bleibe allein ein dem kleinen Zimmer zurück. Mein Blick wandet kurz zu dem Fenster, ehe ich an eben dieses trete. Auf dem Hof ist nun nicht mehr allzu viel los, wie noch vor einigen Minuten. Allerdings steht jetzt auch die Tür zu einem der kleineren Gebäude offen.
>Dort sind sicherlich jetzt einige.<, geht es mir durch den Kopf, als ich mich vom Fenster abwende: >Man sehen, was sie dort machen.< Mit diesem Gedanken verlasse ich ebenfalls das Zimmer.
Ich bin noch nicht einmal auf dem Hof des Klosters, sondern gerade erst auf der Treppe zur großen Eingangshalle. Durch den Steinboden und die hohen, kahlen Wände hallen meine Schritte in der Halle wieder. Hier und da stehen ein paar Tischlein mit Blumenvasen darauf und auf dem Boden liegt von der Tür bis zum Treppenansatz ein schmaler, langer Teppich, ansonsten ist in dieser Halle nichts weiter. Aber die Fenster sind bunten Mosaikfenster, welche biblische Bilder zeigen. Obwohl ich das Gebäude noch nicht verlassen habe, spüre ich erneut, wie mir die Luft wegbleibt.
>Wieso geschieht das hier ständig?<, frage ich mich verwundert. Natürlich ist mir klar, dass es wohl mit diesem Duft zusammenhängen muss. Immerhin verstärkt sich dieses Gefühl umso mehr, desto stärker der Duft wird. Langsam setze ich meinen Weg nach draußen fort, achte dabei aber verstärkt auf meine Atmung.
>Langsam atmen, dann geht es schon.<, wiederhole ich ein paar mal in meinen Gedanken, bis ich schließlich auf den Hof heraustrete. Sofort schlägt mir dieser intensive Geruch entgegen und raubt mir die Luft zum Atmen. Mit diesem unangenehmen Gefühl mache ich mich auf den Weg zu dem kleinen Gebäude, wessen Tür noch immer offen steht.
Vorsichtig schaue ich hinein. Tatsächlich befinden sich mehrere Nonnen im Inneren. Ansonsten stehen wir noch ziemlich viele große Tongefäße herum. Hier drinnen ist der Geruch noch viel intensiver, sodass ich wirklich Schwierigkeiten habe zu atmen.
„Entschuldigen Sie?", mache ich auf mich aufmerksam. Eine Nonne nur wenige Meter von mir blick verwundert auf. Als ihr Blick an mir hängen bleibt, kommt sie schnell in meine Richtung.
„Kindchen, was machst du denn hier?", fragt sie hektisch und schiebt mich sachte an den Schultern auf den Hof.
„Du kannst doch nicht einmal ohne einen Schutz in den Schuppen gehen.", ermahnt sie mich mit sanftem Tadel. Sanft dirigiert sie mich in eine Ecke. Tatsächlich dauert es nur einige wenige Minuten und schon erleichtert sich meine Atmung wieder.
„Was machen Sie in dem Schuppen?", frage ich noch immer leicht atemlos nach.
„Das ist das Ruhelager für unsere Parfüms.", erklärt sie mit ruhiger Stimme. Besorgt blickt sie mich an, während sie meine Hände schützend in ihre legt.
„Geht es dir wieder besser?", fragt sie nach. Ich nicke leicht.
„Das war sehr leichtsinnig von dir.", ermahnt sie mir mit sanfter Strenge: „Durch die ästhetischen Öle, kann man nicht lange in den Schuppen bleiben – schon gar nicht ohne die Schutzmaske."
„Entschuldigen Sie, ich wusste nicht, was das für ein Schuppen ist.", entschuldige ich mich leicht lächelnd bei ihr.
„Ach, Kindchen. Hat dir denn niemand gesagt, dass Neugier der Katze Tod ist?", fragt sie mich seufzend. Ich kann nichts anders tun, als sie weiterhin anzulächeln.
„Nun gut.", sagt sie schließlich: „Interessierst du dich etwas für die Herstellung von Parfüm?" Kurz schaue ich sie an.
>Das wäre die Möglichkeit leicht an einige Informationen über diesen Ort heranzukommen.<, überlege ich.
„Ja, das tue ich tatsächlich. Deshalb sind wir – also mein Mann und ich – auf unserer Reise auch an diesem Kloster vorbeigekommen.", antworte ich mit einem Lächeln.
„Da hast du aber einen guten Mann, wenn er extra mit dir hierherkommt.", sagt die Nonne lächelnd: „Wo unser Kloster doch sehr abgelegen ist."
„Nun ja, es ist unsere Hochzeitsreise und er wollte mir damit eine Überraschung machen.", antworte ich lächelnd. Irgendwie habe ich ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich gerade einer Nonne direkt ins Gesicht lüge. Aber auch nur ein kleines bisschen.
Nur ein paar Minuten später gehe ich auch schon neben der Nonne im Schuppen umher. Hier und da bleibt sie stehen und erklärt mir alles genau.
„Hier haben wir mehrere Parfüms, die ruhen müssen, um ihren Duft voll ausreifen zu können.", erklärt sie und deutet auf eine Reihe von Tongefäßen: „Einige müssen nur zwei Wochen lagern, andere sogar Monate. Umso länger sie hier lagern, umso intensiver wird ihr Geruch."
„Was machen Ihre Schwestern da?", frage ich verwundert, als ich sehen, wie einige Nonnen mit einem Sieb in den Tongefäßen herumfahren.
„Sie sammeln die alten Pflanzenteile heraus, um diese durch neue zu ersetzen. Wenn man die alten drinnen lassen würde, würde sich der Geruch nach einer Weile nur noch schlecht intensivieren." Verstehend nicke ich.
Nach einer knappen Stunde hat sie mir gezeigt in welchen Schritten sie hier die Parfüms herstellen. Es ist wirklich deutlich zeitintensiver, als ich bisher angenommen habe. Allerdings kenne ich Parfüms auch nur aus kleinen Flaschen.
„Das es so ein Aufwand ist Parfüm herzustellen.", murmle ich vor mich hin.
„Nun, aber es lohnt sich. So verdienen wir hier im Kloster den nötigen Unterhalt, um hier in Frieden leben zu können.", lächelt mich die Nonne an. Ich nicke nur leicht.
„Und woher holen Sie alle die Pflanzen, die Sie dafür brauchen?", frage ich neugierig nach.
„Viele pflanzen wir selbst in einem Gewächshaus an. Aber einige holen wir auch aus dem Wald.", erklärt sie, als wir durch das Lager gehen, indem sich alle Pflanzen befinden. Hier befindet sich wirklich eine große Spannbreite an Blumen und Kräutern. Ziemlich viele von ihnen könnte man auch für anderes als Parfüms nutzen. Ich habe zum Beispiel schon Baldrian gesehen, welcher beruhigend wirkt, und auch Erdbeeren und Ginseng, welche natürliche Aphrodisiaka sind, konnte ich finden, ebenso Waldmeister, welcher gegen Kopfschmerzen und Migräne hilft. Hier gibt es also allerhand nützliche Dinge.
„Aber sind Pflanzen nicht zu unterschiedlichen Zeiten am wirkungsvollsten? Das unterscheidet sich doch sogar schon in der Tageszeit.", überlege ich laut.
„Du kennst dich aber gut aus.", kommt es erstaunt von der Nonne. Ertappt lache ich kurz auf und kratze mir unbeholfen am Hinterkopf.
„Na ja, mein Bruder hat mir viel beigebracht. Er wollte immer, dass ich für alle Fälle gewappnet bin.", erkläre ich ihr. Kurzzeitig macht sich Trauer in mir breit, als ich an Albert denke und daran, dass ich ihn nie wieder sehen werde.
„Du hattest aber einen fürsorglichen Bruder, wenn er dir das beigebracht hat.", kommt es noch immer erstaunt von er Nonne.
„Na ja, er war recht speziell. Aber er war ein toller Bruder.", antworte ich lächelnd. Die Nonne scheint zu merken, dass es nicht das angenehmste Thema ist, zumindest geht sie nicht weiter darauf ein.
„Um noch einmal auf deine Frage zurückzukommen: Wir müssen natürlich die Pflanzen dann holen, wenn sie am wirkungsvollsten sind. Das bedeutet, dass sich zu den Zeiten ein bis zwei Nonnen auf den Weg machen und sie dann holen.", erklärt die ältere Dame mir.
„Auch mitten in der Nacht?", frage ich verwundert. Immerhin gibt es auch solche Kräuter.
„Auch mitten in der Nacht.", bestätigt sie.
„Aber ist es dazu nicht in letzter Zeit zu gefährlich? Ich meine, die Morde...", frage ich sie, breche aber mitten im Satz ab. Es ist nicht so, als wäre es mir unangenehm darüber zu reden, aber die meisten Menschen scheuen sich nun einmal davor und es mag doch seltsam wirken, wenn eine junge Frau davon unberührt bleibt.
„Nun, deshalb gehen wir nie allein in den Wald. Nach den ersten Morden haben sich kleine Gruppen gebildet.", erklärt sie: „Wir können nun einmal nicht aufhören die Pflanzen zu sammeln. Wir brauchen sie für unsere Parfüms und deren Erlöse. Nur so können wir unser Kloster hier halten und das ist nun einmal unsere Pflicht und der Schwur den wir geleistet haben bei unserem Eintritt."
>Sie nehmen das aber sehr ernst.<, geht es mir durch den Kopf: >Immerhin könnte sie selbst zu einem Mordopfer werden.<Als die Sonne am Untergehen ist, kehre ich zurück auf das Zimmer, um mich umzuziehen, ehe Sebastian zurückkommt. Während ich die Nonnen unauffällig ausgefragt habe, habe ich ihnen etwas bei ihrer Gartenarbeit geholfen und dadurch mein Kleid dreckig gemacht. Auf den dunklen trachten der Nonnen fällt es nicht allzu sehr auf, wie auf meinem hellblauen Rock.
Gerade als ich diese über das Bettende lege und mir einen anderen nehmen möchte, öffnet sich die Tür.
>Wieso war das nur so klar?<, frage ich mich innerlich und ignoriere den Teufel, der die Tür schnell wieder verschießt, aber vor ihr stehen bleibt.
„Keinen spitzen Kommentar?", frage ich ihn, als ich den neuen Rock schließe und mich zu ihm umdrehe.
„Sollte ich etwa?", fragt er herausfordernd, wobei ich mir sicher bin so etwas wie Belustigung in seinen Augen sehen zu können.
„Würde mich auf jeden Fall nicht wundern.", kontere ich nur.
„Also wirklich. Du solltest nicht so schlecht von mir denken.", meint Sebastian nur gespielt getroffen.
„Ich soll nicht so schlecht von dir denken? Einem Teufel persönlich?", frage ich leicht grinsend. Der belustigte Ausdruck kehr in die Augen des Butlers zurück, als er einige Schritte auf mich zu macht. Kurz vor mir bleibt er stehen. Ich gebe mir wirklich Mühe nicht zurückzuweichen. Besonders, als er sich dann auch noch zu mir herunterbeugt und eine Haarsträhne um seinen Finger wickelt. Seine andere Hand unterdessen legt sich auf meinen Rücken und hindert mich daran von ihm wegzutreten.
„Ich kann dir versichern, dass wir Teufel lange nicht so boshaft sind, wie die Menschen es sein können.", antwortet er mit leiser Stimme. Ich spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt und mein Puls sich beschleunigt. Er ist mir definitiv viel zu nah!
„Aber durchtrieben seid ihr und Meister der Manipulation noch dazu.", meine ich nur und halte seinen Blick stand, auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie genau ich das schaffe.
„Da hast du allerdings recht, meine Liebe.", sagt er und kommt mir tatsächlich noch ein Stück näher. Es sind nur noch Zentimeter, die sein Gesicht von meinem trennen. Ununterbrochen blickt er mir dabei in die Augen und hält so meinen Blick gefangen. Mein Herz schlägt mir mittlerweile bis in die Ohren und auch meine Atmung geht nun deutlich flacher.
„Allerdings machen viele Menschen es uns auch zu einfach, sie zu manipulieren. Die Kunst der Teufel ist es, diese Schwäche zu erkennen und zu nutzen.", raunt er mir zu.
„Da hast du allerdings recht.", meine ich nur heißer: „Und doch sind die Menschen die Meister der Lüge. Sie beherrschen es sogar so gut, dass sie sich selbst belügen können – ein Leben lang."
„Hast du da etwas jemanden ganz bestimmten im Sinn?", fragt Sebastian mit gedeckter Stimme. Ich nicke nur leicht. Doch ehe ich antworten kann und auch ehe Sebastian noch etwas hätte tun können, ertönt plötzlich eine Glocke.
„Das ist die Glocke zum Essen.", raunt der Teufel mir entgegen: „Wir sollten nicht zu spät kommen. Ansonsten werden die Nonnen noch misstrauisch."
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Schattendieb
RomanceSchon seit einigen Jahren kommen immer wieder Geschichten eines Diebes in ganz Europa auf. Ein Dieb - ohne Namen und Gesicht, aus dem Nichts aufgetaucht und den Titel als Meisterdieb errungen - lässt alle Reichen Europas erzittern und bangen. Das si...